Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
und Richten der Gewänder, das Frauen zu tun hatten, bevor sie irgendwohin gehen konnten, ob sie nun aus Seanchan oder Altara oder sonst woher kamen. Allerdings nahm die rothaarige Da’covale Tuon und Suroth diese Arbeit ab. Mat nutzte die Gelegenheit, um Tylin ein Stück zur Seite zu nehmen, weit genug, um nicht belauscht zu werden. Die So’jhin verfolgte ihn mit ihren Blicken, was ihm nicht entging, aber wenigstens schien Tuon, die die Bemühungen der schlanken Da’covale über sich ergehen ließ, seine Existenz vergessen zu haben.
»Ich bin nicht einfach nur gefallen«, sagte er leise zu Tylin. »Der Gholam hat vor wenigen Stunden versucht, mich zu töten. Es wäre vielleicht besser, wenn ich gehe. Das Ding ist hinter mir her und wird nicht davor zurückschrecken, jeden in meiner Nähe zu töten.« Dieser Plan war ihm gerade erst eingefallen, aber er fand, dass er gute Erfolgsaussichten hatte.
Tylin schniefte. »Er … es … kann dich nicht bekommen, Schweinchen.« Sie warf Tuon einen Blick zu, der die Hochlady ihren Plan mit der Schwesternschaft hätte vergessen lassen, wenn sie ihn gesehen hätte. »Und sie auch nicht.« Wenigstens war sie schlau genug, um zu flüstern.
»Wer ist sie?«, fragte er. Nun, einen Versuch war es wert gewesen.
»Die Hochlady Tuon und du weißt so viel wie ich«, erwiderte Tylin genauso leise. »Suroth springt, wenn sie die Stimme erhebt, und sie springt, wenn Anath spricht, obwohl ich fast schwören könnte, dass diese Anath eine Dienerin ist.« Plötzlich kratzte sie mit dem Finger einen Schlammfleck von seiner Wange. Er hatte gar nicht gewusst, dass er auch Dreck im Gesicht hatte. Auf einmal trat das Adlerweibchen wieder deutlich in ihre Augen. »Erinnerst du dich an die rosafarbenen Schleifen, Süßer? Wenn ich zurückkomme, werden wir ausprobieren, wie du in Rosa aussiehst.«
Sie rauschte mit Tuon und Suroth aus dem Raum, gefolgt von Anath und der So’jhin und den Da’covale , und ließ Mat mit der großmütterlichen Dienerin zurück, die anfing, den Weintisch aufzuräumen. Er ließ sich auf einen der Bambusstühle sinken und verbarg den Kopf in den Händen.
Zu jeder anderen Zeit hätten ihn die rosafarbenen Schleifen erschaudern lassen. Er hätte niemals versuchen sollen, ihr die Meinung zu sagen. Selbst der Gholam nahm nur einen kleinen Teil seiner Gedanken ein. Die Würfel waren verstummt und … Was? Er war drei Leuten von Angesicht zu Angesicht – oder zumindest so gut wie – begegnet, die er nie zuvor getroffen hatte, aber das konnte es nicht sein. Vielleicht hatte es etwas damit zu tun, dass Tylin zu einer Angehörigen des Blutes gemacht werden sollte. Aber wenn die Würfel zuvor innegehalten hatten, war immer ihm persönlich etwas zugestoßen.
Er saß da und machte sich deswegen Sorgen, während die Dienerin anderes Personal hereinrief, um alles wegzubringen. Mat saß da, bis Tylin zurückkehrte. Sie hatte das mit den rosafarbenen Schleifen nicht vergessen und das ließ wiederum ihn alles andere für eine ziemlich lange Zeit vergessen.
KAPITEL 18
Ein Angebot
D ie Tage, nachdem der Gholam versucht hatte, ihn zu töten, nahmen einen Rhythmus an, der Mat fast in den Wahnsinn trieb.
In den Straßen sprach man von einem Mann, der nicht weit außerhalb der Stadt von einem Wolf getötet worden war, man hatte ihm die Kehle herausgerissen. Niemand war deswegen besorgt, sondern lediglich neugierig, man hatte schon jahrelang keine Wölfe mehr in der Nähe von Ebou Dar gesehen. Mat machte sich Sorgen. Die Stadtleute mochten ja glauben, dass sich ein Wolf so nahe an die Stadtmauern heranwagen würde, aber er wusste es besser. Der Gholam war nicht verschwunden. Harnan und die anderen Rotwaffen weigerten sich stur abzureisen; sie behaupteten, ihm den Rücken decken zu können, und Vanin weigerte sich, ohne überhaupt einen Grund anzugeben, es sei denn, man würde die gemurmelte Bemerkung, dass Mat ein gutes Auge für schnelle Pferde habe, als solchen verstehen. Allerdings hatte er ausgespuckt, nachdem er es gesagt hatte.
Riselle, deren olivfarbenes Gesicht hübsch genug war, um einen Mann schlucken zu lassen, und deren große feuchte Augen wissend genug waren, um seinen Mund auszutrocknen, erkundigte sich nach Olvers Alter. Als Mat ihr daraufhin antwortete, er sei fast zehn, wirkte sie überrascht und klopfte sich nachdenklich gegen die vollen Lippen, aber falls sie etwas an dem Unterricht des Jungen änderte, so kam er trotzdem jedes Mal zurück und ließ sich
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