Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
geschleudert und Feuerbälle aus irgendeinem verheerenden Zeug. Ich bin aber fast schon wieder gesund, danke der Nachfrage.« Tylin verbarg ihr Gesicht im Weinpokal, schaffte es aber trotzdem, ihm über den Rand einen Blick zuzuwerfen, der spätere Vergeltung versprach.
    Tuons Röcke raschelten, als sie über den Teppich auf ihn zukam. Das dunkle Gesicht unter dem Schleier hätte hübsch sein können, hätte es nicht den Ausdruck eines Richters gehabt, der ein Todesurteil verkündete. Und mit vernünftigem Haar statt einem Kahlkopf. Ihre Augen waren groß und feucht, aber völlig ausdruckslos. Alle ihre Fingernägel waren lackiert. In einem hellen Rot. Mat fragte sich, ob das etwas zu bedeuten hatte. Licht, allein für das Geld, das die Rubine kosteten, hätte ein Mann jahrelang im Luxus leben können.
    Sie hob die Hand, legte die Fingerspitzen unter sein Kinn, und er fing an zurückzuzucken. Bis Tylin ihm über Tuons Kopf einen scharfen Blick zuwarf und auf der Stelle Vergeltung versprach, falls er etwas dergleichen tat. Mürrisch ließ er das Mädchen seinen Kopf herumdrehen, damit sie ihn studieren konnte.
    »Ihr habt gegen uns gekämpft?«, verlangte sie zu wissen. »Ihr habt die Eide geschworen?«
    »Ich habe geschworen«, murmelte er. »Was das andere angeht, hatte ich dazu keine Gelegenheit.«
    »Also hättet Ihr es getan.« Sie umkreiste ihn langsam und führte ihr Studium fort, berührte die Spitze an seinem Handgelenk, hob den Saum seines Umhangs an, um die Stickereien zu mustern. Er erduldete es, weigerte sich jedoch, seine Position zu verändern. Sein finsterer Blick konnte sich mit dem Tylins messen. Licht, er hatte schon Pferde gekauft, ohne sie einer so gründlichen Untersuchung zu unterziehen! Als Nächstes würde sie sich seine Zähne ansehen wollen!
    »Der Junge hat Euch gesagt, dass er verletzt wurde«, sagte Anath frostig. »Wenn Ihr ihn haben wollt, dann kauft ihn und fertig. Es war ein langer Tag und Ihr solltet längst im Bett sein.«
    Tuon verharrte und untersuchte den langen Siegelring an seinem Finger. Er war ein Probestück, das die Kunstfertigkeit des Handwerkers zeigen sollte, ein laufender Fuchs und zwei fliegende Raben; die Tiere wurden von den Sichelmonden umgeben. Er hatte ihn zufällig gekauft, obwohl er ihm mittlerweile ans Herz gewachsen war. Er fragte sich, ob sie ihn haben wollte. Sie richtete sich wieder auf und starrte in sein Gesicht. »Ein guter Rat, Anath«, sagte sie. »Wie viel kostet er, Tylin? Wenn er ein Liebling ist, nennt Euren Preis, und ich werde ihn verdoppeln.«
    Tylin verschluckte sich an ihrem Wein und hustete. Mat hätte beinahe den Stab fallen lassen. Das Mädchen wollte ihn kaufen? Nun, ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hätte sie sich genauso gut ein Pferd ansehen können.
    »Er ist ein freier Mann, Hochlady«, sagte Tylin unsicher, als sie wieder sprechen konnte. »Ich … ich kann ihn nicht verkaufen.« Am liebsten hätte Mat gelacht, hätte sich Tylin nicht angehört, als wollte sie verhindern, dass ihre Zähne klapperten, und hätte sich diese verfluchte Tuon nicht gerade nach seinem Preis erkundigt. Ein freier Mann! Ha!
    Das Mädchen wandte sich von ihm ab, als hätte sie ihn aus seinen Gedanken gestrichen. »Ihr habt Angst, Tylin, aber das sollte nicht so sein.« Sie ging zu Tylins Stuhl, hob mit beiden Händen den Schleier, entblößte die untere Gesichtshälfte und beugte sich vor, um Tylin sanft zu küssen, einmal auf jedes Augenlid und einmal auf die Lippen. Tylin sah erstaunt aus. »Ihr seid mir eine Schwester, und Suroth auch«, sagte Tuon mit überraschend sanfter Stimme. »Ich selbst werde Euren Namen als einen des Blutes eintragen. Ihr werdet die Hochlady Tylin und die Königin von Altara und noch mehr sein, wie es Euch versprochen wurde.«
    Anath schnaubte laut.
    »Ja, Anath, ich weiß«, sagte das Mädchen seufzend, erhob sich und ließ den Schleier wieder herunter. »Der Tag war lang und anstrengend und ich bin müde. Aber ich werde Tylin zeigen, welche Länder für sie bestimmt sind, sodass sie sich keine Sorgen zu machen braucht. In meinen Gemächern sind Karten, Tylin. Wollt Ihr mir die Ehre erweisen und mich dorthin begleiten? Ich habe ausgezeichnete Masseusen.«
    »Ich bin diejenige, die geehrt ist«, sagte Tylin, ohne allerdings beruhigter als zuvor zu klingen.
    Auf eine Geste der So’jhin hin lief der blonde Mann zur Tür, um sie zu öffnen. Auf den Knien hielt er sie offen, aber vorher erfolgte das übliche Glattstreichen

Weitere Kostenlose Bücher