Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
rotschwarzen Rüstung trat heraus, einen Helm unter dem Arm mit drei schmalen schwarzen Federn, und wartete darauf, dass man ihm sein Pferd brachte. Seine Schläfen waren grau und sein Gesicht gutmütig, aber er sah Mat nicht an, und Mat vermied es, in seine Richtung zu schauen. Ganz egal, wie angenehm der Mann oberflächlich auch erscheinen mochte, gehörte er dennoch zur Totenwache; darüber hinaus handelte es sich um einen Bannergeneral. Wegen der Nähe zum Palast war jedes Zimmer der Wanderin von hohen seanchanischen Offizieren belegt und aus diesem Grund war er seit seiner Genesung nicht mehr hier gewesen. Normale seanchanische Soldaten waren keine üblen Burschen, stets dazu bereit, die halbe Nacht bei einem Glücksspiel zu verbringen und eine Runde zu bezahlen, wenn sie an der Reihe waren, aber die hochrangigen Offiziere hätten genauso gut Adlige sein können. Andererseits, irgendwo musste er anfangen.
Der Schenkraum war beinahe genau so, wie er ihn in Erinnerung hatte, mit einer hohen Decke und trotz der frühen Stunde von den Lampen an den Wänden hell erleuchtet. Die hohen Bogenfenster waren mit schweren Läden verschlossen, um die Wärme drinnen zu behalten, und in beiden großen Kaminen prasselten Feuer. Ein feiner Nebel aus Pfeifenrauch erfüllte die Luft und aus der Küche kam der Duft köstlicher Gerichte. Zwei Frauen mit Flöten und ein Bursche mit einer Trommel zwischen den Knien spielten eine schnelle, schrille Ebou Dari-Weise. Gar kein so großer Unterschied zu der Zeit, als er hier gewohnt hatte, was das anging. Aber alle Stühle waren nun mit Seanchanern besetzt; einige trugen Rüstungen und andere lange, bestickte Mäntel. Sie tranken, unterhielten sich und studierten auf Tischen ausgebreitete Karten. An einem Tisch schien eine Frau mit grauem Haar und der Flamme einer Der’sul’dam auf der Schulter Rapport zu erstatten und an einem anderen nahm eine dürre Sul’dam mit einer rundgesichtigen Damane zu ihren Füßen Befehle entgegen. Eine Anzahl Seanchaner hatten die Seiten des Schädels und den Hinterkopf so rasiert, dass es den Anschein hatte, als hätten sie eine Schüssel aufgesetzt, und das hinten übrig gebliebene Haar fiel in einem breiten Schweif nach unten, der bei den Männern bis zur Schulter und bei den Frauen oft bis zur Taille reichte. Das waren einfache Lords und Ladys, keine Hoch-irgendwas, aber das spielte letztlich keine Rolle. Ein Lord war ein Lord, und davon abgesehen hatten sogar die Männer und Frauen, die aufstanden, um bei den Schenkmädchen Nachschub an Getränken zu bestellen, den glatt rasierten, geringschätzigen Gesichtsausdruck von Offizieren, was wiederum bedeutete, dass die Leute, für die sie Getränke bestellten, Ränge bekleideten, die hoch genug waren, um einem Mann Ärger zu bereiten. Einige von ihnen bemerkten ihn und runzelten die Stirn und er wäre beinahe wieder gegangen.
Dann sah er die Wirtin die geländerlose Treppe im rückwärtigen Teil des Raumes herunterkommen, eine imposante Frau mit haselnussbraunen Augen und großen goldenen Ohrringen, deren Haar mit grauen Strähnen durchsetzt war. Setalle Anan war keine Ebou Dari, vermutlich nicht mal Altaranerin, aber sie trug den Hochzeitsdolch, der mit dem Griff nach unten von einer silbernen Halskette in den tiefen, schmalen Ausschnitt ragte, und an ihrer Taille hing eine lange, gebogene Klinge. Sie wusste, dass er angeblich ein Lord war, aber Mat war sich nicht sicher, ob sie es noch immer glaubte oder ob es etwas nützen würde, wenn sie den ganzen Unsinn auch weiterhin schluckte. Auf jeden Fall erblickte sie ihn im gleichen Augenblick und lächelte, es war ein freundliches, einladendes Lächeln, das ihr Gesicht noch hübscher machte. Da blieb nichts anderes mehr zu tun, als zu ihr herüberzugehen, sie zu begrüßen und sich nach ihrer Gesundheit zu erkundigen, das Ganze aber nicht zu auffällig zu machen. Ihr muskulöser Mann war Kapitän eines Fischerboots mit mehr Duell-Narben, als Mat darüber nachdenken wollte. Sie erkundigte sich sofort nach Nynaeve und Elayne und wollte dann zu seiner Überraschung wissen, ob er etwas über die Kusinen gehört habe. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass sie überhaupt von ihnen wusste.
»Sie haben Nynaeve und Elayne begleitet«, flüsterte er und hielt vorsichtig Ausschau um sicherzugehen, dass die Seanchaner ihnen keine Aufmerksamkeit schenkten. Er wollte nicht zu viel sagen, aber an einem Ort über die Kusinen zu sprechen, an dem Seanchaner zuhören konnten,
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