Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
sich den Mund mit der Leinenserviette abtupfte, schlüpfte hinter Frau Anan eine weitere Frau in den Raum. Sie schloss schnell die Tür hinter sich und ließ den feuchten Umhang an und die Kapuze hochgeschlagen. Im Aufstehen konnte er einen Blick auf das von der Kapuze verborgene Gesicht erhaschen und stieß beinahe den Hocker um. Allerdings überspielte er das ganz gut, wie er fand, da er vor den Frauen einen Kratzfuß machte, aber in seinem Kopf drehte sich alles.
»Es ist schön, dass Ihr da seid«, sagte Frau Anan energisch und gab ihren Umhang einem Kesseljungen. »Sonst hätte ich nach Euch geschickt. Enid, bitte räum die Küche und pass an der Tür auf. Ich muss mit dem jungen Lord allein sprechen.«
Die Küchenchefin scheuchte die Köche und Kesseljungen raus auf den Stallhof, und trotz der gemurmelten Proteste wegen des Regens und des Stöhnens über das anbrennende Essen war es augenscheinlich, dass sie genauso daran gewöhnt waren wie Enid. Sie warf Frau Anan und ihrer Begleiterin nicht mal einen Blick zu, bevor sie durch die Tür in den Schenkraum eilte und dabei den langen Löffel wie ein Schwert hielt.
»Welch eine Überraschung«, sagte Joline Maza und schlug die Kapuze zurück. Ihr dunkles Wollgewand mit dem tiefen Ausschnitt nach der örtlichen Mode saß schlecht und sah abgetragen und mitgenommen aus. Aber ihr selbst war davon nichts anzumerken; sie wirkte, als hätte sie nicht eine Sorge auf der ganzen Welt. »Als Frau Anan mir erzählte, sie würde einen Mann kennen, der mich möglicherweise mitnimmt, wenn er Ebou Dar verlässt, hätte ich nie gedacht, dass sie Euch damit meint.« Hübsch und mit braunen Augen versehen war ihr Lächeln fast so warm wie das von Caira. Und ihr altersloses Gesicht schrie förmlich Aes Sedai. Während auf der anderen Seite einer Tür, die von einer Köchin mit ihrem Löffel verteidigt wurde, Dutzende Seanchaner lauerten.
Joline zog den Umhang aus und hängte ihn an einen der Haken und Frau Anan gab einen gereizten Laut von sich. »Hier ist es noch nicht sicher, Joline«, sagte sie und hörte sich an, als würde sie eher mit einer ihrer Töchter reden als mit einer Aes Sedai. »Bis ich Euch …«
Plötzlich ertönte Lärm vor der Tür zum Schenkraum. Enid protestierte lauthals, niemand dürfe eintreten, und eine beinahe genauso laute Stimme mit seanchanischem Akzent verlangte, sie solle den Weg frei machen.
Mat ignorierte den Protest seines Beins, bewegte sich schneller, als er jemals sich im Leben bewegt zu haben glaubte, packte Joline an der Taille, ließ sich auf die Bank neben der Tür zum Stallhof fallen und zerrte die Aes Sedai auf seinen Schoss. Er zog sie dicht an sich und tat so, als würde er sie küssen. Es war eine idiotische Weise, um ihr Gesicht verbergen zu wollen, aber ihm fiel nichts Besseres ein, wenn er ihr keinen Umhang über den Kopf werfen wollte. Sie keuchte indigniert auf, aber als sie endlich die seanchanische Stimme bemerkte, weiteten sich ihre Augen vor Furcht, und sie schlang die Arme um ihn. Mat betete, dass sein Glück anhielt, und sah zu, wie sich die Tür öffnete.
Mit lauten Protesten und wildem Herumgefuchtel ihres Löffels wich Enid rücklings vor einem So’jhin mit nassem Umhang zurück. Der schwergewichtige Mann, dessen kurzer Haarschopf nicht einmal annähernd bis zu seinen Schultern reichte, wehrte die meisten Schläge stirnrunzelnd mit einer Hand ab und ignorierte die wenigen, bei denen ihm das nicht gelang. Er war der erste So’jhin , den Mat je mit Bart gesehen hatte; er verlieh ihm ein schiefes Aussehen, da er von der rechten Kinnseite die linke hinaufwucherte, bevor am Ohr die rasierte Haut begann. Eine hochgewachsene Frau mit durchdringenden blauen Augen in einem blassen Gesicht folgte ihm. Sie warf einen aufwendig bestickten blauen Umhang zurück, der an ihrer Kehle von einer großen, wie ein Silberschwert geformten Nadel gehalten wurde, und enthüllte ein Faltengewand aus einem helleren Blau. Ihr kurzes dunkles Haar bestand nur aus einem kreisrunden Schopf, der Rest um ihre Ohren war rasiert. Immerhin war sie besser als eine Sul’dam mit einer Damane . Eine winzige Kleinigkeit zumindest. Enid begriff, dass die Schlacht verloren war, und wich vor dem Mann zurück, aber nach der Art und Weise zu urteilen, wie sie ihren Löffel gepackt hielt, war klar, dass sie bereit war, ihn sofort anzuspringen, sollte Frau Anan den Befehl dazu geben.
»Vorn ein Bursche haben gesagt, er haben die Gastwirtin hinten eintreten
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