Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
hatte. Er wusste nicht, warum sie wütend auf ihn war, aber er hatte im Augenblick genug Frauen in seinem Leben, um die er sich kümmern musste. Was war überhaupt ein Lufthauptmann? Er würde es herausfinden müssen. Später.
»Ich warte in der Küche«, sagte er Marah. »Ich will Enid sagen, wie sehr mir ihr Essen geschmeckt hat.«
Sie fing an zu protestieren, aber eine Seanchanerin hob ihre Stimme und verlangte Wein. Mit einer blauen und grünen Rüstung bekleidet und einem grimmigen Blick und einem Helm mit zwei Federn versehen, wollte sie ihren Becher sofort. Alle Mägde schienen beschäftigt zu sein, also warf Marah ihm einen letzten bösen Blick zu und eilte los, wobei sie versuchte, ein freundliches Lächeln aufzusetzen. Was ihr nicht besonders gut gelang. Mat pflanzte seinen Stab auf den Boden und verbeugte sich hinter ihrem Rücken.
Die guten Düfte, die sich in dem Schenkraum mit süßem Pfeifenrauch vermengten, durchdrangen die Küche – bratender Fisch, backendes Brot, brutzelndes Fleisch auf den Spießen. Die Eisenherde und Backöfen und das Feuer in dem langen Ziegelkamin hatten den Raum erhitzt und die sechs schwitzenden Frauen und drei Kesseljungen flitzten unter der Aufsicht der Köchin umher. Enid trug die schneeweiße Schürze, als wäre sie der Wappenrock ihres Amtes, und sie beherrschte ihr Königreich mit dem langstieligen Löffel, den sie schwang; sie war die dickste Frau, die Mat je gesehen hatte. Er glaubte nicht, dass er es geschafft hätte, sie mit beiden Armen zu umfassen, wenn er gewollt hätte. Sie erkannte ihn sofort und ein durchtriebenes Grinsen teilte ihr breites, olivfarbenes Gesicht.
»Also habt Ihr herausgefunden, dass ich recht hatte«, sagte sie und zeigte mit dem Löffel auf ihn. »Ihr habt die falsche Melone gedrückt, und es stellte sich heraus, dass die Melone ein getarnter Drachenfisch und Ihr bloß ein dickes Schwein wart.« Sie warf den Kopf in den Nacken und quietschte vor Lachen.
Mat zwang sich ein Grinsen ab. Blut und verfluchte Asche noch mal! Es wusste tatsächlich jeder! Ich muss aus dieser verdammten Stadt raus, dachte er grimmig, oder ich muss mir für den Rest meines Lebens anhören, wie sie über mich lachen!
Plötzlich erschienen seine Sorgen wegen des Goldes lächerlich. Die grauen Bodenfliesen vor den Herden erschienen völlig in Ordnung und unterschieden sich durch nichts von den anderen in der Küche. Man musste den richtigen Trick kennen, um sie anzuheben. Lopin und Nerim hätten ihm gesagt, wenn auch nur eine Münze zwischen ihren Besuchen verschwunden wäre. Falls jemand in ihrem Gasthaus zu stehlen versucht hätte, hätte Frau Anan den Schuldigen gejagt und ihm die Haut abgezogen. Er konnte sich genauso gut auf den Weg machen. Vielleicht würde Aludras Willenskraft zu dieser Stunde weniger standhaft sein. Vielleicht würde sie ihm ein Frühstück zubereiten. Er hatte sich aus dem Palast gestohlen, ohne vorher zu frühstücken.
Um keine Neugier wegen seines Besuchs zu erwecken, erzählte er Enid, wie sehr er ihren Bratfisch genossen hatte, um wie vieles er doch besser war als der, den man im Tarasin-Palast servierte, und dabei musste er nicht einmal übertreiben. Enid war ein wahres Wunder. Die Frau strahlte förmlich und zu seiner Überraschung holte sie einen Fisch aus einem Ofen und reichte ihm diesen auf einem Teller. Jemand im Schenkraum würde warten können, sagte sie und stellte den Teller ans Ende des langen Arbeitstisches der Küche. Eine Bewegung ihres Löffels veranlasste einen Kesseljungen, einen Hocker zu bringen.
Als Mat den mit goldener Kruste versehenen Plattfisch ansah, lief ihm das Wasser im Mund zusammen. Aludra würde vermutlich jetzt genauso wenig schwach sein wie zu jeder anderen Zeit. Und wenn sie sich über die frühe Störung ärgerte, würde sie ihm vielleicht kein Frühstück machen. Sein Magen knurrte laut. Er hängte den Umhang auf einen Haken neben der Tür zum Stall, stellte seinen Wanderstab darunter, verstaute den Hut unter dem Hocker und strich die Spitze zurück, um sie vom Teller fernzuhalten.
Als Frau Anan durch die Tür zum Stall kam, den Umhang abnahm und Regentropfen auf den Boden schüttelte, war nichts mehr übrig außer einem scharfen Geschmack auf seiner Zunge und weißen Gräten auf dem Teller. Seit er nach Ebou Dar gekommen war, hatte er gelernt, eine Reihe seltsamer Dinge zu genießen, aber die Augen ließ er liegen. Sie befanden sich beide auf derselben Seite des Fischkopfs!
Noch während er
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