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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Wollt Ihr wieder wegen Faulheit Essonde gemeldet werden?«
    Vor Falme hatte die Frau eine beinahe überwältigende Selbstsicherheit an den Tag gelegt, aber jetzt zuckte ein Muskel in ihrer blassen Wange, und sie warf Bethamin ein kränkliches, unterwürfiges Lächeln zu, bevor sie in das Labyrinth der schmalen Zwingergänge tauchte und dabei ihr langes Haar berührte, als hätte sie Angst, es könnte in Unordnung sein. Bis auf ihre engsten Freunde schubste sie jeder zumindest ein wenig herum und zahlte ihr den hochmütigen Stolz zurück. Tat man es nicht, fiel man auf, etwas, das Bethamin außer bei sorgfältig geplanten Gelegenheiten vermied. Ihre eigenen Geheimnisse waren so tief vergraben, wie es ihr nur möglich gewesen war, und sie hielt den Mund über die Geheimnisse, die ihres Wissens nach niemandem bekannt waren, aber sie wollte in jedermann den Eindruck verankern, dass Bethamin Zeami dem Bild einer perfekten Sul’dam entsprach. Sie strebte nach absoluter Perfektion, für sich selbst und bei den Damane , die sie abrichtete.
    Sie machte sich tatkräftig und effizient an ihre Inspektion, vergewisserte sich, dass die Damane sich und ihre Zwinger sauber gehalten hatten, machte auf dem obersten der auf dem Schreibbrett befestigten Blätter einen Eintrag in ihrer sauberen Handschrift, wenn eine darin versagt hatte, und trödelte nicht herum, es sei denn, sie belohnte diejenigen, die sich in ihrer Abrichtung besonders hervortaten, mit harten Bonbons. Die meisten von jenen, mit denen sie eine Verbindung eingegangen war, begrüßten ihr Eintreten mit einem Lächeln, selbst wenn sie niederknieten. Ob sie aus dem Kaiserreich kamen oder von dieser Seite des Ozeans, sie wussten, dass sie streng aber gerecht war. Andere lächelten nicht. Vor allem die Damane der Atha’an Miere sahen ihr mit steinernen Gesichtern entgegen, die genauso dunkel wie ihr eigenes waren oder von mürrischer Wut erfüllt wurden, die sie zu verbergen glaubten.
    Sie notierte sie wegen ihrer Wut nicht zur Bestrafung, wie es einige andere getan hätten. Sie glaubten noch immer, sie würden Widerstand leisten, aber unziemliche Forderungen nach der Rückgabe ihres scheußlichen Schmucks waren bereits eine Sache der Vergangenheit, und sie knieten nieder und sprachen so, wie es sich gehörte. Bei den schwierigsten Fällen war ein neuer Name ein nützliches Werkzeug, es schuf einen Bruch zu dem, was gewesen war, und sie reagierten darauf, wenn auch zögernd. Das Zögern würde sich geben, zusammen mit den mürrischen Blicken, und schließlich würden sie sich kaum noch daran erinnern, jemals einen anderen Namen gehabt zu haben. Es war ein bekanntes Muster und wiederholte sich so sicher wie der Sonnenaufgang. Einige akzeptierten sofort, einige versanken in einen Schockzustand, wenn sie erfuhren, was sie waren. Es gab immer eine Handvoll, die im Verlauf von Monaten widerwillig an Boden nachgaben, während andere am einen Tag kreischend protestierten, es sei ein schrecklicher Fehler begangen worden, sie könnten unmöglich den Test nicht bestanden haben, und am nächsten Tag kam Ergebenheit und Ruhe. Auf dieser Seite des Ozeans unterschied es sich in Einzelheiten, aber ob hier oder im Reich, das Endresultat war das Gleiche.
    Bei zweien der Damane machte sie Notizen, bei denen es nicht um Ordentlichkeit ging. Zushi, eine Atha’an Miere, die größer als sie selbst war, wurde definitiv zur Prügelstrafe aufgeschrieben. Ihre Kleidung war zerknittert, ihr Haar ungekämmt, das Bett ungemacht. Aber ihr Gesicht war vom Weinen verquollen, und sie hatte sich noch nicht richtig hingekniet als sie von erneutem Schluchzen geschüttelt wurde und Tränen ihr die Wangen hinunterliefen. Das graue Kleid, das man ihr so sorgfältig angepasst hatte, hing nun lose, und sie war von Anfang an alles andere als dick gewesen. Bethamin hatte Zushi selbst ihren Namen verliehen und sie verspürte eine besondere Besorgnis. Sie löste den Stift mit der Stahlspitze, tauchte ihn ein und notierte den Vorschlag, Zushi aus dem Palast an einen anderen Ort zu bringen, wo man sie mit einer Damane aus dem Reich in einem Doppelzwinger halten konnte, vorzugsweise mit einer, die Erfahrung darin hatte, zur Herz-Freundin einer frisch angeleinten Damane zu werden. Früher oder später ließ das die Tränen immer versiegen.
    Allerdings war sie sich nicht sicher, ob Suroth es erlauben würde. Natürlich hatte Suroth diese Damane für die Kaiserin beansprucht – jeder, der auch nur ein Zehntel dieser

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