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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Menge in seinem persönlichen Besitz hätte, würde sich dem Verdacht aussetzen, eine Rebellion zu planen oder sogar geradeheraus dessen beschuldigt werden –, aber sie benahm sich, als gehörten sie ihr. Falls Suroth Einspruch erhob, würde man einen anderen Weg finden müssen. Bethamin weigerte sich, eine Damane an die Verzweiflung zu verlieren. Sie weigerte sich, eine Damane aus irgendeinem Grund zu verlieren! Die Zweite, die einen besonderen Kommentar erhielt, war Tessi, und hier erwartete sie keine Einwände.
    Die Illianerin kniete anmutig und mit in Taillenhöhe gefalteten Händen nieder, sobald Bethamin die Tür öffnete. Das Bett war gemacht, die grauen Kleider hingen sauber und ordentlich an ihren Haken, Bürste und Kamm lagen ordentlich auf dem Waschstand und der Boden war gefegt. Bethamin hatte auch nicht weniger erwartet. Tessi war von Anfang an ordentlich gewesen. Sie nahm auch hübsch zu, nachdem sie gelernt hatte, ihren Teller zu leeren. Von den Süßigkeiten abgesehen wurde die Ernährung der Damane streng reguliert; eine kranke Damane war eine Verschwendung. Allerdings würde man Tessi niemals mit Schleifen schmücken und an einem Wettbewerb für die hübscheste Damane teilnehmen lassen. Selbst entspannt schien ihr Gesicht mit einem permanentem Stirnrunzeln versehen zu sein. Aber heute zeigte sie ein kaum wahrnehmbares Lächeln, von dem Bethamin überzeugt war, dass es auch schon vor ihrem Eintreten da gewesen war. Tessi gehörte nicht zu denen, von denen sie ein Lächeln erwartete, noch nicht.
    »Wie geht es meiner kleinen Tessi heute?«, fragte sie.
    »Tessi geht es sehr gut«, erwiderte die Damane ohne zu zögern. Zuvor hatte sie stets um die richtigen Worte kämpfen müssen und erst gestern die letzte Prügelstrafe bekommen, weil sie die sofortige Antwort verweigert hatte.
    Bethamin legte nachdenklich den Finger ans Kinn und betrachtete die kniende Damane . Sie misstraute jeder Damane , die sich einst Aes Sedai genannt hatte. Geschichte faszinierte sie und sie hatte sogar Übersetzungen aus den zahllosen Sprachen vor dem Beginn der Vereinigung gelesen. Jene uralten Herrscher ergötzten sich an ihrer mörderischen Tyrannei und schrieben voller Begeisterung auf, wie sie an die Macht kamen und Nachbarstaaten zerstörten und andere Herrscher unterjochten. Die meisten waren durch Attentate gestorben, oft durch die Hand ihrer eigenen Nachkommen oder Anhänger. Sie wusste ganz genau, wie Aes Sedai waren.
    »Tessi ist eine gute Damane «, murmelte sie freundlich und nahm ein Bonbon aus der Tüte in ihrer Gürteltasche. Tessi beugte sich vor, um es entgegenzunehmen und dankbar ihre Hand zu küssen, aber das Lächeln flackerte etwas, obwohl es, als sie sich das rote Bonbon in den Mund stopfte, wieder da war. So. Darum also ging es, nicht wahr? Es war nichts Neues, dass man etwas vortäuschte, um das Misstrauen der Sul’dam einzuschläfern, zog man jedoch in Betracht, was Tessi gewesen war, dann war es doch sehr wahrscheinlich, dass sie eine Flucht plante.
    Draußen im Korridor notierte Bethamin den dringenden Vorschlag, Tessis Ausbildung zusammen mit ihren Bestrafungen zu verdoppeln und sie nur sporadisch zu belohnen, sodass sie sich niemals sicher sein konnte, dass selbst Perfektion niemals mehr als ein Kopftätscheln ergab. Es war eine raue Methode, die sie normalerweise vermied, aber aus irgendeinem Grund verwandelte sie die störrischste Marath’Damane in bemerkenswert kurzer Zeit in eine fügsame Damane . Und eine lammfromme Damane . Sie brach die Persönlichkeit einer Damane nur ungern, aber Tessi musste für den A’dam gebrochen werden, damit sie die Vergangenheit vergessen konnte. Am Ende würde sie viel glücklicher sein.
    Bethamin war früher fertig als Renna und wartete am Fuß der Treppe, bis die andere Sul’dam herunterkam. »Bringt dies zu Essonde, wenn Ihr mit Eurem Bericht fertig seid«, sagte sie und hielt Renna ihr Schreibbrett entgegen, bevor sie die letzte Stufe hinuntergestiegen war. Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, akzeptierte Renna die neue Aufgabe so demütig wie zuvor die anderen Befehle und eilte los; sie betrachtete das zweite Schreibbrett, als würde sie sich fragen, ob dort auch ein Bericht über sie geschrieben stand. Nach Falme war sie eine andere Frau geworden.
    Nachdem sich Bethamin ihren Umhang geholt und den Palast verlassen hatte, wollte sie zu dem Gasthaus, in dem sie sich mit zwei anderen Sul’dam gezwungenermaßen ein Bett teilen musste, aber nur lange

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