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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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reinem Gewissen gehen. Blut und Asche! Er hätte niemals mit ihr sprechen sollen. Jetzt, da er es getan hatte …
    »Ich werde Euch bei der Flucht helfen, wenn ich kann«, sagte er zögernd.
    Sie blieb reglos auf dem Bett liegen. Weder ihre Miene noch ihre Stimme veränderten sich. Sie hätte genauso gut etwas Einfaches und Unwichtiges erklären können. »Selbst wenn Ihr den Kragen entfernen könnt, werde ich nicht weit kommen, vielleicht nicht mal aus dem Palast. Und selbst wenn, kommt keine Frau, die die Macht lenkt, ohne einen A’dam durch die Stadttore. Ich habe dort selbst Wache gestanden und ich weiß es.«
    »Ich lasse mir etwas einfallen«, murmelte er und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Sich etwas einfallen lassen? Was denn? »Licht, Ihr hört Euch an, als wolltet Ihr nicht fliehen.«
    »Ihr meint es tatsächlich ernst«, flüsterte sie so leise, dass er sie beinahe nicht verstanden hätte. »Ich dachte, Ihr wärt nur gekommen, um mich zu verspotten.« Sie setzte sich langsam auf und schwang die Füße auf den Boden. Ihr Blick fixierte ihn und ihre Stimme nahm einen drängenden Tonfall an. » Will ich entkommen? Tue ich etwas, das ihnen gefällt, gibt mir die Sul’dam eine Süßigkeit. Ich ertappe mich dabei, dass ich mich auf diese Belohnungen freue .« Atemloses Entsetzen schlich sich in ihre Stimme. »Nicht, weil ich Süßigkeiten mag, sondern weil ich die Sul’dam erfreut habe.« Eine einzelne Träne rann aus ihrem Auge. Sie atmete tief ein. »Wenn Ihr mir zur Flucht verhelft, tue ich alles, worum Ihr mich bittet, solange es keinen Verrat an der Weißen …« Sie biss die Zähne zusammen, setzte sich ganz gerade hin und starrte durch ihn hindurch. Sie nickte abrupt, wie zur Selbstbestätigung. »Helft mir zu fliehen und ich werde alles tun, worum Ihr mich bittet.«
    »Ich werde tun, was ich kann«, sagte er zu ihr. »Ich muss mir eine Möglichkeit einfallen lassen.«
    Sie nickte, als hätte er das Versprechen abgegeben, um Mitternacht zu fliehen. »Hier im Palast wird noch eine Schwester gefangen gehalten. Edesina Azzedin. Sie muss mit uns kommen.«
    »Noch eine?«, fragte Mat. »Ich dachte, ich hätte drei oder vier gesehen, Euch eingeschlossen. Aber egal, ich weiß nicht einmal, ob ich Euch rausschaffen kann, geschweige denn …«
    »Die anderen werden … verändert.« Teslyn kniff den Mund zusammen. »Guisin und Mylen – ich kannte sie als Sheraine Caminelle, aber sie hört jetzt nur noch auf Mylen –, diese beiden würden uns verraten. Edesina ist noch immer sie selbst. Ich werde sie nicht zurücklassen, selbst wenn sie eine Rebellin ist.«
    »Hört zu«, sagte Mat mit einem beschwichtigenden Lächeln, »ich habe gesagt, dass ich versuchen werde, Euch herauszubekommen, aber ich sehe nicht die geringste Möglichkeit, wie ich zwei von Eurer Sorte …«
    »Es wäre besser, wenn Ihr jetzt geht«, unterbrach sie ihn erneut. »Männer sind hier oben nicht erlaubt, davon abgesehen werdet Ihr Verdacht erregen, sollte man Euch hier finden.« Sie sah ihn an und schnaubte. »Es wäre hilfreich, wenn Ihr Euch nicht so farbenprächtig kleiden würdet. Zehn betrunkene Kesselflicker könnten nicht so viel Aufmerksamkeit erregen, wie Ihr es tut. Geht jetzt. Schnell. Geht!«
    Er ging und murmelte dabei leise vor sich hin. Ganz wie eine Aes Sedai. Man bot ihr Hilfe an, und ehe man sich’s versah, ließ sie einen mitten in der Nacht eine Felswand erklimmen, um ganz allein fünfzig Leute aus einem Kerker zu befreien. Das war ein anderer Mann gewesen, der schon lange tot war, aber er erinnerte sich daran, und es passte. Blut und verdammte Asche! Er wusste nicht, wie er eine Aes Sedai retten sollte, und sie wollte ihn gleich zwei retten lassen!
    Er umrundete die unauffällige Ecke am Fuß der Treppe und wäre beinahe in Tuon hineingelaufen.
    » Damanezwinger sind für Männer verboten«, sagte sie und schaute kalt durch den Schleier zu ihm hoch. »Man könnte Euch schon dafür bestrafen, dass Ihr sie betreten habt.«
    »Ich suchte nach einer Windsucherin, Hochlady«, sagte er hastig, machte einen Kratzfuss und dachte schneller als je zuvor in seinem Leben nach. »Sie hat mir einst einen Gefallen erwiesen, und ich dachte mir, sie würde vielleicht gern etwas aus der Küche haben wollen. Ein paar Pasteten oder dergleichen. Ich habe sie aber nicht zu Gesicht bekommen. Ich vermute, sie wurde nicht gefangen, als …« Er verstummte und starrte sie an. Die strenge Maske, zu der das Gesicht des Mädchens

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