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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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»Warum seid Ihr hier, Rand? Cadsuane mag es ja egal sein, aber mir nicht. Wenn Ihr wollt, behalte ich es für mich. Ich habe es nie geschafft, mich länger als nur ein paar Tage in einem Stedding aufzuhalten. Warum solltet Ihr freiwillig hierbleiben, wo Ihr nicht einmal die Quelle fühlen könnt?«
    »Vielleicht ist es für mich nicht so schlimm«, log er. Ihm wurde klar, dass er es ihr hätte sagen können. Er glaubte ihr, dass sie es für sich behalten würde. Aber sie sah ihn als ihr Behüter und sie war eine Grüne. Keine Erklärung konnte sie dazu bringen, dass er sich alldem allein stellte, aber in Far Madding konnte sie sich nicht besser verteidigen als Min, vielleicht sogar noch weniger. »Geht, Alanna. Ich habe genug Zeit verschwendet.«
    Sobald sie den Raum verlassen hatte, rutschte er auf dem Bett herum, bis er mit dem Rücken wieder an der Wand lehnte, dann saß er da und spielte mit der Flöte herum. Er dachte nach. Min hatte gesagt, dass er Cadsuane brauchte, aber sie war an ihm lediglich als Kuriosität interessiert. Eine Kuriosität mit schlechten Manieren. Irgendwie musste er ihr Interesse wecken. Aber wie, beim Licht, sollte er das machen?
    Mit einiger Mühe kämpfte sich Verin auf dem Hof von Aleis’ Palast aus ihrer Sänfte. Sie war einfach nicht dafür gebaut, in diese Dinger zu passen, aber in Far Madding stellten sie das schnellste Transportmittel dar. Kutschen wurden früher oder später von den Menschenmassen aufgehalten, und an einige der Orte, zu denen sie wollte, kamen sie erst gar nicht heran. Der feuchte Wind vom See wurde kälter, als sich das Zwielicht herabsenkte, aber Verin ließ zu, dass er ihren Umhang flattern ließ, während sie zwei Silberpfennige aus dem Geldbeutel heraussuchte und sie den Trägern gab. Natürlich durfte sie das eigentlich nicht, da es sich um Aleis’ Jungen handelte, aber Eadwina würde das nicht wissen. Sie hätten das Geld nicht annehmen dürfen, aber das Silber verschwand im Handumdrehen in ihren Mänteln, und der Jüngere der beiden, ein ansehnlicher Bursche in mittleren Jahren, machte vor ihr sogar eine anmutige Verbeugung, bevor sie die Sänfte aufnahmen und in Richtung Remise losliefen, ein niedriges Gebäude, das in einer Ecke der Vordermauer stand. Verin seufzte. Ein Junge in seinen mittleren Jahren. Es hatte nicht lange gedauert, bis sie das Gefühl hatte, Far Madding niemals verlassen zu haben. Damit musste sie vorsichtig umgehen. Es könnte gefährlich sein, vor allem, falls Aleis oder die anderen ihre Täuschung entdeckten. Vermutlich war die Anordnung für Verin Mathwins Exil niemals außer Kraft gesetzt worden. In Far Madding verhielten sich alle still, wenn eine Aes Sedai mit dem Gesetz in Konflikt geriet, aber die Ratsherrinnen hatten keinen Grund, die Aes Sedai zu fürchten, und aus eigenen Gründen hielt die Weiße Burg bei den seltenen Gelegenheiten still, wenn sich eine Schwester einer vom Gericht verhängten Auspeitschung gegenübersah. Verin hatte nicht die Absicht, der neueste Grund für die Burg zu sein, stillzuhalten.
    Natürlich war Aleis’ Palast nicht mit dem Sonnenpalast oder dem Königlichen Palast von Andor zu vergleichen, auch nicht mit anderen Palästen, in denen Könige und Königinnen residierten. Er war ihr persönliches Eigentum, das nichts mit ihrer Position als Erste Ratsherrin zu tun hatte. Zu beiden Seiten wuchsen andere Paläste in die Höhe, mal größer und mal kleiner, die jedoch alle von hohen Mauern umgeben wurden. Nur am Ende nicht, wo die Höhen – der einzige Punkt der Insel, der einem Berg nahekam – in einer steilen Klippe zum Wasser hinabstürzten. Allerdings war der Palast nicht mal klein. Die Frauen der Barsallas waren bereits im Handel und in der Politik tätig gewesen, als die Stadt noch Fel Moreina geheißen hatte. Beide Stockwerke des Palastes wurden von hohen Säulengängen umgeben und der weiße Marmorwürfel bedeckte den größten Teil des von einer Mauer umgebenen Anwesens.
    Sie fand Cadsuane in einem Wohnzimmer, das einen schönen Ausblick auf den See geboten hätte, wären die Vorhänge nicht zugezogen gewesen, um die Wärme des Feuers in dem großen Marmorkamin im Raum zu behalten. Ihr Nähkörbchen stand auf einem kleinen Beistelltisch mit Intarsien, der neben ihren Stuhl gerückt worden war, und sie arbeitete ganz ruhig mit Nadel und Stickreifen. Sie war nicht allein. Verin faltete ihren Umhang zusammen, legte ihn über die Lehne eines Polsterstuhls und setzte sich auf einen anderen, um

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