Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
sich, als wollte sie auf und ab schreiten, aber dann blieb sie stehen und betrachtete ihn. Ihre Hände glätteten die Röcke, als wäre sie sich nicht bewusst, was sie tat. »Ihr braucht die Unterstützung der Aes Sedai. Ohne sie werdet Ihr jede Nation erobern müssen und darin wart Ihr bis jetzt nicht besonders erfolgreich. Ihr mögt ja der Ansicht sein, dass die Rebellion in Cairhien ihr Ende gefunden hat, aber nicht jeder ist davon begeistert, dass Dobraine zu Eurem Verwalter ernannt wird. Falls Toram Riatin wieder auftauchen sollte, könnten sich ihm eine Menge Unzufriedener anschließen. So wie wir gehört haben, sitzt Hochlord Darlin gemütlich im Stein und wird als Euer Verwalter in Tear angekündigt, aber die Rebellen strömen nicht aus dem Haddon Mirk an seine Seite. Was Andor angeht, wird Elayne Trakand vielleicht verkünden, dass sie Euch unterstützt, sobald sie auf dem Thron sitzt, aber sie hat Eure Soldaten aus Caemlyn herausmanövriert, und ich trage ein Glöckchen am Hals, wenn sie sie nach einer erfolgreichen Thronbesteigung in Andor bleiben lässt. Die Schwestern können Euch helfen. Elayne wird auf uns hören. Die Rebellen in Cairhien und Tear werden zuhören. Die Weiße Burg beendet seit dreitausend Jahren Kriege und Rebellionen. Euch mag der Vertrag missfallen, den Rafela und Merana mit Harine abgeschlossen haben, aber sie haben alles erreicht, was Ihr haben wolltet. Licht, Mann, lasst uns Euch helfen!«
Rand nickte langsam. Dass ihm die Aes Sedai den Gehorsam schworen war bloß als eine Möglichkeit erschienen, die Menschen mit seiner Macht zu beeindrucken. Die Furcht, dass sie ihn für ihre eigenen Zwecke einspannten, hatte ihn für alles blind gemacht. Er gab das nicht gern zu. Er war ein Narr gewesen.
Ein Mann, der jedem vertraut, ist ein Narr, sagte Lews Therin, und ein Mann, der niemandem vertraut, ist ein Narr. Wir sind alle Narren, wenn wir lange genug leben. Er klang beinahe wie ein geistig gesunder Mensch.
»Geht zurück nach Cairhien«, sagte er. »Richtet Rafela und Merana aus, ich will, dass sie mit den Rebellen in Haddon Mirk sprechen. Sagt ihnen, sie sollen auch Bera und Faeldrin mitnehmen.« Von Alanna abgesehen waren das die vier anderen, denen er Min zufolge vertrauen konnte. Was hatte sie über die fünf Frauen gesagt, die Cadsuane mitgebracht hatte? Dass jede von ihnen ihm auf ihre Art dienen würde. Das reichte nicht, noch nicht. »Ich will Darlin Sisnera als meinen Statthalter und die von mir erlassenen Gesetze sollen bestehen bleiben. Alles andere können sie bei den Verhandlungen weggeben, solange sie nur die Rebellion beenden. Und danach … was ist?«
Alannas Miene hatte sich verdüstert und sie war wieder auf den Stuhl gesunken. »Es ist nur, dass ich diesen ganzen weiten Weg gereist bin, und Ihr schickt mich sofort wieder weg. Es ist vermutlich besser so, da dieses Mädchen hier ist.« Sie seufzte. »Ihr habt keine Vorstellung davon, was ich in Cairhien durchgemacht habe, wie ich den Bund nur gerade genug verhüllt habe, um zu verhindern, dass mich das, was ihr beide treibt, die ganze Nacht wach hält. Das ist viel schwieriger, als ihn vollständig zu verhüllen, aber ich mag es nicht, die Verbindung mit meinen Behütern völlig zu verlieren. Doch zurück nach Cairhien zu gehen wird fast genauso schlimm sein.«
Rand räusperte sich. »Das ist mein Wille.« Über gewisse Dinge sprachen Frauen viel offener als Männer, das hatte er mittlerweile gelernt, aber es war immer noch ein Schock, wenn sie es dann taten. Er hoffte, dass Elayne und Aviendha den Bund verhüllten, wenn er Min liebte. Wenn sie zusammen im Bett lagen, existierte nichts mehr außer ihr, genau wie es bei Elayne gewesen war. Und mit Sicherheit wollte er sich nicht mit Alanna darüber unterhalten. »Möglicherweise bin ich hier fertig, wenn Ihr in Cairhien alles erledigt habt. Wenn ich nicht … wenn nicht, könnt Ihr hierher zurückkehren. Aber Ihr müsst von mir fernbleiben, bis ich etwas anderes sage.« Selbst mit dieser Einschränkung blühte in ihr die Freude wieder auf.
»Ihr werdet mir nicht verraten, mit wem Ihr den Bund eingegangen seid, oder?« Er schüttelte den Kopf und sie seufzte. »Ich sollte jetzt besser gehen.« Sie stand auf, nahm den Umhang und legte ihn sich über den Arm. »Im besten Fall ist Cadsuane nur ungeduldig. Sorilea hat sie ermahnt, wie eine Mutterglucke auf uns aufzupassen, und das tut sie auch. Auf ihre Weise.« An der Tür blieb sie für eine letzte Frage stehen.
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