Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
jemand an dem Ort seiner Jugend versuchte, Manetheren aus seinem uralten Grab wiederauferstehen zu lassen, würde sie das zur Kenntnis nehmen müssen, sosehr ihn das auch schmerzen würde. Dieses Banner und dieser Name verkörperten noch immer genug Macht, um Andor zu bedrohen.
»Ich habe von Bode Cauthon und anderen Novizinnen aus der Heimat von den Veränderungen gehört«, fuhr Egwene fort und betrachtete die um den Dorfplatz stehenden Häuser stirnrunzelnd, »aber davon war keine Rede.« Die meisten der Häuser waren aus Stein. Neben dem gewaltigen Steinfundament eines viel größeren Hauses stand eine winzige Schenke, aus deren Mitte eine prächtige Eiche wuchs, aber auf der anderen Seite des Fundaments war etwas, das wie eine viel größere Schenke aussah, so gut wie fertiggestellt, und über dessen Tür hing bereits ein Schild mit der Aufschrift Die Bogenschützen . »Ich würde gerne wissen, ob mein Vater noch Bürgermeister ist. Geht es meiner Mutter gut? Meinen Schwestern?«
»Ich weiß, dass du morgen das Heer abrücken lässt«, sagte Elayne, »wenn es nicht schon Morgen ist, aber sobald du Tar Valon erreicht hast, wirst du doch sicherlich ein paar Stunden Zeit finden, um ihnen einen Besuch abzustatten.« Das Schnelle Reisen machte solche Dinge einfach. Vielleicht sollte sie selbst jemanden nach Emondsfelde schicken. Wenn sie herausgefunden hatte, wem sie eine solche Mission anvertrauen konnte. Falls sie jemanden entbehren konnte, dem sie vertraute.
Egwene schüttelte den Kopf. »Elayne, ich musste Frauen, mit denen ich aufgewachsen bin, eine Prügelstrafe verabreichen lassen, weil sie nicht glauben, dass ich der Amyrlin-Sitz bin, oder weil sie der Meinung sind, dass sie die Regeln brechen können, weil sie mich kennen.« Plötzlich lag die Stola mit den sieben farbigen Streifen auf ihren Schultern. Bis sie sie mit einer Grimasse bemerkte und verschwinden ließ. »Ich glaube nicht, dass ich mich Emondsfelde als Amyrlin stellen könnte«, sagte sie traurig. »Noch nicht.« Sie rief sich zur Ordnung und ihre Stimme nahm einen energischeren Tonfall an. »Das Rad dreht sich und alles verändert sich. Ich muss mich daran gewöhnen. Ich werde mich daran gewöhnen.« Sie hörte sich beinahe so an wie Siuan Sanche, so wie sich Siuan in Tar Valon angehört hatte, bevor sich alles veränderte. Stola oder nicht, Egwene klang wie der Amyrlin-Sitz. »Bist du sicher, dass ich dir nicht ein paar von Gareth Brynes Soldaten schicken soll? Wenigstens genug, um Caemlyn zu sichern?«
Plötzlich umgab sie funkelnder Schnee, der bis zu ihren Knien reichte. Schnee, der die Dächer mit leuchtend weißen Hauben versah. Das war nicht das erste Mal, dass so etwas geschah, und die beiden Frauen weigerten sich einfach, sich von der plötzlichen Kälte berühren zu lassen, statt sich Umhänge und wärmere Kleider vorzustellen.
»Vor dem Frühling wird keiner gegen mich ins Feld ziehen«, sagte Elayne. Heere reisten im Winter nicht, es sei denn, sie hatten den Vorteil des Schnellen Reisens auf ihrer Seite, so wie es bei Egwenes Heer der Fall war. Der Schnee verhinderte jede Bewegung, und dort, wo er schmolz, trat der Schlamm an seine Stelle. Diese Grenzländer hatten ihren Marsch nach Süden vermutlich unter der Annahme begonnen, dass es in diesem Jahr keinen Winter geben würde. »Außerdem wirst du jeden Mann brauchen, wenn du Tar Valon erreichst.«
Es war keine Überraschung, dass Egwene lediglich zustimmend nickte, ohne das Angebot zu wiederholen. Obwohl sie den ganzen vergangenen Monat große Anstrengungen in der Rekrutierung neuer Männer unternommen hatten, verfügte Gareth Bryne noch immer nicht über mehr als die Hälfte der Soldaten, die er seiner Aussage zufolge brauchte, um Tar Valon zu erobern. Laut Egwene war er bereit, mit dem anzufangen, was er hatte, aber es bereitete ihr offensichtlich Sorgen. »Ich muss harte Entscheidungen treffen, Elayne. Das Rad webt, wie es das Rad will, aber ich bin diejenige, die entscheiden muss.«
Rasch stapfte Elayne durch den Schnee und warf die Arme um Egwene, um sie zu umarmen. Das heißt, am Anfang stapfte sie. Als sie die andere Frau an sich zog, verschwand der Schnee, ohne auch nur eine feuchte Stelle auf ihren Kleidern zu hinterlassen. Die beiden stolperten, als würden sie miteinander tanzen, und wären beinahe gefallen.
»Du wirst die richtigen Entscheidungen treffen«, sagte Elayne und lachte, obwohl ihr nicht danach zumute war. Egwene fiel nicht in ihr Lachen ein.
»Ich
Weitere Kostenlose Bücher