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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hoffe es«, sagte sie ernst, »denn was auch immer ich entscheide, Menschen werden deswegen sterben.« Sie tätschelte Elaynes Arm. »Nun, du verstehst diese Art von Entscheidungen, nicht wahr? Wir beide müssen zurück in unsere Betten.« Sie zögerte, bevor sie weitersprach. »Elayne, wenn dich Rand wieder besucht, dann musst du mich wissen lassen, was er gesagt hat, ob er dir einen Hinweis gibt, was er vorhat oder wo er hinwill.«
    »Ich werde dir sagen, was ich weiß, Egwene.« Elayne verspürte einen Stich der Schuld. Sie hatte Egwene alles erzählt, oder zumindest fast alles, aber sie hatte ihr verschwiegen, dass sie Rand mit Min und Aviendha verbunden hatte. Das Burggesetz verbot nicht, was sie getan hatten. Das hatte die gründliche Befragung Vandenes ergeben. Ob man es aber gestatten würde, war keineswegs sicher. Doch ein von Birgitte rekrutierter Söldner aus Arafel hatte gesagt: »Was nicht verboten ist, ist erlaubt.« Das klang fast so wie eines von Linis alten Sprichwörtern, obwohl sie bezweifelte, dass ihre alte Amme jemals so nachsichtig sein würde. »Du beunruhigst ihn, Egwene. Ich meine, mehr als sonst. Ich weiß es. Warum?«
    »Dafür habe ich meine Gründe, Elayne. Die Augen-und-Ohren berichten sehr besorgniserregende Gerüchte. Ich hoffe, es sind nur Gerüchte, aber wenn sie es nicht sind …« Jetzt war sie wirklich der Amyrlin-Sitz, eine kleine schlanke junge Frau, die so stark wie Stahl und so gewaltig wie ein Berg erschien. In ihren dunklen Augen lag Entschlossenheit. »Ich weiß, dass du ihn liebst. Ich liebe ihn auch. Aber ich versuche nicht, die Weiße Burg zu Heilen, nur damit er die Aes Sedai wie Damane an die Leine legen kann. Schlaf gut und träume etwas Schönes, Elayne. Schöne Träume sind viel wertvoller, als die Menschen wissen.« Und sie war verschwunden, zurückgekehrt in die wache Welt.
    Einen Augenblick lang stand Elayne da und starrte auf die Stelle, wo Egwene gestanden hatte. Wovon hatte sie gesprochen? Rand würde das niemals tun! Und nur wenn er es aus Liebe zu ihr tat, er würde es nicht tun! Sie stieß den steinharten Knoten im hinteren Teil ihres Bewusstseins an. Da er so weit weg war, leuchteten die goldenen Adern nur in der Erinnerung. Er würde das sicher nicht tun. Voller Sorge kehrte sie aus dem Traum zurück in ihren schlafenden Körper.
    Sie brauchte Schlaf, aber sie war noch nicht richtig in ihrem Körper, als auch schon Sonnenlicht auf ihre Lider fiel. Welche Stunde war es? Sie hatte Termine wahrzunehmen, Pflichten zu erfüllen. Sie wollte einen Monat lang schlafen. Sie rang mit der Pflicht, aber die Pflicht siegte. Vor ihr lag ein arbeitsreicher Tag. Jeder Tag war ein arbeitsreicher Tag. Sie öffnete die Augen; sie fühlten sich an, so als hätte sie überhaupt nicht geschlafen. Dem Winkel des durch das Fenster einfallenden Lichts nach zu urteilen, war Sonnenaufgang schon lange vorbei. Sie hätte einfach hier liegen bleiben können. Pflicht. Aviendha bewegte sich im Schlaf und Elayne stieß sie fest in die Rippen. Wenn sie schon wach sein musste, dann sollte Aviendha auch nicht herumtrödeln dürfen.
    Aviendha erwachte mit einem Ruck und reckte sich nach dem Messer, das auf dem kleinen Tisch neben dem Bett lag. Bevor ihre Hand den dunklen Horngriff berührte, ließ sie sie zurückfallen. »Etwas hat mich geweckt«, murmelte sie. »Ich dachte, eine Shaido würde … sieh dir die Sonne an! Warum hast du mich so lange schlafen lassen?«, wollte sie wissen und kroch auf allen vieren aus dem Bett. »Nur weil ich bei dir bleiben darf« – die Worte kamen einen Augenblick lang gedämpft, als sie sich das vom Schlaf zerknitterte Unterhemd über den Kopf streifte – »heißt das nicht, dass Monaelle mich nicht mit der Rute schlägt, wenn sie mich für faul hält. Willst du den ganzen Tag liegen bleiben?«
    Stöhnend kroch Elayne aus dem Bett. Essande wartete bereits an der Tür zum Ankleidezimmer; sie weckte Elayne nie, es sei denn, Elayne dachte daran, es zu befehlen. Elayne ergab sich der beinahe stummen Hilfe der weißhaarigen Frau, während sich Aviendha allein anzog, aber ihre Schwester machte Essandes Stille wieder wett, indem sie lachend Kommentare abgab. Sodass sie sich wieder wie ein Baby fühlen musste, da sie doch ein anderer anzog, oder dass sie möglicherweise vergaß, wie man sich allein anzog und jemanden brauchte, um sie anzukleiden. Sie hatte das so ziemlich jeden Morgen getan, seit sie angefangen hatte, dasselbe Bett zu teilen. Aviendha fand das

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