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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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doppelt zurück. Sie wollte nichts mehr, als so bald wie möglich in ihr Bett zu steigen, aber sie wollte es auch nicht so dringend, um unbekannten Schwestern das Gewebe des Schnellen Reisens zu verraten.
    Sie hätte ein Wegetor auf den Palasthof weben können, aber dabei das Risiko eingehen müssen, jemanden zu töten, der gerade zufällig vorbeiging, also webte sie es zu einem Ort, den sie genauso gut kannte. Sie war so müde, dass das Weben Mühe kostete und ihr das angesteckte Angreal erst wieder einfiel, als der silbrige Strich in der Luft erschienen war und sich auf ein Feld öffnete, dessen braunes Gras von einem früheren Schneefall niedergedrückt war. Das Feld befand sich südlich von Caemlyn, und Gareth Bryne hatte sie oft dorthin gebracht, damit sie der Königlichen Garde beim Exerzieren zusehen konnte.
    »Willst du es dir nur ansehen?«, fragte Birgitte.
    Elayne blinzelte. Aviendha und Merilille musterten sie besorgt. Birgittes Gesicht verriet nichts, aber auch der Bund verriet Sorge.
    »Ich habe nur nachgedacht«, sagte Elayne und lenkte Feuerherz durch das Tor. Ein Bett würde wunderbar sein.
    Es war nur ein kurzer Ritt von dem alten Exerzierfeld zu den hohen Toren in der hellen, fünfzig Fuß hohen Stadtmauer. Die langen Marktgebäude, die den Weg zu den Toren säumten, waren zu dieser Stunde leer, aber aufmerksame Gardisten hielten Wache. Sie sahen zu, wie sie und ihr Gefolge hereinritten, ohne sie anscheinend zu erkennen. Vermutlich waren es Söldner. Sie würden sie nicht erkennen, es sei denn, sie hätten sie auf dem Löwenthron sitzen gesehen. Mit der Hilfe des Lichts und dem nötigen Glück würden sie das auch.
    Die Dämmerung näherte sich rasch. Der Himmel nahm ein dunkles Grau an und die Schatten auf den Straßen wurden immer länger. Es waren nur noch wenige Leute unterwegs, die sich beeilten, ihr Tagewerk zu beenden, bevor sie zu einem warmen Feuer und dem Abendessen nach Hause gingen. Ein paar Träger mit der dunkel lackierten Sänfte eines Kaufmanns liefen voraus die Straße entlang, und ein paar Augenblicke später ratterte einer der großen Pumpenwagen von acht Pferden gezogen in die andere Richtung; die eisenbeschlagenen Räder rollten laut über die Pflastersteine. Wieder ein Feuer irgendwo. Sie brachen meistens in der Nacht aus. Eine Patrouille aus vier Gardisten führte ihre Pferde an Elayne vorbei, ohne ihr einen zweiten Blick zu schenken. Sie erkannten sie genauso wenig wie die Männer am Tor.
    Sie schwankte auf dem Sattel und dachte nur noch an ihr Bett.
    Es war ein Schock, als ihr bewusst wurde, dass man sie vom Sattel hob. Sie öffnete die Augen, ohne sich daran erinnern zu können, sie geschlossen zu haben, und entdeckte, dass Birgitte sie in den Palast trug.
    »Lass mich runter«, sagte sie müde. »Noch kann ich laufen.«
    »Du kannst kaum stehen«, knurrte Birgitte. »Sei still.«
    »Ihr könnt nicht mit ihr sprechen!«, sagte Aviendha laut.
    »Sie muss unbedingt schlafen, Meister Norry«, sagte Merilille entschieden. »Es muss bis morgen warten.«
    »Vergebt mir, aber es kann nicht bis morgen warten«, erwiderte Norry, der überraschenderweise selbst ausgesprochen entschieden klang. »Es ist wichtig, dass ich jetzt mit ihr spreche!«
    Als Elayne den Kopf hob, hatte sie das Gefühl, alles würde sich um sie drehen. Wie immer presste Halwin Norry die Ledermappe an die dürre Brust, aber der langweilige Mann, der im gleichen staubtrockenen Tonfall von gekrönten Häuptern sprach wie von Dachreparaturen, tanzte beinahe auf und ab in dem Bemühen, sich von Aviendha und Merilille zu befreien, von denen jede einen seiner Arme hielt.
    »Lass mich runter, Birgitte«, sagte sie erneut, und das nächste Wunder geschah, als Birgitte gehorchte. Sie stützte Elayne jedoch weiterhin, wofür diese dankbar war. Sie war nicht davon überzeugt, dass ihre Beine sie noch lange tragen würden. »Was gibt es denn, Meister Norry? Aviendha, Merilille, lasst den Mann los.«
    Der Erste Sekretär schoss nach vorn, sobald sie ihn losgelassen hatten. »Die Nachricht erreichte uns kurz nach Eurem Aufbruch, meine Lady«, sagte er und klang gar nicht staubtrocken. Besorgnis ließ seine Miene verkniffen aussehen. »Da sind vier Heere … Sie sind klein, sollte ich wohl sagen. Licht, ich kann mich noch daran erinnern, als fünftausend Mann ein Heer darstellten.« Er rieb sich mit der Hand über die Glatze und brachte die weißen Haarbüschel hinter den Ohren in Unordnung. »Vier kleine Heere nähern sich

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