Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
der Frau, die einst Ryma Galfrey gewesen war, etwas ins Ohr, und was es auch gewesen sein mochte, Pura lachte und klatschte begeistert in die Hände.
Mat erschauderte. Sie würde verdammt noch mal um Hilfe brüllen, sollte er versuchen, ihr den A’dam abzunehmen. Licht, was dachte er sich nur! Schlimm genug, dass er drei Aes Sedai den Hintern retten musste – sollte man ihn doch zu Asche verbrennen, anscheinend brauchte er nur zu blinzeln, damit man ihm so etwas aufbürdete! –, das war schlimm genug, ohne jetzt auch noch daran zu denken, noch weitere aus Ebou Dar herauszuschaffen.
Ebou Dar war eine große Hafenstadt, vielleicht sogar der größte Hafen der bekannten Welt; der Kai führte an der ganzen Stadt entlang, und die Docks waren lange graue Steinfinger, die aus ihm hervorstachen. Fast alle Liegeplätze waren mit seanchanischen Schiffen aller Größen belegt, deren Mannschaften in die Takelage geklettert waren und jetzt frenetisch jubelten, als Suroth an ihnen vorbeiritt, ein Chor donnernder Stimmen, die ihren Namen riefen. Die Männer auf den anderen Schiffen winkten und riefen ebenfalls, obwohl viele gar nicht genau zu wissen schienen, wem oder was sie da zujubelten. Zweifellos glaubten sie, dass es von ihnen erwartet würde. Auf diesen Schiffen bewegte der im Hafen wehende Wind die Goldenen Bienen von Illian und die Halbmonde von Tear und den Goldenen Falken von Mayene. Anscheinend hatte Rand den dortigen Kaufleuten nicht befohlen, den Handel mit von den Seanchanern besetzten Häfen einzustellen, oder die Kaufleute taten es hinter seinem Rücken. Farben blitzten in Mats Schädel auf, und er schüttelte den Kopf, um ihn wieder klarzubekommen. Die meisten Kaufleute würden mit dem Mörder ihrer Mutter Geschäfte machen, wenn es ihnen einen Profit einbrachte.
Das südlichste Dock war von Schiffen geräumt worden, und seanchanische Offiziere mit dünnen Federbüschen auf den lackierten Helmen standen bereit, um Suroth und Tylin in eines der großen Ruderboote zu helfen, die auf dem Wasser warteten und deren lange Ruder von acht Mann bedient wurden. Aber erst nachdem Tylin Mat einen Abschiedskuss gegeben hatte, wobei sie ihm beinahe Haare ausriss, als sie seinen Kopf nach unten zog und ihm in den Hintern kniff, als würde verdammt noch mal niemand zusehen! Suroth runzelte ungeduldig die Stirn, bis Tylin in dem Langboot saß, aber selbst dann war die Seanchanerin noch immer nicht zufrieden und scheuchte ihre So’jhin Alwhin mit Fingerschnippen herum, sodass die Frau mit den kantigen Gesichtszügen ständig über die Ruderbänke kletterte, um ihr dieses oder jenes zu holen.
Der Rest des Blutes erhielt tiefe Verbeugungen von den Offizieren, musste die Leitern aber mithilfe ihrer So’jhin hinunterklettern. Die Sul’dam halfen den Damane in die Boote, aber die weiß gekleideten Diener konnten ihre Körbe und sich selbst allein nach unten schaffen. Kurze Zeit später fuhren die Boote durch den Hafen auf den Ort zu, an dem man Raken und To’raken südlich vom Rahad hielt. Sie suchten sich ihren Weg vorbei an der gewaltigen vor Anker liegenden Flotte der Seanchaner und den Dutzenden gekaperten Schiffen des Meervolks, die das Hafenbecken ausfüllten. Letztere schienen mit den gerippten Segeln der Seanchaner und anderem Tauwerk neu aufgeriggt worden zu sein. Ihre Besatzungen bestanden ebenfalls aus Seanchanern. Mit Ausnahme der Windsucherinnen, an die Mat nicht denken wollte, waren die überlebenden Atha’an Miere alle im Rahad, wo sie zusammen mit den anderen Da’covale die versandeten Kanäle reinigten. Natürlich abgesehen von denen, die man verkauft hatte. Und es gab nichts, das er daran ändern konnte. Er schuldete ihnen nichts, er hatte bereits mehr am Hals, als er bewältigen konnte, und es gab nichts, das er hätte tun können. Mehr gab es dazu nicht zu sagen!
Er wollte sofort losreiten und die Schiffe des Meervolks hinter sich lassen. Niemand auf den Docks schenkte ihm auch nur die geringste Beachtung. Die Offiziere waren gegangen, sobald die Boote abgelegt hatten. Jemand – er wusste nicht wer – hatte die Packpferde fortgeführt. Die Matrosen kletterten aus den Wanten und gingen wieder ihrer Arbeit nach, und die Mitglieder der Gilde der Schauerleute setzten ihre tiefen, schweren und mit Ballen und Kisten und Fässern beladenen Schubkarren wieder in Bewegung. Aber wenn er zu früh ging, konnte Tylin auf die Idee kommen, dass er die Stadt sofort verließ und ihm ihre Männer hinterherschicken,
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