Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
Kapuze vom Kopf; er riss sie sofort zurück, aber der Schaden war angerichtet. Charl Gedwyn hatte angefangen, sein Haar im Nacken mit einer Silberspange mit einem großen roten Edelstein zusammenzuhalten, aber er war noch immer ein finster dreinblickender Mann, der etwas Herausforderndes an sich hatte. Bei dem anderen Mann konnte es sich demzufolge nur um Torval handeln, da wäre Rand jede Wette eingegangen. Keiner der anderen war so groß.
Rand wartete, bis die beiden Zerams Laden betreten hatten, leckte ein paar fettige Krümel vom Handschuh und machte sich auf die Suche nach Lan und Nynaeve. Er fand sie, bevor er die gewundene Straße weit genug entlanggegangen war, um den Schuster außer Sicht zu verlieren. Der Kerzenladen, den er als möglichen Weg von den Dächern herunter ausgemacht hatte, befand sich jetzt zusammen mit einer Seitengasse ein Stück hinter ihm. Voraus bog die Straße in die andere Richtung ab. Keine fünfzig Schritte weiter stand ein Wachturm, auf dem ein Straßenhüter thronte. Die Dächer waren von hier aus allerdings nicht mehr zu sehen, ein dreistöckiges Gebäude mit einer Möbeltischlerei, die sich die Seitengasse mit dem Kerzenmacher teilte, verstellte den Blick.
»Ein halbes Dutzend Leute haben Torval und Gedwyn erkannt«, sagte Lan, »aber keinen der anderen.« Er hielt die Stimme gesenkt, obwohl keiner der Passanten ihnen auch nur einen zweiten Blick schenkte. Der Anblick zweier Männer, die Schwerter unter den Umhängen trugen, reichte aus, um jeden, der es bemerkte, schneller ausschreiten zu lassen.
»Ein Metzger, der seinen Laden ein Stück die Straße herunter hat, hat gesagt, dass die beiden bei ihm einkaufen«, berichtete Nynaeve, »aber nie für mehr als zwei Personen.« Sie warf Lan einen Seitenblick zu, als hätte sie den endgültigen Beweis geliefert.
»Ich habe sie gesehen«, sagte Rand. »Sie sind gerade reingegangen. Nynaeve, kannst du mich und Lan von der Gasse hinter dem Gebäude aufs Dach heben?«
Nynaeve betrachtete Zerams Haus stirnrunzelnd und rieb mit einer Hand den Gürtel um ihre Taille. »Einer nach dem anderen, das müsste möglich sein«, sagte sie schließlich. »Aber dafür würde man mehr als die Hälfte des Quelleninhalts verbrauchen. Ich würde euch nicht wieder herunterholen können.«
»Hinauf reicht aus«, sagte Rand. »Wir ziehen uns über die Dächer zurück und klettern neben dem Kerzenmacher herunter.«
Natürlich protestierte sie, während sie die Straße entlang zu dem Schuster gingen. Nynaeve hatte grundsätzlich etwas an allem auszusetzen, das nicht ihrem Einfallsreichtum entsprungen war. »Ich soll euch bloß auf das Dach bringen und dann warten?«, murmelte sie und schaute so finster nach rechts und links, dass ihr genauso viele Leute aus dem Weg gingen wie den Männern, die sie flankierten, ob sie nun die Schwerter sahen oder nicht. Sie stieß die Hand unter dem Umhang hervor, um den Armreif mit den hellroten Steinen zu zeigen. »Das hier kann mich mit einer Rüstung bedecken, die besser als jeder Stahl ist. Ich merke es nicht einmal, wenn mich ein Schwert trifft. Ich glaubte , ich würde mit euch reingehen.«
»Um was zu tun?«, fragte Rand leise. »Um sie mit der Macht festzuhalten, damit wir sie töten können? Um sie selbst zu töten?« Sie senkte den Blick und starrte stirnrunzelnd die Pflastersteine an.
Rand ging an Zerams Laden vorbei, blieb vor dem niedrigen Haus stehen und sah sich so unauffällig um, wie er konnte. Es waren keine Straßenhüter in Sicht, aber er beeilte sich, als er Nynaeve in die schmale Gasse drängte. Bevor er Rochaid gefolgt war, hatte er auch keine Straßenhüter gesehen.
»Du bist sehr still«, sagte Lan.
Sie machte noch drei Schritte, bevor sie antwortete, ohne langsamer zu werden oder über die Schulter zu sehen. »Ich habe zuvor nicht nachgedacht«, sagte sie leise. »Ich habe es für ein Abenteuer gehalten, die Konfrontation mit Schattenfreunden, abtrünnigen Asha’man, aber du gehst da rauf, um sie hinzurichten. Wenn möglich wirst du sie töten, bevor sie dich überhaupt bemerkt haben, nicht wahr?«
Rand warf Lan einen Blick über die Schulter zu, aber der ältere Mann schüttelte nur verwirrt den Kopf. Natürlich würden sie sie ohne Vorwarnung töten, falls das möglich war. Das hier war kein Duell; es war eine Hinrichtung, genau wie sie gesagt hatte. Zumindest hoffte Rand, dass es das sein würde.
Die Gasse hinter den Gebäuden war etwas breiter als jene, die zur Straße führte; die
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