Das Rätsel deiner Leidenschaft
bewundert. Sie ist wirklich ganz erstaunlich. So einzigartig, nicht?«
Er beugte sich noch weiter vor und ließ seinen Blick über ihr Gesicht wandern. »Ja, sie ist wunderschön«, stimmte er ihr leise zu.
Sabine duckte sich unter seinem Arm hindurch und brachte Abstand zwischen sie.
»Sie wissen von der Prophezeiung. Deshalb wollten Sie die Karte sehen«, stellte er fest, und es klang, als spräche er zu sich selbst und nicht zu ihr.
Sabine blieb fast das Herz stehen, als sie das Wort »Prophezeiung« hörte. Sollte ihn der Teufel holen, denn er machte es ihr wirklich fast unmöglich, Geheimnisse zu bewahren! Sie brauchte nur irgendetwas zu sagen, und schon war es, als könnte er in sie hineinblicken und erraten, was sie dachte. Trotzdem schwieg sie und hoffte, damit durchzukommen.
»Haben Sie das vorhin wirklich ernst gemeint? Dass Sie und Ihre Familie Nachkommen der Atlantider sind?«
»Ja, das habe ich ernst gemeint.«
»Dann müssen Sie von der Prophezeiung wissen.« Er beugte sich vor und zeigte auf das kleine Wäldchen, das sie entdeckt hatte. »Es ist alles da. Jedes Wort. An verschiedenen Stellen auf der Karte.« Er zeigte ihr noch eine andere Stelle in einem der Wasserkanäle und eine weitere unter dem Palast.
Sabine trat wieder näher an die Karte heran und folgte seinem Finger, als er ihr die in Griechisch geschriebenen Worte zeigte, die sich so geschickt mit den Illustrationen verbanden, dass es ein Wunder war, dass er sie überhaupt entdeckt hatte.
»Ich habe sehr lange gebraucht, um alle zu finden«, sagte er, als erriete er schon wieder, was sie dachte, und ließ sich in seinen Sessel fallen. »Aber warum interessiert Sie die Prophezeiung? Das ist meine zweite Frage.«
Sabine schwieg einen Moment, dann seufzte sie. »Natürlich wissen wir von der Prophezeiung. Aber diese Karte ist das einzige verbliebene Dokument, auf dem man die Prophezeiung in ihrer Gänze sehen kann.« Das war die absolute Wahrheit, und es ärgerte sie geradezu, wie sich der Knoten in ihrem Magen bei ihrer Aufrichtigkeit aufzulösen schien. »Sie stand einst auch in einem uralten Buch, aber die Seiten sind vor Hunderten von Jahren herausgerissen und gestohlen worden.«
»Und deshalb waren Sie so an meiner Karte interessiert? Weil Sie die Prophezeiung sehen wollten?«
Sabine schloss die Augen, tat einen tiefen, kräftigenden Atemzug und nickte. »Ja.«
»Was wissen Sie von den jüngsten Vorfällen hier in London?«, wechselte er abrupt das Thema.
Vorfälle? Konnte er etwas über Madigan erfahren haben? Panik ergriff Sabine. »Nichts«, antwortete sie und ging zur Vorderseite des Schreibtisches zurück.
»Ich glaube, jemand versucht, die Prophezeiung zu erfüllen«, sagte Max.
Sabine drehte sich abrupt zu ihm herum, schwieg aber aus Angst, womöglich zu viel preiszugeben, und ließ sich statt einer Antwort auch in einen Sessel sinken.
»Es sind Morde begangen worden«, begann Max.
»Madigan«, wisperte sie. Aber dann horchte sie plötzlich auf. »Sie sagten Morde ... gab es denn mehrere?«
»Fünf, begangen an hochrangigen Offizieren. Mit dem Versprechen, dass es noch mehr Opfer werden. Zumindest zwei noch, schätze ich, wenn wir uns an die Zahlen in der Prophezeiung halten«, sagte er.
Hochrangige Offiziere ... das schloss Madigan nicht ein. »Was meinen Sie mit ›Versprechen‹?«
»Der Mörder hat eine Nachricht bei den Leichen hinterlassen.« Max schüttelte den Kopf. »Verdammt, ich dürfte das nicht mal wissen, aber ich wurde von einem Freund bei Scotland Yard um Mithilfe gebeten, wegen meines Interesses an Atlantis.« Max hob eine Münze von seinem Schreibtisch auf und rollte sie zwischen seinen Fingern. »Sagt Ihnen der Begriff ›Wächter‹ irgendetwas?«, fragte er.
Sabine wusste, dass ihr Gesichtsausdruck wechselte, und obwohl sie schnell den Blick senkte, war es höchst unwahrscheinlich, dass Max es nicht bemerkt haben sollte.
»Sie kennen ihn also.« Er beugte sich zu ihr vor. »Was bedeutet er, Sabine?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen«, erwiderte sie und schüttelte nachdrücklich den Kopf.
»Wer auch immer dieser Wächter ist, er ist in Gefahr. Sagen Sie mir, was Sie wissen, dann kann ich ihn beschützen.«
»Was soll das heißen, er ist in Gefahr?«, fragte sie.
»Die Nachricht, die hinterlassen wurde, war an den Wächter gerichtet. Sie ist eine Warnung, dass der Mörder naht und dass ihm bald gehören wird, was der Wächter schützt.«
Agnes und Phinneas waren in Gefahr . Aber das
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