Das Rätsel deiner Leidenschaft
der Tat.«
Allerdings sah er bei diesen Worten nicht die Karte an, sondern musterte stattdessen sie ganz ungeniert.
»Und diese Wette neulich Abend? Sollte ich die einfach hinnehmen, ohne neugierig zu werden?«, fragte er und nahm seine Hand von ihrer Schulter.
»Ich habe Ihnen alles gesagt, was Sie wissen müssen.«
Er lehnte sich an seinen Schreibtisch und streckte die langen Beine vor sich aus. »Nein, Sie haben mir nur das absolute Minimum gesagt.«
»Sie kommen einfach so in meinen Laden und verlangen Erklärungen von mir«, sagte sie und stieß ihn mit dem Finger an die Brust. »Brechen in mein Geschäft ein, um dort wahrscheinlich irgendwas zu stehlen. Sie ... Sie küssen mich«, stieß sie entrüstet hervor, »und jetzt soll ich Ihre Fragen beantworten, als stünde ich wegen irgendetwas vor Gericht!«
»Ich habe weder etwas gestohlen noch hatte ich die Absicht, es zu tun. Und ich bin nur dieser Wette wegen, die Sie schließlich selber vorgeschlagen hatten, zu Ihrem Geschäft gegangen. Aber ich bin froh, dass Sie endlich zugeben, etwas zu wissen«, schloss er lächelnd.
Sabine öffnete den Mund und schloss ihn gleich wieder. Verdammt. Lydia hatte sie immer gewarnt, dass ihr hitziges Gemüt sie noch in Schwierigkeiten bringen würde.
»Wie kann man nur so stur sein«, sagte er und hob kapitulierend seine Arme. »Nun geben Sie’s doch zu! Sie sind heute Abend hergekommen, weil Sie meine Karte sehen wollten.« Er zeigte hinter sich. »Und jetzt haben Sie sie gesehen.«
Aber sie brauchte mehr als einen schnellen Blick auf diese Karte, und das wusste er. Sie sagte jedoch nichts, sondern überlegte stattdessen, wie viel sie ihm anvertrauen konnte, wie viel Information sie preisgeben konnte, ohne sich oder ihre Tanten noch mehr in Gefahr zu bringen, als sie es ohnehin schon waren. Über die Schulter schaute sie verlangend auf die Karte.
»Mein Preis sind Antworten, Sabine«, sagte Max.
Gewiss doch. Was hatte sie denn erwartet? Dass er einfach beiseitetreten und sie seinen kostbaren Besitz inspizieren lassen würde, ohne dass sie ihm einen Grund dafür angab? Sosehr es sie auch wurmte, aber sie würde ihm etwas sagen müssen. Es war die einzige Möglichkeit, die Prophezeiung zu finden. Ihr blieb gar keine andere Wahl.
»Ich mache Ihnen einen Vorschlag«, fuhr Max fort. »Sie fragen mich alles, was Sie wissen wollen, und ich werde antworten. Aber danach müssen Sie auch meine Fragen beantworten.«
Sabine straffte die Schultern, hob das Kinn und sah ihn an. Was er vorschlug, war ein fairer Handel. Und sie konnte nicht bestreiten, dass sie neugierig war. »Zwei«, sagte sie. »Ich stelle Ihnen zwei Fragen und beantworte auch zwei.«
»Wie Sie meinen.« Seine Lippen verzogen sich zu einem leisen Lächeln.
»Warten Sie! Ich habe noch nicht entschieden, ob ich neugierig genug auf irgendetwas bin, das Sie angeht, um mich darauf einzulassen.« Sie verengte ihre Augen und starrte ihn an. Natürlich war sie neugierig, aber sie wollte nicht zu übereifrig erscheinen. Neugier hin oder her, sie musste seinen Vorschlag akzeptieren, aber sie sah keinen Grund, ihn wissen zu lassen, wie unbedingt sie diese Karte sehen musste. Nach einer Weile nickte sie.
Dann versuchte sie zu entscheiden, welche die besten Fragen an ihn wären. Versuchte, ihr eigenes Interesse beiseitezulassen und sich auf etwas zu konzentrieren, das ihr und ihren Tanten helfen könnte. »Wieso haben Sie diese Karte? Was interessiert Sie so an Atlantis, dass es Sie sogar dazu veranlasst hat, nach der Karte zu suchen?«
»Das sind bereits zwei Fragen«, scherzte er, aber dann zuckte er die Schultern und antwortete. »Ich habe diese Karte vor vielen Jahren gefunden, nachdem ich schon als Kind ganz fasziniert von dem versunkenen Kontinent gewesen war. Ich habe mich schon immer für Antiquitäten, Mythen und Geschichten von verlorenen Schätzen interessiert. Die Legende von Atlantis war meine liebste. Ich nehme an, dass sie wohl einfach bei mir hängengeblieben ist.«
»Aber warum sind Sie so fasziniert davon?«, fragte Sabine.
»Reichtum«, erwiderte er schlicht. »Schließlich heißt es, dass Poseidons Palast aus purem Gold erbaut worden sein soll.«
Sabine blickte sich in dem Zimmer um – teure Mahagonimöbel, kristallene Karaffen, feine, dick gepolsterte Ledersessel. Selbst die Art, wie Max sich kleidete, sprach Bände. Die Stoffe, die er trug, waren die besten, die für Geld zu haben waren. »Sie sind reich genug.«
Ein Lächeln huschte über
Weitere Kostenlose Bücher