Das Rätsel deiner Leidenschaft
hatte Sabine ja bereits gewusst. Nun, da sie die Prophezeiung kannte, brauchte sie die Anleitung des Sehers und seine Hilfe, um sie zu entschlüsseln. Sie brauchte Phinneas. Und deshalb musste so schnell wie möglich gehen.
»Sabine, ich kann helfen. Vertrauen Sie mir doch bitte.«
»Die Wächter behüten das Elixier«, sagte sie, bevor sie es sich anders überlegen konnte, und blickte Max prüfend ins Gesicht, um zu sehen, ob sie zu viel gesagt hatte.
»Elixier? Was für ein Elixier?«, fragte er, während er die Münze in die Luft warf und sie auffing.
»Nein.« Mit aller Entschiedenheit schüttelte sie den Kopf. »Ich habe schon viel zu viel gesagt«, erklärte sie. »Sie haben Ihre zwei Fragen gestellt.«
»Können Sie mir wenigstens sagen, wie viele Wächter es gibt?«, fragte er. »Scotland Yard bearbeitet den Fall, und ich würde sie gern von der Polizei beschützen lassen.«
Sabine sah ihm in die Augen. »Es gab drei. Aber nur zwei sind noch am Leben.«
Seine Fragen brachten all ihre Zweifel und Bedenken schlagartig zurück. Indem sie die Hilfe eines Außenseiters suchte, verletzte sie eine der heiligen Regeln ihres Volkes. Ein Wächter hätte das nie getan – ein weiterer Beweis dafür, dass Agnes' Ernennung richtig gewesen war und sie, Sabine, es nicht verdiente, Wächterin zu sein. Es war ein großes Risiko, Max zu vertrauen, aber er wusste von der Karte und der Prophezeiung, beides Informationen, die sie brauchen würde, um Agnes zu beschützen.
Sie musste tun, was sie für richtig hielt, und im Augenblick brauchte sie die Hilfe dieses Mannes. Also musste sie ihrem eigenen Urteil vertrauen und bis zu einem gewissen Grad auch Maxwell Barrett.
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Kapitel acht
N och lange nachdem Sabine sein Arbeitszimmer verlassen hatte, stand Max da und starrte auf die Karte. Er hatte immer angenommen, dass die in den Illustrationen versteckte Inschrift eine sich auf die Zerstörung von Atlantis beziehende Prophetie gewesen war. Aber dann war Justin mit einer anderen Interpretation gekommen und nun auch noch Sabine. Es schien fast unmöglich, dass das Zufall sein könnte. Die Morde, die Nachricht an den Wächter ... und wie war einzuschätzen, dass Sabine und ihre Tanten Nachfahren der Atlantiden waren?
Vielleicht war das Mädchen verrückt und lebte in einer Fantasiewelt, die sie geschaffen hatte, nachdem sie etwas über Atlantis gelesen hatte. Aber was, wenn nicht? Dieses quälende Gefühl nagte an Max und ließ ihm keine Ruhe. Und wenn sie nicht unter Wahnvorstellungen litt? Wenn sie die Wahrheit sagte, und nicht nur das, was sie für wahr hielt, sondern ihm die tatsächliche Realität geschildert hatte? Wenn Sabine und ihre Tanten Abkömmlinge der Atlantiden waren, dann war das der Beweis, der ihm bislang gefehlt hatte. Menschen aus Fleisch und Blut, deren Vorfahren aus einem Land gekommen waren, das es nicht mehr gab. Nur gab es leider keine wissenschaftlichen Mittel, um ihre Abstammung nachzuweisen.
»Die Wächter behüten das Elixier«, hatte sie gesagt. Das Elixier. Das Wort weckte keinerlei Erinnerung in Max. In keiner seiner Quellen wurde im Zusammenhang mit der Prophezeiung ein Elixier erwähnt. Andererseits hatte er sich bisher immer nur bemüht, die Existenz von Atlantis nachzuweisen. Mit der atlantidischen Kultur hatte er sich kaum beschäftigt. Max nahm ein paar Bücher aus dem Regal und legte sie auf seinen Schreibtisch, einschließlich des neuesten Werkes von diesem etwas sonderbaren Amerikaner, der behauptete, Atlantis sei der Geburtsort der Zivilisation gewesen. Max hielt den Mann nicht für einen wirklichen Experten zu dem Thema, aber er brauchte Informationen, und im Augenblick würde er sie von nahezu jedem nehmen.
Er öffnete ein weiteres Buch, das einen uralten griechischen Text enthielt, und warf einen Blick auf eine Zeichnung, die einen vierstöckigen Springbrunnen im Zentrum von Poseidons Palast darstellte. Einigen Legenden zufolge war dies angeblich der Quell der Jugend, ein Born des ewigen Lebens. Max hatte sich nie viel mit dieser Theorie befasst – aber könnte dies das Elixier sein, das die Wächter hüteten?
Wieder stand er auf und las die Prophezeiung, obwohl sich ihm die Worte tief in sein Gedächtnis gegraben hatten. Dann senkte er den Blick und betrachtete seine Schussverletzung, die inzwischen fast vollständig verheilt war und auch nicht mehr schmerzte. Und Sabine hatte gesagt, die Salbe sei
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