Das Rätsel deiner Leidenschaft
spitz.
Max dachte kurz nach und nickte dann. »Genau.«
»Ist das Einbrechen in anderer Leute Häuser für dich eine Art fehlgeleitetes Hobby?«, fragte sie.
»Durchaus – wenn die Aufgabe einfallsreiche Maßnahmen erfordert. Komm jetzt.« Er zog sich auf die Mauer hinauf, doch als er sich umdrehte, um Sabine zu helfen, war sie schon halbwegs oben. Den Rest des Weges zog er sie hinauf, dann sprang er auf der anderen Seite hinunter und half ihr, auf den Füßen aufzukommen. Sie machten sich ein kleines Gehölz zunutze, um ungesehen näher an das Haus heranzukommen.
»Wieso verrottest du dann inzwischen noch nicht in einer Gefängniszelle?«, flüsterte sie. Aber Max konnte den Anflug eines Lächelns um ihre Lippen sehen.
»Weil ich der Marquess of Lindberg bin«, erwiderte er schlicht. Deswegen und weil er es hervorragend verstand, unangenehme Situationen zu bereinigen. Ein Lächeln hier, ein Geldschein da, und die Leute neigten dazu, ihre Probleme zu vergessen.
Vorsichtig bewegte er sich in Richtung Tür. Um diese Zeit würden die Dienstboten schon alle zu Bett gegangen sein. Mit dem Dietrich gelang es ihm, das Schloss der Hintertür zu öffnen, ohne Spuren zu hinterlassen. Er sah, dass Sabine sich noch immer hinter einem Baum versteckte. »Kommst du mit, oder gedenkst du, dich hier draußen zu verstecken?«, zischte er.
Ihre Lippen wurden schmal, aber sie sagte nichts, als sie an ihm vorbeiging und das Haus betrat.
Max lächelte und folgte ihr.
Für einige Sekunden verharrten sie reglos und warteten, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Sie schienen in der Küche zu sein, denn der Geruch nach frisch gebackenem Brot erfüllte die Luft. Sabines warmer Atem fächelte Max' Nacken. Sie trat noch näher, und die gleiche Wärme streifte nun sein Ohr.
»Woher wissen wir, wo wir suchen müssen?«, wisperte sie.
Gott, wie er sie begehrte! Selbst hier in der Küche dieses Fremden hätte er Sabine am liebsten auf der Stelle genommen. Auf dem Tisch, vor dem Schrank oder wo auch immer. Heiß und schnell oder quälend langsam. Wie, war ihm egal. Oder am besten sogar alles ...
Doch dazu waren sie nicht hier. Leise schlichen sie durch die Küche in die Vorratskammer, wo Max schnell einen Arm ausstreckte, um Sabine am Weitergehen zu hindern. Stumm deutete er auf den Boden – auf Strohsäcken lagen dort zwei Küchenmägde und schliefen tief und fest. Sabines Augen weiteten sich vor Schreck, aber Max nickte ihr beruhigend zu und hielt ihre Hand, als sie über die schlafenden Mädchen hinwegstiegen. Eine der beiden bewegte sich, und Max und Sabine erstarrten. Aber sie drehte sich nur um und schlief weiter.
Aus der Vorratskammer gelangten sie auf einen Flur mit einer Treppe. »Die meisten seiner Waffen sind im großen Saal ausgestellt«, flüsterte Max, als sie den Aufstieg begannen.
Sabine zupfte an seinem Hemd, um ihn aufzuhalten. »Warum konnten wir ihn dann nicht einfach fragen, ob wir seine Waffen sehen dürften?«
»Weil er sie für sich ausstellt und jemand ist, der nicht gern teilt.«
»Verstehe.«
»Hier entlang.« Max nahm ihre Hand und bemühte sich zu ignorieren, wie perfekt sie in die seine passte.
Durch einen dunklen Salon führte er sie in eine Eingangshalle mit einem spiegelglatten Marmorboden. Sie gingen langsam, um Geräusche zu vermeiden, schlichen eine weitere Treppe hinauf und bewegten sich über einen Gang zu ihrer Rechten zu dem Zimmer, das Max für den großen Salon des Hauses hielt.
Durch zwei hohe Fenster fiel ausreichend Mondlicht herein, um ihnen einen einigermaßen klaren Blick auf den Raum zu verschaffen. Außerdem flankierten zwei brennende Öllampen den riesigen Kamin. In den Lampen befand sich noch genügend Brennstoff für zwei weitere Stunden, obwohl Max annahm, dass bis dahin ohnehin ein Dienstbote erscheinen würde, um das Licht zu löschen. Sie würden sich beeilen müssen. Alte Rüstungen standen in allen vier Ecken, und in Glaskästen waren Waffen aus allen Epochen und Ländern ausgestellt. Schwerter, Messer, Pistolen und Gewehre bedeckten so gut wie alle Oberflächen, und die größeren von ihnen hingen an der Wand.
»Ach, du meine Güte!«, sagte Sabine. »Ich hasse den Gedanken, mir diesen Gentleman zum Feind zu machen.«
Falls die Gerüchte stimmten, die Max über Flynns aufbrausendes Naturell gehört hatte, sollten sie den Mann tatsächlich besser nicht wütend machen, aber davon sagte er Sabine nichts. »Dann lass es uns schnell hinter uns bringen. Du
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