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Das Rätsel der dritten Meile

Das Rätsel der dritten Meile

Titel: Das Rätsel der dritten Meile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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so gut wie alles. Ich weiß schon, was du meinst, und ich werde auch gleich darauf zu sprechen kommen, das hatte ich sowieso vor. Ich dachte nur, ich würde dir eine Freude machen, wenn ich es sozusagen bis zum Schluß aufhebe.»
    «Bist du sicher, du weißt, was ich meine? Ich meine den verdammten Arm!»
    «Ja, ja, das ist mir klar. Du brauchst dich gar nicht aufzuregen, ich komme schon dazu. Glaubst du, mir ist entgangen, wie du neulich den Arm angestarrt hast? — Als ob du wer weiß für eine Entdeckung gemacht hättest. Eine Entdeckung? Daß ich nicht lache! Einen derartigen Bluterguß hätte nicht mal ein halbblinder Teilzeit-Hilfskrankenträger übersehen.»
    Morse grummelte verlegen eine Entschuldigung, und der Pathologe fuhr fort: «Na, lassen wir das. Laien sind eben immer froh, wenn sie überhaupt irgend etwas sehen. Und übrigens hast du mit deiner Vermutung prinzipiell tatsächlich recht gehabt, obwohl du dich bei der Ursache des Blutergusses geirrt hast. Er rührt nämlich nicht, wie du dachtest, von einer Spritze her, ist somit auch kein Hinweis darauf, daß der Tote Blutspender gewesen sein könnte. Du hast mich aber auf eine Idee gebracht, und so habe ich mir beide Arme von oben bis unten gründlich angesehen. Dabei habe ich am linken Arm ca. fünfundzwanzig, am rechten ca. zwölf Einstichstellen entdeckt. Er war also tatsächlich Blutspender.»
    «Hm.» Morse schwieg nachdenklich. Nach einer Weile sagte er: «Den vollständigen Bericht schickst du mir dann noch?»
    «Was da sonst noch drinsteht, wird dir nicht viel nützen.»
    «Vielleicht hast du die Güte, die Entscheidung darüber mir zu überlassen.»
    «Und die Leiche? Kann die jetzt...?»
    «Was fragst du mich? Von mir aus pack sie in euern Gefrierschrank!»
    Ein paar Minuten später wählte Morse die Nummer des Lonsdale College und bat, ihn mit der Sekretärin zu verbinden.
    «Hier Sekretariat des Rektors, kann ich Ihnen helfen?» Sie hatte eine nette Stimme, aber Morse war nicht in der Laune, sich davon beeindrucken zu lassen.
    «Ja, durchaus», sagte er, nicht besonders freundlich. «Ich möchte wissen, ob es am Freitag, dem 11. Juli, bei Ihnen im College zum Frühstück Bückling gab.»
    «Oh, das kann ich Ihnen so nicht sagen, da muß ich nachfragen.»
    «Dann tun Sie das!» bellte Morse.
    «Kann ich Sie zurückrufen?» Ihre Stimme zitterte etwas, doch Morse war unbarmherzig.
    «Nein, ich warte.»
    Morse hörte, wie sie irgend jemandem hektisch etwas zuflüsterte, da meldete sich eine Männerstimme.
    «Hier Andrews. Falls Sie Fragen haben, Chief Inspector, ich stehe Ihnen gerne zur Verfügung.»
    Ja, der Inspektor hatte Fragen. Es traf sich gut, daß Andrews mit seiner Familie in Kidlington wohnte, so konnte er, ohne daß es große Mühe für ihn bedeutet hätte, am Nachmittag im Präsidium vorbeikommen.
    Lewis kam herein, während Morse noch telefonierte. Er spürte sogleich an dessen Ton, daß ihm eine Laus über die Leber gelaufen sein mußte, und befürchtete, daß er das nächste Opfer seines Unmuts sein würde. Doch wider Erwarten hörte ihm Morse, als er mit dem Gespräch fertig war, zunächst durchaus freundlich und aufmerksam zu.
    «Es ist demnach so», zog Lewis aufatmend noch einmal die Bilanz dessen, was er im Prüfungsamt herausgefunden hatte, «daß die endgültige Prüfungsnote erst einen Tag, bevor sie auch veröffentlicht wird, tatsächlich feststeht.»
    Morse nickte zustimmend.
    Doch Lewis hatte zu früh aufgeatmet. Kaum hatte er begonnen, über das negative Ergebnis seiner Nachforschungen im Churchill Hospital zu berichten, als Morse ihn schroff unterbrach. «Offenbar haben Sie nicht gründlich genug nachgesehen, Lewis, sonst hätten Sie ihn finden müssen.»
    «Aber ich habe gründlich nachgesehen, Sir. Sein Name war nicht dabei», sagte Lewis und geriet beinahe ins Stottern. Morse’ ungerechte Vorwürfe trafen ihn, obwohl er inzwischen daran hätte gewöhnt sein müssen, doch immer noch tief. «Die Sekretärin ist auch noch einmal die entsprechenden Karten durchgegangen; sie hat ihn auch nicht entdeckt.»
    «Die Idee, daß sie ihn vielleicht unter Smith abgelegt haben könnten, ist Ihnen aber, wie ich Sie kenne, nicht gekommen, was?» grollte Morse.
    Lewis hatte sich inzwischen wieder gefaßt. «Ich habe erst unter Brown ohne e, dann unter Browne mit e, danach unter Smith ohne e, und anschließend noch mit e nachgesehen, Sir. Danach bin ich den ganzen Buchstaben B und den ganzen Buchstaben S durchgegangen — für

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