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Das Rätsel der dritten Meile

Das Rätsel der dritten Meile

Titel: Das Rätsel der dritten Meile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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jedenfalls verstanden...» sagte er und sah Morse, plötzlich mißtrauisch geworden, forschend an.
    «Ja, man hat mir etwas in der Richtung angedeutet», sagte Morse
    kaltblütig.
    «Hat man Ihnen auch gesagt, um was für eine Krankheit es sich bei ihm handelt?»
    Dies konnte Morse ehrlicherweise verneinen.
    «Nun, er hat einen Gehirntumor — schon sehr weit fortgeschritten. Inoperabel.»
    Beide schwiegen einen Moment, dann sagte Morse in beiläufigem Ton: «Bringt es Ihnen übrigens finanzielle Vorteile, wenn Sie jetzt Dr. Browne-Smiths Aufgaben übernehmen?»
    «Was, zum Teufel, wollen Sie damit sagen?» fuhr Andrews empört auf.
    «Aber lieber Dr. Andrews», sagte Morse milde, «ich ermittle, wie Sie wissen, in einem Mordfall — und da ist es meine Pflicht herauszufinden, wer vom Tod des Opfers in irgendeiner Weise profitiert; das werden Sie verstehen.»
    «Na schön, dagegen läßt sich wohl nicht viel sagen. Also, wenn Sie es denn unbedingt wissen müssen: ich werde, falls es sich bei dem Toten tatsächlich um Dr. Browne-Smith handeln sollte und ich an seine Stelle trete, pro Jahr etwa zweitausend Pfund mehr bekommen als bisher.»
    «Eine Stufe höher auf der Karriereleiter — meinen herzlichen Glückwunsch!»
    «Danke», sagte Andrews knapp. «Zu Ihrer Information: es ist mehr als eine Stufe, und ich habe vor, um im Bild zu bleiben, noch höher zu steigen.»
    Einen Augenblick lang verschlug es Morse die Sprache. So viel Ehrlichkeit war er nicht gewöhnt. «Aber der Rektor ist noch mindestens zehn Jahre im Amt», gab er zu bedenken.
    «Acht Jahre», korrigierte Andrews ihn ruhig.
    Merkwürdigerweise war die ganze Unterhaltung nicht im mindesten peinlich, dachte Morse. Dieser Andrews war wirklich ein ungewöhnlicher Mensch.
    «Das Amt des Rektors angetragen zu bekommen», sagte Morse in beinahe ehrfürchtigem Ton, «ist eine große Auszeichnung, oder?»
    «Für mich ist es die größte Auszeichnung, die es gibt», sagte Andrews bestimmt.
    «Glauben Sie, daß Ihre Kollegen das auch so sehen?»
    «Ich denke schon; die wenigsten würden es allerdings zugeben.»
    «Und Dr. Browne-Smith? Wäre er gern Rektor geworden?»
    «Ja, ganz sicher», sagte Andrews.
    «Würden Sie also sagen, daß seine Erwartungen ans Leben enttäuscht wurden?»
    «Kennen Sie jemanden, dessen Erwartungen nicht enttäuscht worden sind?» gab Andrews zurück.
    Morse nickte. «Hatte Dr. Browne-Smith Ihrer Kenntnis nach irgendwelche körperlichen Mißbildungen?»
    «Nein — das heißt, einmal abgesehen von seiner rechten Hand. Der Zeigefinger war nur noch ein Stummel; es soll eine Kriegsverletzung gewesen sein.» Er sah Morse an. «Aber da habe ich Ihnen vermutlich nichts Neues erzählt, Chief Inspector, die Sache mit der Hand wird Ihnen ja bekannt sein, oder?»
    Morse tat, als habe er die Frage nicht gehört. Du liebe Zeit, daß Browne-Smith eine verstümmelte Hand gehabt hatte, war ihm tatsächlich entfallen. Jetzt, wo Andrews es erwähnt hatte, konnte er sich natürlich wieder gut daran erinnern. Er stand auf. Andrews hatte ihm mit dem Gespräch so viele Denkanstöße gegeben, daß er jetzt möglichst schnell allein sein wollte, um zu überlegen, was sich damit anfangen ließ. «Wenn ich dann unsere Unterhaltung beenden darf, Dr. Andrews — ein dringender Termin...»
    Andrews hatte sich ebenfalls erhoben. «Eine Sache möchte ich aber noch los werden, bevor ich gehe, Chief Inspector. Ich wollte es Ihnen schon vorhin erzählen, aber dann bin ich wieder davon abgekommen: Sie haben sich danach erkundigt, was es am elften im College zum Frühstück gegeben habe — ich könnte mir daher denken, daß es Sie interessiert zu erfahren, daß Dr. Browne-Smith, solange ich ihn kenne, und das sind nun immerhin schon fünfzehn Jahre, sich sein Frühstück immer allein zubereitet hat. Er hat am gemeinsamen Mittag- und am Abendessen teilgenommen, aber nie am Frühstück.»
    «Das könnte in der Tat unter Umständen eine wichtige Information sein», sagte Morse mit falscher Herzlichkeit, darum bemüht, sich um keinen Preis anmerken zu lassen, daß Andrews ihm soeben einen schweren Schlag versetzt hatte. «Ich bedanke mich für Ihre Mühe, und bitte richten Sie der Sekretärin aus, daß ich mich für mein Verhalten heute morgen bei ihr entschuldigen möchte.»
    «Das werde ich gern tun», sagte Andrews. «Sie hat eine solche Behandlung nämlich wirklich nicht verdient; sie ist ein ganz reizendes Mädchen.»
    «Ach, wirklich?» sagte Morse und schloß

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