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Das Rätsel der dritten Meile

Das Rätsel der dritten Meile

Titel: Das Rätsel der dritten Meile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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wir lassen das jetzt erst einmal. Wir müssen uns ja noch darüber unterhalten, warum der Mörder dem Toten auch die Beine abgetrennt hat.»
    «Vielleicht ist er — als er noch lebte selbstverständlich — beim Schwimmen vor den Bermudas mit dem rechten Fuß in die Schraube eines Außenbordmotors geraten und hat seitdem einen verstümmelten rechten Fuß...» schlug Lewis vor.
    Morse saß auf einmal ganz still. Lewis hatte mit seiner scherzhaften Antwort ganz unabsichtlich den Funken an die Lunte gelegt. Morse überlegte einen Moment, dann griff er zum Telefon, ließ sich mit dem Superintendent verbinden und bat diesen, ihm möglichst schnell noch einmal zwei Polizeitaucher zur Verfügung zu stellen.
    «So», sagte er, nachdem er den Hörer aufgelegt hatte, «nun zurück zu den Beinen. In welcher Höhe etwa, würden Sie sagen, sind sie abgetrennt worden?»
    «Na, ungefähr hier», Lewis fuhr mit der Hand eine imaginäre Linie auf seinem Oberschenkel nach. «So etwa in der Mitte zwischen Hüfte und Knie...»
    «Zwischen Hüfte und Knie — stimmt. Aber woher wollen Sie wissen, daß der Schnitt tatsächlich in der Mitte geführt wurde? Um das beurteilen zu können, müßten wir doch die wirkliche Länge der Oberschenkel kennen. Nein, nein, wir wissen überhaupt nichts. Aber vielleicht möchte der Mörder, daß wir denken , wir wüßten...»
    «So etwas Ähnliches ist mir heute morgen auch schon durch den Kopf gegangen, Sir.»
    «Ich weiß, Ihre Gedankengänge waren nur ein wenig verworren, deshalb habe ich mich jetzt um eine etwas geordnetere Darstellung bemüht.»
    «Ich denke aber, ich habe durchaus verstanden, worum es geht», sagte Lewis etwas beleidigt. «Das Problem für den Mörder war, daß der Tote, den er gerne als Browne-Smith ausgeben möchte, nicht dieselbe Größe hat wie dieser. Da Browne-Smith ziemlich groß war, so um ein Meter achtzig, nehme ich an, daß der Tote wohl eher kleiner war. Ein intakter Oberschenkel erlaubt jedoch zuverlässige Rückschlüsse auf die Körpergröße, und deshalb...»
    «Wissen Sie zufällig auch, wie groß Westerby ist?» unterbrach ihn Morse.
    «Ja, knapp unter ein Meter siebzig. Die Sekretärin des Rektors hat es mir gesagt. Ein wirklich sehr hilfsbereites Mädchen.»
    «Ich weiß, ich weiß», grummelte Morse.
    «Aber was ich Ihnen noch sagen wollte, Sir. Ihre Ausführungen eben — Ihre Erklärungen für den fehlenden Kopf und die abgetrennten Hände und Beine — finde ich alle wirklich sehr überzeugend. Wenn der Mörder uns glauben machen wollte, daß der Tote Browne-Smith sei, denke ich, hatte er eigentlich gar keine andere Wahl, als alles abzuschneiden.»
    Aus dem Mund des Sergeant klang für Morse seine eigene Ansicht auf einmal gar nicht mehr so plausibel. «Aber finden Sie nicht, daß meine Erklärungen vielleicht doch ein wenig zu weit hergeholt waren?»
    «Na ja», sagte Lewis, «das kommt ganz darauf an. Ich hätte sie nicht gebraucht; ich hätte mich gut mit dem zufriedengeben können, was ganz offensichtlich ist: der Anzug des Toten gehört Browne-Smith, der Brief in der Gesäßtasche deutet ebenfalls auf Browne-Smith, Browne-Smith selbst ist verschwunden... Aber Sie wittern ja hinter allem gleich eine Falle, und wenn Sie wirklich meinen, daß alle diese Hinweise auf Browne-Smith nur künstlich fabriziert sind, um uns auf die falsche Fährte zu locken...»
    Morse antwortete nicht. Auf sein Gesicht malte sich ein Ausdruck seliger Überraschung. — Was ihm wohl nun schon wieder eingefallen ist, dachte Lewis besorgt.
    Ein paar Minuten später kam ein Anruf von Dickson. Er teilte mit, daß weder bei der Oxford Pike Anglers’ Association noch bei einem der anderen Anglervereine in und um Oxford ein Simon Rowbotham Mitglied sei. Lewis war über die Nachricht nicht besonders glücklich, stützte sie doch, wenn auch nur mittelbar, Morse’ These, der Tote sei nie und nimmer Browne-Smith, denn — so sein Argument — der Name des Anrufers, der sie über die Leiche im Kanal informiert hatte, der Name Simon Rowbotham nämlich, sei nichts als ein Anagramm des Namens O. M. A. Browne-Smith. Und er glaube doch wohl nicht, daß das ein Zufall sei.

    Zwanzigstes Kapitel
    Sonnabend, 26.Juli

Der erste Teil findet nunmehr seinen Abschluß.

    Am nächsten Morgen wachte Morse auf, noch bevor der Wecker geklingelt hatte. Er sah auf die Uhr. Erst fünf vor vier. Trotz der frühen Stunde fühlte er sich frisch und ausgeschlafen. Er verließ das Bett, trat ans Fenster und zog

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