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Das Rätsel der dritten Meile

Das Rätsel der dritten Meile

Titel: Das Rätsel der dritten Meile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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sich also, was das Äußere angeht, langsam aber sicher immer mehr auseinander. Und genau aus diesem Grund — weil sie sich eben nicht mehr völlig gleich sehen — taucht Alfred Gilbert, nachdem er in die Rolle von Albert geschlüpft ist, am Lonsdale College immer so merkwürdig vermummt auf. Albert wird bei seinen ersten Besuchen im College ganz sicher mit einigen Leuten gesprochen haben, bestimmt mit dem Pedell, vielleicht auch mit dem einen oder anderen der Hausburschen, und jeder von diesen Leuten hätte, wenn ihnen ein Blick in Alfreds Gesicht erlaubt gewesen wäre, entdecken können, daß er und sein Bruder die Rollen getauscht hatten.»
    «Aber wäre es dann nicht einfacher gewesen, die Sache überhaupt in Alberts Hände zu legen?»
    «Tja, das sagen Sie so, Lewis. Aber Alfreds Plan war relativ kompliziert. Er erforderte, sich mit gewissen Gepflogenheiten am College sowie mit dem Ablauf der Abschlußprüfungen vertraut zu machen. Das hat Alfred seinem Bruder wohl nicht zugetraut. Überdies hatte er gewisse Verbindungen.»
    «Zur Universität Oxford?» fragte Lewis ungläubig, beinahe schockiert.
    Morse nickte. «Ja. Ich habe, als ich jetzt zuletzt in London war, noch ein paar Nachfragen bezüglich der beiden Brüder angestellt und erfahren, daß Alfred früher einmal verheiratet war. Seine Ex-Frau...»
    «Sie haben Sie gesehen?»
    «Nein. Sie lebt in Salisbury. Aber ich habe mit ihr telefoniert. Sie hat ein Kind von Alfred — einen Sohn. Können Sie sich denken, wie er heißt?»
    «John?»
    Morse nickte. «Ja, John — nach dem jüngeren Bruder. Dieser zweite John scheint ein begabter Bursche zu sein. Er hat ein Stipendium für die Universität hier bekommen, Musik studiert und ein Zweierexamen gemacht. Um ein Haar hätte er sogar mit einer Eins abgeschlossen; er ist in die mündliche Prüfung gekommen, aber so ganz hat es dann wohl nicht gelangt.»
    Lewis lehnte sich zufrieden in seinem Stuhl zurück. Alle bisher unzusammenhängenden Details fugten sich zu einem Ganzen und bekamen auf einmal Sinn.
    «Aber kehren wir zu unserem Fall zurück», begann Morse erneut. «Browne-Smith fuhr am Freitag, den 11., nach London. Ungefähr am 23. sollten die Listen mit den Examensergebnissen öffentlich gemacht werden. Wenn er also Gilberts Plan kopieren und Westerby dasselbe Angebot unterbreiten wollte, das ihm gemacht worden war, so mußte er sich beeilen. Er brauchte bei der ganzen Sache natürlich die Hilfe der beiden Gilbert-Brüder; sie werden ihn dafür wohl ganz schön haben zahlen lassen. Meiner Einschätzung nach war keine Zeit mehr, die (Einladung) an Westerby mit der Post befördern zu lassen. Ich könnte mir vorstellen, daß Browne-Smith noch am Freitag einen Entwurf geschrieben hat, und daß dann Alfred am Samstag nach Oxford gefahren ist, wo er nach diesem Entwurf auf Westerbys Maschine einen Brief getippt hat, den er dann, als er fertig war und Westerbys Räume verlassen hatte, einfach unter der Tür durchschob. Vielleicht mit einer Notiz wie (Zustellung durch Boten) oder so ähnlich.»
    «Und woher wissen Sie das alles?»
    «Also wissen tue ich es nicht; ich reime es mir eben so zusammen. Fest steht allerdings, daß Westerby am Dienstag, den 15., tatsächlich in London aufgetaucht ist.»
    «Aber doch nicht am Cambridge Way, oder? Zu seiner eigenen Adresse bestellt zu werden, hätte ihn doch garantiert stutzig gemacht.»
    «Nein, natürlich nicht. Aber Alfred war Immobilienmakler, wie Sie sich vielleicht erinnern. Der hatte immer irgendwo ein paar freie Wohnungen, das war also überhaupt kein Problem.»
    Lewis nickte. «Und wie ging es dann weiter?»
    «Na, ich nehme an, Westerby erhält dieselbe (Behandlung) wie Browne-Smith. Dieselbe Frau, derselbe Whisky — mit ein paar Tropfen Chloralhydrat oder etwas ähnlichem versetzt. Im Gegensatz zu Browne-Smith hegt jedoch Westerby keinerlei Argwohn, er trinkt also, was ihm vorgesetzt wird, und wird bewußtlos. Und dann, als er wieder aufwacht... Was auch immer da geschehen sein mag, ich weiß, daß es einen Wendepunkt markiert, daß zu diesem Zeitpunkt die Weichen gestellt werden für die verhängnisvolle Entwicklung, die schließlich in einem Mord gipfelt. Aber dazu später. Westerby also erwacht, die Herren W und S stehen draußen vor der Tür...»
    «Wer?» fragte Lewis perplex.
    «Aber Lewis, die kennen Sie doch aus Ihren Protokollen. Die beiden Herren, die die Arrangements in der Flamenco Bar getroffen haben. Die Herren W illiams und Schwenck. W illiam

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