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Das Rätsel der dritten Meile

Das Rätsel der dritten Meile

Titel: Das Rätsel der dritten Meile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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Flamenco Bar, sondern gleich zu der Adresse, wo auf ihn wartet. Dieser dritte Mann nun, Lewis, wird umgebracht, und zwar von keinem anderen als Browne-Smith. Da, wie anzunehmen ist, beide Gilbert-Brüder zur Zeit des Mordes in der Nähe waren, heißt das, wir haben es mit vier Männern und einer Leiche zu tun. Einer dieser vier, Westerby, bekommt allerdings sehr schnell kalte Füße und bittet darum, aussteigen zu dürfen. Man läßt ihn gehen — er wäre ohnehin nicht viel nütze gewesen. Wie wir wissen, hat Westerby nicht die Traute, nach Oxford zurückzukehren, sondern sucht Zuflucht in dem kleinen Hotel am Bahnhof Paddington, wo er seit seiner Ankunft am Dienstag wohnt. Browne-Smith und die Gilbert-Brüder beraten nun, was mit der Leiche geschehen soll. Sie sind sich einig, daß es — aus Gründen, die ich Ihnen später noch erläutern werde — nicht ratsam wäre, den Toten, so wie er ist, das heißt unversehrt bis auf die Verletzung, die ihm Browne-Smith zugefügt hat, als er ihn tötete, beiseitezuschaffen. Man beschließt, dem Toten den Kopf sowie die Hände abzutrennen. Gegen gute Bezahlung erklärt sich einer der Gilbert-Brüder — ich tippe auf Albert, den unsensibleren der beiden — bereit, die greuliche Aufgabe zu übernehmen und auch dafür zu sorgen, daß die Körperteile, die ja relativ leicht und unauffällig zu transportieren sind, anschließend auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Am Sonntag dann machen sich zwei der drei, nämlich Browne-Smith und Albert Gilbert auf den Weg nach Oxford. Westerby hat ihnen seinen Metro zur Benutzung überlassen, was sich, wie wir noch sehen werden, als überaus zweckmäßig erweist.
    Als sie in Oxford ankommen, ist es schon später Abend. Browne-Smith betritt das Lonsdale College durch den Seiteneingang an der High Street, und gelangt unbemerkt in seine Räume. Zweck seiner nicht ungefährlichen Stippvisite ist übrigens einzig und allein, einen seiner Anzüge zu holen — wir wissen, wozu er dienen soll. Übrigens muß er später noch ein zweites Mal, auch diesmal ohne bemerkt zu werden, in seinen Räumen gewesen sein, und zwar nachdem sich herausgestellt hatte, daß Westerby seine Griechenlandfahrt unter den gegebenen Umständen nun doch nicht antreten wollte. Ich gehe nämlich jede Wette mit Ihnen ein, Lewis, daß die Karte, die uns als Urlaubsgruß von Westerby untergejubelt werden sollte, in Wirklichkeit aus der Postkartensammlung von Browne-Smith stammt — übrigens genauso wie die griechische Briefmarke. Und er wird es auch gewesen sein, der einen geeigneten Moment abgepaßt hat, als der Pedell einmal nicht in seiner Loge war, um die Marke mit dem Datumsstempel des Colleges zu entwerten und die Karte dann anschließend in den Stapel frisch angekommener Post zu schmuggeln. Aber das sind nur Nebensächlichkeiten. Das wichtigste Geschäft, um dessentwillen sie die Fahrt überhaupt unternommen haben, ist die Beseitigung der Leiche, und so fahren sie denn, es wird inzwischen beinahe Mitternacht gewesen sein, hinaus nach Thrupp. Ich sagte eben, es sei zweckmäßig gewesen, in Westerbys Auto zu fahren — der Grund ist, daß der Metro allen Nachbarn in dem kleinen Ort bekannt ist und so keinerlei Neugier weckt. Bevor sie jedoch zur Tat schreiten und den Leichnam wie geplant im Kanal versenken können, stellt sich ihnen noch die, milde gesagt, unangenehme Aufgabe, den Toten seiner eigenen Kleider zu entledigen und ihm die von Browne-Smith anzuziehen. Auch diese Aufgabe, denke ich, dürfte Albert Gilbert übernommen haben. Dann, inzwischen ist es so spät, daß der Boat Inn schon geschlossen ist, tragen sie den Toten die kaum hundert Meter den Treidelpfad entlang bis zu der Stelle, wo der Kanal bei Aubrey’s Bridge einen Knick macht. Dieser Ort ist für ihre Absicht besonders geeignet, da er nicht eingesehen werden kann und auch keine Boote dort vertäut liegen. Sie lassen den Körper ins Wasser gleiten, und damit ist die Sache erledigt — zunächst jedenfalls. Ich nehme an, daß sie noch in derselben Nacht zurückgefahren sind nach London. Es dürfte bereits Morgen gewesen sein, als sie dort eintreffen. Ihre Wege trennen sich nun. Albert begibt sich nach Hause zu seiner treulich wartenden Ehefrau, Browne-Smith zurück ins Bahnhofshotel Paddington Station. Soweit alles klar, Lewis, oder haben Sie Fragen?»
    «Ja. Doch», sagte Lewis. «Was ich gerne wissen würde — das meiste haben Sie sich doch ausgedacht, oder?»
    «Meine Güte, Lewis, manchmal

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