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Das Rätsel der Fatima

Das Rätsel der Fatima

Titel: Das Rätsel der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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Gemächern.«
    Dschinkim öffnete die Tür, um zwei Wachen herbeizurufen, welche die Frau wieder zurückbringen konnten. Doch das Wort blieb ihm fast im Halse stecken, denn vor ihm, keine zwei Schritte entfernt, stand Ahmad, der Finanzminister von Khubilai. Für Dschinkim war er, von den Chinesen abgesehen, einer der ärgsten Feinde seines Bruders – neben Senge, dem Unheimlichen, den das Gerede der alten Weiber mit Zauberei und schwarzer Magie in Verbindung brachte.
    »Der Friede sei mit dir, edler Dschinkim, Bruder und Thronfolger des großen Khans«, sagte Ahmad, verneigte sich und berührte Brust, Mund und Stirn mit seiner rechten Hand. »Du wünschtest mich zu sprechen?«
    Die Begrüßungsformel kam dem Araber leicht von den Lippen. In seiner schon an Dummheit grenzenden Naivität hielt Khubilai viel von Ahmads kaufmännischen Fähigkeiten und vertraute ihm in allen finanziellen Angelegenheiten. Doch Dschinkim ließ sich nicht so leicht durch eine freundliche Fassade und schöne, blumige Worte täuschen. Er war fest davon überzeugt, dass der Finanzminister sein eigenes, undurchsichtiges Spiel spielte und Khubilai dabei nach Strich und Faden betrog. Natürlich hatte er ihm bisher nichts nachweisen können. Der Kerl war schlau und glatt wie eine Schlange und wand sich aus jeder Anschuldigung schnell heraus. Ahmad war ein Meister der arabischen Kunst, Worte zu verdrehen und die Wahrheit in einem anderen, für ihn günstigen Licht erscheinen zu lassen. Aber mit Maffeos Hilfe würde es ihm hoffentlich bald gelingen, eindeutig zu beweisen, welch üblen Geschäften Ahmad hinter dem Rücken des Khans nachging.
    »Ja, Ahmad, in der Tat. Die Rückkehr des großen Khans steht kurz bevor. Ich wollte mit dir über die Feierlichkeiten zu seiner Begrüßung sprechen.«
    Ahmad verneigte sich leicht. »Und wer ist dieses… dieses Weib?«, fragte er und deutete mit erhobenen Augenbrauen auf Beatrice. »Soll es etwa auch an unserer Besprechung teilnehmen? Oder soll ich später wiederkommen, nachdem du dein Verlangen an ihr gestillt hast?«
    »Nein«, sagte Dschinkim und unterdrückte nur mühsam seinen Zorn. Nie hatte er die Geringschätzung verstanden, die viele Araber ihren Frauen entgegenbrachten. Manche von ihnen behandelten sogar ihre Diener besser. Aber diesmal machte es ihn besonders wütend. Er hatte das unbändige Verlangen, der scharfen, gebogenen Nase des Arabers mit seiner Faust ein anderes Aussehen zu verleihen. Und eines Tages würde er das auch tun. Ganz gewiss. Doch nicht heute. »Sie ist Maffeos Gast und hat sich im Palast verirrt.« Dschinkim winkte zwei Soldaten herbei. »Bringt die Frau auf der Stelle zu Maffeos Gemächern zurück.«
    Dschinkim sah, dass sich Beatrice zum Dank stumm verneigte, bevor sie den beiden Soldaten folgte. Doch der Ausdruck ihrer Augen, als sie sich verabschiedete, verwirrte ihn erneut.
    Sie schien Ahmad ebenfalls nicht zu mögen und ihn warnen zu wollen. Oder bildete er es sich nur ein? Nachdenklich sah er hinter ihr her, als sie mit den Soldaten davonging. Für eine Frau war sie erstaunlich groß. Ihr Gang war aufrecht und stolz. Wie der einer Kriegerin. Nur unter großer Willensanstrengung gelang es Dschinkim, sich von ihrem Anblick abzuwenden.
    In den folgenden Tagen verließ Beatrice das Zimmer nicht mehr. Sie traute sich nicht. Einmal war sie mit dem Schrecken davongekommen. Noch mal wollte sie ihr Glück nicht herausfordern. Und wer konnte schon sagen, in welche gefährliche Lage ihre Unwissenheit sie das nächste Mal bringen würde? Die Männer hier schienen aufbrausend und unberechenbar zu sein. Vermutlich würde mancher von ihnen nicht zögern, die Schärfe seines Krummsäbels an ihr zu testen. Abgesehen davon wollte sie es nicht riskieren, diesem Ahmad ein weiteres Mal zu begegnen. Sie glaubte zwar nicht, dass er sie gesehen hatte, als sie ihn und den anderen Mann belauscht hatte, aber man konnte nie wissen. Sein Verhalten bei Dschinkim war irgendwie merkwürdig gewesen. Da war etwas in der Stimme und in den Augen dieses Mannes, das ihr überhaupt nicht gefiel.
    Also blieb sie in ihrem Zimmer. Ming brachte ihr zwar regelmäßig das Essen und ihren Arzneitee, kleidete sie an und wusch sie, doch die alte Chinesin behandelte Beatrice wie ein unwissendes, dummes Ding. Sie sagte zwar nichts, aber sie hatte eine Art, ihre Mundwinkel verächtlich herabzuziehen, die Beatrice deutlich ihre Geringschätzung zeigte. Mittlerweile trieb dieser Gesichtsausdruck sie zur Weißglut. Gern

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