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Das Rätsel der Fatima

Das Rätsel der Fatima

Titel: Das Rätsel der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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Gesicht gezogen, sodass sie nicht erkennen konnte, um wen es sich handelte. Trotzdem wusste sie es instinktiv. Sie spürte es an den wohligen Schauern, die ihr über den Rücken liefen. Es war Marco, er musste es sein. Es gab hier keinen anderen Mann, der diese Gefühle bei ihr erzeugte. Er zog sie an sich, und für einen kurzen Moment sah sie seine Augen. Braune Augen voller Leidenschaft, welche dieselbe Geschichte erzählten wie die Gitarren – ihre Geschichte. Und dann tanzten sie gemeinsam. Es war ein Geben und ein Nehmen, ein Suchen und ein Finden, Liebe und Hass, Leben und Tod. Zwei Körper – ein Tanz. Zwei Seelen – ein Gefühl. In ihren Adern floss dasselbe Blut, der Rhythmus verband sie, es war schön, es war unglaublich, es war…
    Aber irgendetwas stimmte nicht. Etwas irritierte Beatrice. Da war etwas hinter der Säule, etwas wie ein Schatten mit der Gestalt eines Mannes, nur größer, furchterregender. Sie kam plötzlich aus dem Takt, strauchelte und wäre beinahe gestürzt. Im letzten Moment fing Marco sie auf. Sie lag in seinen Armen, und er beugte sich über sie. Er lächelte. Doch sein Lächeln verursachte ihr plötzlich eine Gänsehaut. Es war das Lächeln eines Wolfs oder eines Vampirs. Gleich würde er seine spitzen Eckzähne entblößen und…
    »Nein, tu es nicht!«, sagte plötzlich eine Stimme, die Beatrice bekannt vorkam. Aber woher, wo hatte sie diese Stimme schon einmal gehört? Es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder daran erinnerte. Es war der Araber, dieser Ahmad, Khubilais Finanzminister, den sie vor gar nicht langer Zeit belauscht hatte. »Wir brauchen sie noch für wichtigere Dinge.«
    Aus Dankbarkeit wurde rasch Furcht. Die Worte des Arabers klangen unheilvoll. Was immer die beiden mit ihr vorhatten, sie war nicht erpicht darauf, es zu erfahren.
    Beatrice, wach endlich auf!, dachte sie. Das ist nur ein Traum. Mach einfach die Augen auf, dann ist alles vorbei und du bist erlöst.
    Doch so einfach war es leider nicht. So sehr sie auch versuchte, diesen Traum abzuschütteln, es gelang ihr nicht. Was so schön begonnen hatte, wurde immer mehr zu einem Albtraum allererster Güte.
    »Lass sie los«, sagte der Araber jetzt. »Du weißt, wir haben es versprochen.«
    Sichtlich widerwillig ließ Marco sie zu Boden gleiten.
    »So ist es gut«, ertönte plötzlich eine tiefe, grausame Stimme. Und zur gleichen Zeit löste sich aus dem Schatten der Säule eine riesige schwarze Gestalt. Ihre Umrisse sahen eher aus wie die einer gewaltigen Fledermaus. Noch ein Vampir? Vielleicht der Meister? Marco und der Araber wichen zurück, als wollten nicht einmal sie mit diesem abscheulichen Ding etwas zu tun haben. Einzig Beatrice blieb, steif vor Angst und unfähig, auch nur einen Finger zu rühren, auf dem Boden liegen. Unaufhaltsam näherte sich die Gestalt, bis sie schließlich über ihr stand. Das Wesen, was auch immer es sein mochte, stank nach Tod und Verwesung. Dieser Gestank raubte Beatrice den Atem, ihr schwanden die Sinne. Doch eine Berührung hielt sie bei Bewusstsein.
    »Nein«, sprach das entsetzliche Wesen, diese Ausgeburt der Hölle, und legte eine seiner eisigkalten Klauen an ihre Wange. Es war, als ob der Tod selbst sie berühren würde. »Du darfst jetzt nicht ohnmächtig werden, nicht bevor ich nicht weiß, wo er ist, wo du ihn versteckt hältst.«
    Die Klaue packte ihr Kinn, eisige Kälte fuhr ihr in die Glieder und lähmte ihre Gedanken. Was wollte dieses Ding von ihr? Wovon sprach es?
    »Du weißt doch, was ich meine«, sagte es leise und blies ihr seinen stinkenden Atem ins Gesicht. »Nun gut, wenn du nicht willst… Ich kenne Mittel und Wege, dich zum Sprechen zu bringen.«
    »Es ist alles nur ein Traum, es ist alles nur ein Traum…«, murmelte Beatrice. »Es gibt keine riesigen Fledermäuse, keine Vampire oder Ungeheuer. Es ist alles nur ein Traum.«
    Das Wesen brach in lautes Gelächter aus. Dann beugte es sich zu ihr hinunter, und Beatrice spürte, wie eine lange raue Zunge über ihr Gesicht leckte. Klebriger, zähflüssiger, nach faulem Fisch und verwesendem Aas riechender Speichel klebte auf ihrer Haut. Ihr wurde übel, sie begann zu würgen, aber sie bekam keine Luft mehr. Gleich würde sie ersticken, und dann…
    »Sag mir, wo er ist, und ich lass dich in Ruhe«, flüsterte das Wesen. »Du brauchst es mir nur zu sagen, und du bist frei.«
    Ja, ich werde dir alles sagen, dachte Beatrice. Alles, was du wissen willst, wenn du mich nur…
    Doch in diesem Augenblick hörte

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