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Das Rätsel der Fatima

Das Rätsel der Fatima

Titel: Das Rätsel der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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Bruderschaft, der einzige Überlebende eines von Mongolen veranlassten Gemetzels. Hülegü. Das war der Name des Verabscheuungswürdigen, der dem Dienst der Bruderschaft für Allah ein für allemal ein Ende bereitet hatte. Dieser Frevel musste gerächt werden. Hundertfach.
    Ahmad sog die kühle, klare Luft ein. Der Augenblick der Schwäche war vergangen. Er ging auf den Venezianer zu, umarmte ihn und küsste ihn auf beide Wangen, als wäre dieser ebenfalls ein Gläubiger.
    »Verzeiht meine Verspätung, aber ich konnte nicht eher fort.« Er warf einen Blick auf den Wachposten, der mit auf die Brust gesunkenem Kinn auf der Erde hockte. Er hielt Krummsäbel und Schwert im Arm, als wären sie seine Kinder, die er in den Schlaf wiegen wollte. »Was ist mit ihm?«
    »Das war Senge«, antwortete der junge Venezianer. »Ich weiß nicht, wie er es angestellt hat, aber der Wachposten schläft.«
    »Jeder hat seine Geheimnisse, nicht wahr?«
    Aus dem Dunkel trat eine Gestalt. Es war Senge. Der Mongole war hochgewachsen und so mager, dass sein langer schwarzer Mantel um ihn herumflatterte wie die Federn einer dürren, halb verhungerten Krähe. Er war eine unheimliche Erscheinung. Am Hof des Khans wurde gemunkelt, dass er ein Meister der schwarzen Künste sei und mit Geistern und Dämonen verkehre. Und in Augenblicken wie diesem glaubte selbst Ahmad daran.
    »Nun, was ist? Was starrt ihr mich an?«
    »Wir hatten angenommen, dass du uns deinen Plan erklären willst«, sagte der Venezianer. »Deshalb sind wir schließlich hier.«
    »Meinen Plan?«, fragte Senge und lachte. Dieses Lachen löste bei Ahmad eine Gänsehaut aus, die wie ein kalter Geisterhauch langsam über seinen Körper kroch. »Ihr meint wohl, dass ich eurem Plan ein wenig auf die Sprünge helfen soll.«
    »Nenn es, wie du willst«, erwiderte der Venezianer ärgerlich. »Hauptsache, du beginnst endlich und…«
    »Langsam, langsam, junger Polo!«, unterbrach ihn Senge, und trotz der Dunkelheit konnte Ahmad deutlich sein Lächeln sehen. Es war das Lächeln eines Wolfs, der bereit ist, seine hilflose Beute mit einem Bissen zu verschlingen. »Du wirst gleich alles erfahren, was du wissen musst.«
    Mit einer langsamen Bewegung holte der Mongole aus den Falten seines Mantels einen kleinen Beutel aus dunklem Leder hervor und gab ihn Marco.
    Der junge Venezianer wog ihn prüfend in der Hand, schüttete den Inhalt auf seine Handfläche und runzelte sichtlich irritiert die Stirn.
    »Was soll das sein?«, fragte er.
    Neugierig beugte sich Ahmad vor und sah eine große Zahl kleiner getrockneter Früchte. Im Licht der Sterne schimmerte ihre Oberfläche, als wären sie mit jener glänzenden schwarzen Farbe überzogen, welche die Chinesen so liebten.
    »Das, mein Freund, ist die Lösung eures Problems«, sagte Senge. »Mischt es ihm in eine Speise, die er oft zu sich nimmt, und in ein paar Tagen ist er nicht viel mehr als der Staub unter euren Füßen.«
    »Gift?«
    Der Venezianer starrte wieder auf seine Hand, als könnte er nicht glauben, dass in diesen unschuldig wie Kirschen aussehenden Früchten der Tod lauerte.
    »Ja«, antwortete Senge und grinste breit. »Willst du kosten?«
    Trotz des schwachen Lichts konnte Ahmad sehen, wie der Venezianer erbleichte. Hastig schüttete Marco die Früchte wieder in den Beutel zurück.
    »Ich glaube dir. Nur, auf welche Weise sollen wir…«
    »Nichts einfacher als das, junger Polo«, unterbrach ihn Senge. »Du hast Glück, denn ein erfahrener Mann steht dir zur Seite. Überlass getrost Ahmad diese Aufgabe. Er kennt sich in solchen Dingen bestens aus.«
    Ahmad zuckte zusammen. Hunderte Gedanken jagten durch seinen Kopf. Was meinte Senge mit seinen Worten? Was wusste der Mongole über ihn? Und warum… Er schluckte. Gift? Er war in der Lage, einen Menschen zu töten – mit einem Dolch, mit einem Schwert, sogar mit seinen bloßen Händen, wenn es sein musste. Er konnte es heimlich oder in aller Offenheit, im Kampf, tun. Er war sogar bereit, selbst dabei zu sterben, wenn es Allahs Wille war. Aber Gift? Nein, mit Gift wollte er nichts zu tun haben. Gift war unehrenhaft. Es war die Waffe der Meuchler, der Feiglinge, der Ungläubigen. Die Waffe all jener Menschen, die nicht für die gute und gerechte Sache stritten, sondern nur ihren eigenen, selbstsüchtigen dunklen Pfaden folgten.
    »Ich weiß nicht«, sagte er und zuckte hilflos mit den Schultern. »Ich…«
    »O Ahmad, hast du etwa Gewissensbisse? Du findest meine Art unehrenhaft und

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