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Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Titel: Das Rätsel der Hibiskus-Brosche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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liefen eine Weile nebeneinander her, bis Hillford sich erneut an die Spitze setzte und ihr zurief: »Folgen Sie mir!«
    Was für Angeber sind Männer
bloß, fuhr es Beth durch den Kopf. Der Hauptmann kannte die Gegend doch gar
nicht! Na, vielleicht hatte er trotzdem recht. Sie folgte ihm. Aber es war
anders als am Morgen mit Bill. Vielleicht war Fidget müde. Und vielleicht war sie es selbst auch. Daß sie ihre heftigen Worte Bill
gegenüber bedauerte, konnte freilich kaum sein. Sie stritten oft miteinander,
und wenn sie sich wieder trafen, war alles vergessen, und sie waren wieder gut
Freund.
    »Können wir hier auf der großen
Straße rauskommen?« rief Hillford und hielt Sahib
zurück.
    Beth erhob sich in ihren
Steigbügeln und schaute um sich. Über das Buschwerk hinweg konnte sie die
Telegrafenstangen von Straße und Brücke sehen. Ja, da war das Verdeck eines
Lieferwagens, der irgendwo die unsichtbare Straße entlangfuhr. Sie schaute
zurück, aber nirgends war ein Hund zu sehen oder auch nur etwas von der Jagd zu
hören. Im Licht der tiefstehenden nachmittäglichen Sonne sah die
»Soldatensiedlung« plötzlich einsam und verlassen aus, als wenn die Geister der
Verstorbenen hier herumstrichen.
    »Ich glaube nicht, daß wir auf
dem richtigen Wege sind«, erklärte sie zögernd.
    »Kommen Sie, wir wollen zur
Straße hinauf. Dort finden wir sicher unsere Leute wieder. Dies Gestrüpp hier
sieht richtig beängstigend aus. Wir wollen machen, daß wir wieder ins Freie
kommen.«
    »Ja, los!« stimmte Beth mit
einem erleichterten Seufzer zu. Sie trieben ihre Pferde durch hohes Farnkraut
auf ein kleines Gehölz zu, hinter dem sich die einsame »Soldatenstraße« entlangzog .
    Sahib und sein Reiter waren
schon ein Stück voraus, als es plötzlich passierte. Vielleicht hatte ein
auffliegender Fasan Sahib erschreckt; jedenfalls hörte sie mit einem Male ein
wildes Hufedonnern und einen Warnungsschrei:
»Achtung!« dann waren Roß und Reiter verschwunden.
    Ohne zu zögern, trieb sie Fidget durch das Gestrüpp auf einen freien Flügel oberhalb
der Straße, und dort stand die kleine Stute nun, starrte in die Runde und wieherte
nach ihrem verlorengegangenen Gefährten. Beth fühlte sich plötzlich allein
gelassen und entsprechend verärgert. Der Hauptmann mußte doch in der Lage sein,
Sahib zu halten! Sie hoffte inständig, daß das Pferd nicht zu Schaden käme.
    Sie versammelte Fidget vor einer Hecke, und die kleine Stute sprang ruhig
und leicht wie eine Katze darüber. Beth war erleichtert. Wäre sie doch bloß mit
Bill zusammen bei der Jagd! Was den Hauptmann betraf — der konnte auf sich
selbst aufpassen...
     
     

8
     
    Es war fast dunkel, und Alice
Sutherland hatte in der Diele schon das Licht angeknipst. Für Beth und Jerry
wurde es spät. Sicher waren sie nach der Jagd noch bei einem ihrer Freunde
eingekehrt. Einen Augenblick lang stand sie am Fenster, starrte in die
Dunkelheit hinaus und dachte an ihre Kinder, an Beth’ Fröhlichkeit und an
Jerrys liebenswerte Unverschämtheit — vor allem aber an Alecs plötzliche
Verwandlung, der ihr eine Zeitlang fast zu einem Fremden geworden war. So war
eben die Jugend, dachte sie mit einem leisen Lächeln. Sie kamen einfach zurück
und dachten nicht einen Augenblick lang an den Kummer, den sie einem bereitet
hatten. Na gut — es war ja wohl doch das beste so!
    Sie wandte sich ins Zimmer
zurück, als sie vor dem Haus leises Rufen hörte. Sie war beunruhigt, ging schnell
die Verandastufen hinunter und schaute, was los war.
    »Hallo! Ist dort jemand?«
    Plötzlich sah sie einen Mann
den Vorplatz heraufstolpern. Er führte zwei Pferde. Zwei?? Alices Herz schlug
schmerzhaft schnell. »Sind Sie das, Hauptmann Hillford ?
Wo sind die anderen?«
    Im hellen Licht der Diele
konnte sie sehen, daß er sehr erregt war. »Ist alles in Ordnung?« fragte sie
entsetzt, und gerade als sie das sagte, hörte sie zu ihrer ungeheuren
Erleichterung ein weiteres Pferd kommen. Es war Jerry.
    »Warum so spät? Jerry! Wo seid
ihr gewesen?«
    Der Junge glitt von seinem Pony
und erklärte zunächst: »Es tut mir leid, Mutter! Ich hatte mich verirrt und bin
bei Mick eingekehrt und habe erst mal was gegessen. Wir haben versucht, dich
anzurufen, aber du hast nicht gehört. Wo ist Beth!?«
    Der Hauptmann, der äußerst
erschöpft schien und auf einer der Verandastufen zusammengesunken war, fuhr
hoch: »Beth? Ist sie nicht hier?«
    Alice kam die Treppe ganz
herunter, denn jetzt kam ihr erst richtig zu

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