Das Rätsel der Hibiskus-Brosche
abgesucht. Nicht eine Spur!«
»Ist das Pferd verletzt?«
»Nicht im geringsten.«
»Das ist wirklich sehr merkwürdig. Das klingt ja, als hätte man es wirklich nur auf das Mädchen abgesehen.«
»Das fürchten wir eben auch. Möglicherweise handelt es sich um eine Entführung. Es gibt mehrere Anzeichen, die darauf schließen lassen, daß jemand hinter dem Mädchen her war. Außerdem...«
»Und außerdem haben Sie auch Ihren Mörder noch nicht, nicht wahr? Na, gehen Sie nicht gleich in die Luft! Ich bin sicher, Sie werden ihn noch erwischen. Aber wo gerate ich da hinein?«
»Ich möchte, daß Sie kommen und uns bei der Suche nach Beth Sutherland helfen! Nein, sagen Sie jetzt nicht, daß Sie sich nicht auf Fingerabdrücke oder Spurensicherung verstünden. Darum geht es nicht. Es ist bei einer Jagd passiert. Vielleicht entdecken Sie etwas, das uns entgangen ist! Die Sache ist wirklich ernst, Jim! Das Mädchen hat keinen Vater mehr. Sie hat eine sehr nette Mutter und zwei jüngere Brüder. Jeder mag die Familie!«
Jim erwiderte langsam: »Das ist wirklich sehr sonderbar! Ich habe noch nie gehört, daß sich jemand bei einer Jagd in Luft aufgelöst hätte. Aber ich weiß nicht... Warten Sie, bis ich mit Annabel gesprochen habe. Ich rufe Sie wieder an!«
»In Ordnung! Aber sagen Sie Annabel, daß das Mädchen jung ist und daß der junge Mann von nebenan schon ganz wahnsinnig vor Sorge ist, genau wie ihre Mutter. Schön. Ich gebe Ihnen fünfzehn Minuten Zeit, um Annabel zu überreden, Jim!«
Wright ging ins Wohnzimmer zurück und verbrachte die fünfzehn Minuten bei einem eiligen Frühstück. Als er Jim zum zweitenmal am Telefon hatte, sagte der: »Also gut! Ich komme sofort. Annabel sagt, niemand darf sich weigern, nach einem verlorenen Mädchen zu suchen. Sie ist schon ganz böse auf mich, weil ich gezögert habe.«
Wright lachte. »Das ging ja schnell! Sie sind schon ein schlauer Fuchs, Jim!«
Jim räusperte sich. Er sprach leise, und Wright merkte, daß im Hintergrund jemand war, der zuhörte. »Mrs. Wharton ist hier. Sie wissen ja — diese Schriftstellerin.«
»Natürlich kenne ich sie. Worum handelt es sich denn?«
»Mrs. Wharton möchte sich über einen speziellen Typ von Farmhaus informieren, in der Art von >Cold Comfort Farm<. Ja, natürlich, ich habe davon gelesen. Nicht alle Farmer sind so ungebildet wie Polizisten! Sie ist gerade hier und würde gern mitkommen, wenn Sie vielleicht wüßten, wo sie sich so etwas einmal an Ort und Stelle ansehen könnte. Wissen Sie etwas?«
Ein bittender Ton lag in Jims Stimme, und Wright wollte gerade erklären, daß es in der ganzen Gegend keinen armen Farmer gäbe, als Annabels Stimme durch das Telefon drang: »Inspektor, Sie können sich einen Orden verdienen! Mein Vater ist verreist, und Mutter will hier bei uns bleiben. Ja, ganz recht! Sie ist gerade hinuntergegangen, um die Post zu holen. Wenn sie hier ist, sind die Kinder immer besonders ungezogen! Warum sollte Jim da kneifen und alles mir überlassen? Ich sehe nicht ein, weshalb er nicht auch seinen Anteil an dem Besuch haben soll, indem er sich ein bißchen um Mutter kümmert. Es gibt doch bestimmt ein paar arme Farmer, wo sie zu sehen bekommt, was sie möchte.«
»Es gibt ein altes Ehepaar, Nicol mit Namen. Überall höre ich, daß die ein ganz besonders armseliges Leben führen. Aber ich glaube doch nicht, daß Mrs. Wharton...«
»Wunderbar! Hier kommt sie. Ich danke Ihnen vielmals, Inspektor! Mutter, der nette Mr. Wright sagt gerade, daß es ganz in seiner Nähe eine winzige armselige Farm gibt, und er ist fest davon überzeugt, daß das genau das Richtige für dich ist. Ist das nicht reizend von ihm? Er ist so ein hilfsbereiter Mann! Du wirst begeistert sein, wenn du in seinem Hotel bleiben und alles über seine Arbeit hören kannst.«
Annabels Stimme hatte einen beschwörend zärtlichen Klang angenommen, und Wright lächelte. Diese reizende junge Frau konnte gut allein fertigwerden! Er konnte sich Jims Gefühle vorstellen, wenn er seine Schwiegermutter in der Gegend herumfahren mußte, diese unmögliche Frau, deren Bestseller nur so von Sexszenen strotzten. O ja, Annabel würde es ihm sicher sehr verübeln, wenn er ihr Jim entführte und ihr die Mutter allein überließ.
Dann erklang wieder die Stimme seines Freundes, fast etwas belustigt: »Also gut! Wir sind gleich da. Brücken-Hotel, nicht wahr? Annabel sagt, Sie würden schon gut auf ihre Mutter aufpassen. Sie ist nicht gerade entzückt von
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