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Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Titel: Das Rätsel der Hibiskus-Brosche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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»Du hast wirklich Mut! Du kannst ganz schön verrückt sein, aber ein Hasenfuß bist du wirklich nicht.« In Erinnerung an diese Worte riß sich Beth zusammen. Was auch geschah, ein Hasenfuß wollte sie nicht sein.
    Es war viel besser, ordentlich wütend zu sein. Und gleich darauf hatte sie sich wirklich in eine richtige Wut hineingesteigert. Hätte sich die Tür jetzt geöffnet, dann hätten die Männer einer Furie gegenübergestanden. Viel später fragte Beth sich selbst, was wohl geschehen wäre, wenn sie sie gerade in dem Moment herausgelassen hätten. Aber so hatte ihr Zorn Zeit genug, sich wieder abzukühlen, denn es passierte nichts. Es war nichts zu hören. Der Wagen stand, und die Tür blieb geschlossen. Sie versuchte erneut zu rufen, aber sie erhielt keine Antwort. Sie hämmerte gegen die Tür, schlug sich aber dabei nur die Hände wund. Schließlich saß sie wieder da und wartete ergeben, was geschehen würde.
    Ihr einziger Trost waren die grünen Papierschnipsel. Sie hatte sie ziemlich weitläufig verstreut und konnte die Entfernung zwischen den einzelnen Stückchen nur ahnen. Aber es war doch ein Trost für sie, daß jemand sie finden und der Spur folgen könnte. Wie lange hatte es denn gedauert, bis ihr der Einfall gekommen war, das Papier auszustreuen? Der Wagen hatte bestimmt Zeit genug gehabt, viele Meilen zurückzulegen.
    Ihre Gedanken begannen wieder ziellos herumzuwandern. Sie war erschöpft, hatte ja auch seit ihrem eiligen Frühstück nichts mehr zu sich genommen. Sie war niedergeschlagen worden, und ihr Kopf schmerzte immer stärker. Dann schweiften ihre Gedanken ab, zurück nach Honolulu. Sie sah sich in dem Schreibzimmer des Hotels sitzen, wie sie ihre fröhlichen Briefe nach Hause auf das grüne Papier gekritzelt hatte. Sie und ihre Mutter hatten ein bißchen gelächelt über dies Papier. Es war ein Geschenk Jerrys gewesen, und sie hatte ihm versichert, daß sie es großartig gebrauchen könnte und daß sie ihm immer auf diesem Papier schreiben würde.
    Eigentlich wäre ihr eine andere Farbe lieber gewesen, eine weniger auffallende und verräterische. Aber sie hatte es natürlich mächtig bewundert; denn sie wußte, daß der Kauf für Jerry, der nur ein kleines Taschengeld bekam, mit einem persönlichen Opfer verbunden war. Ihre Mutter hatte gesagt: »Das war reizend von ihm, nur — was für eine Farbe!!« Aber sie hatte erwidert: »Macht nichts! Er weiß, daß ich Grün gern habe.«
    »Doch nicht dieses schreckliche Arsengrün! Und so große Bogen!« hatte Alice eingewandt. Aber sie hatte nur gelacht und erklärt, daß sie auf keinem anderen Papier schreiben wolle, wenn sie weg wäre.
    Wie froh war sie jetzt, daß es gerade so leuchtend grün war und daß sie heute nicht erst nach einem anderen Schreibblock gesucht hatte. Sie hatte einfach nach diesem Block gegriffen, auf den sie für Bruce die Namen der Pferde aufgeschrieben hatte, mit denen sie ihre Honolulu-Reise gewonnen hatte.
    Der Gedanke an diese Reise war fast zuviel für Beth. Vor kurzer Zeit war sie noch so glücklich gewesen. Das glücklichste Mädchen von ganz Honolulu, hatte sie zu Bruce gesagt, und der hatte gelacht und erwidert: »Auch das hübscheste!« Und dann war er so ärgerlich geworden, daß sie nichts anderes annehmen wollte als die lächerliche Brosche. Die Erinnerung an Bruce hatte ihre Bitterkeit verloren. Er war ein guter Ferienkamerad gewesen, und sie war richtig dumm gewesen, daß sie sich geärgert hatte, weil er nicht am Flughafen gewesen war und seither auch nicht geschrieben hatte. Es war ja tatsächlich auch kaum Zeit geblieben für einen Brief. Sie überlegte, ob er wohl wirklich einmal nach Jonston kommen würde und wie sie ihm dann erklären wollte, daß sie seine Brosche auf dem Verkaufsstand hatte feilbieten lassen. Sicher wäre er beleidigt, und sie müßte dann ihre eigene Übelnehmerei zugeben... Hier stoppte Beth ihre Überlegungen: Vielleicht erwies sich das alles als unnötig... Vielleicht war sie, wenn er kam, überhaupt nicht mehr hier... Vielleicht...
    Aufs neue überkam sie panische Angst. Die Brosche weckte neue düstere Gedanken in ihr auf: an Vida Cox, an das ungelöste Rätsel um den Mord. Beth preßte ihre Hände fest zusammen und sagte laut: »Ich will nicht schreien — nichts soll mich zum Schreien bringen — Bill, hilf mir, daß ich nicht schreie!«
    Schließlich lag sie ganz in ihr Schicksal ergeben da, erschöpft vor Erregung, vor Übermüdung und vor Hunger. Wenn sie durch das

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