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Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Titel: Das Rätsel der Hibiskus-Brosche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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Stück kaltes Fleisch und einen großen Krug mit dampfendem Tee. Hoffnungslos beschaute sie sich das alles. Sie hatten von »morgen« gesprochen — sie mußte also die ganze Nacht hierbleiben. Ganz plötzlich schien alle Hoffnung von ihr zu weichen. Sie fühlte sich hilflos, ausgeliefert — genauso, wie sie gegen die Seitenwände des Wagens getrommelt hatte. Diese Männer konnte man weder erschrecken noch bedrohen. Der bloße Gedanke, sie durch Schmeichelei zu gewinnen, machte ihr Pein, und instinktiv fühlte sie, daß jegliche Tricks hier nutzlos waren — sie war geschlagen.
    Sie legte sich zurück und drehte ihr Gesicht verzweifelt der Wand zu, als sie plötzlich ganz deutlich Jerrys Stimme zu hören meinte. Eines Tages war sie einmal bös von Sahib abgeworfen worden. Sie war hinkend und übel zerschlagen aufgestanden und sofort wieder auf das Pferd gestiegen. Da hatte Jerry gesagt: »Alle Wetter! Du mußt doch verletzt sein! Dein Gesicht ist blutig, und guck deine Hand an! Du meine Güte, Beth, du bist vielleicht tapfer — du heulst und schreist nicht gleich los!«
    Das lebendige kleine Gesicht mit der Himmelfahrtsnase schien ihr auf einmal ganz nahe. Sie setzte sich kerzengerade auf. Sie wollte auch jetzt tapfer sein, und um tapfer zu sein, mußte sie unbedingt etwas essen. Sie warf einen abschätzenden Blick auf die so gar nicht appetitliche Kost und trank dann erst einmal aus dem Krug. Sie trank in langen Zügen und aß auch eine Scheibe Brot mit ein bißchen Fleisch. Allerdings nicht viel, weil sie ganz plötzlich von großer Müdigkeit überwältigt wurde. Erst jetzt dachte sie daran, was der Mann gemeint hatte, als er so höhnisch sagte: »Sie soll erst mal ordentlich schlafen!« In dem Tee war ein Schlafmittel! Sie wollten sichergehen, daß sie sich die Nacht über ruhig verhielt.
    Aber was machte das schon? Es war entschieden besser zu schlafen, und wenn’s durch ein Schlafmittel war.
    Aber Bill würde entsetzt sein. Beth mußte richtig lachen bei dem Gedanken. Lieber Bill! Ja, er hatte regelrechten Abscheu vor Drogen und runzelte die Stirn schon bei ein paar Aspirin. Aber sie dachte, daß er ihr in dieser Nacht bestimmt nicht das bißchen Trost mißgönnen würde. Er würde ihr auch gönnen, endlich zu schlafen — und am Morgen würde er da sein, irgendwie, auf wunderbare Weise da!
    Er würde ihr zulächeln und ziemlich verdrossen sagen: »Was ist denn mit dir los? Du hast uns ja was Schönes eingebrockt«, und dann würde er seinen Arm um sie legen und sie von diesem schrecklichen Ort wegführen. Beth lag auf dem schmutzigen Bett, lächelte noch einmal, murmelte ganz leise »Bill!« und schlief ein.
     
     

12
     
    Inspektor Wright und Sergeant Wade, der ihm zugeteilt worden war, sahen besorgt aus. »Es ist toll. Immer noch nichts! Jemand muß sie doch gesehen haben! Ein Mädchen kann doch nicht einfach vom Erdboden verschwinden!«
    Wade nickte. »Wir haben den ganzen Bezirk durchgekämmt, um irgend etwas zu finden. Sicher sind eine Menge Fremde hier durchgekommen auf dem Weg zu der Jagd. Einige mögen auch hier geblieben sein, aber jedenfalls nicht in irgendeinem Hotel.«
    »Und einer von ihnen könnte natürlich Mrs. Cox umgebracht haben, so ganz nebenbei, nachdem er die Ladenkasse ausgeplündert hatte. Er wollte sie bloß zum Schweigen bringen und hat zu stark zugeschlagen. Natürlich ist das möglich, Sergeant, aber offengestanden, ich glaube es nicht. Das sind keine Zufallsverbrechen. Die sind genau geplant. Andererseits, wie paßt dieses Verschwinden dazu? Wenn wir da nur eine Verbindung finden könnten, zwischen Mrs. Cox und dem Mädchen. Aber es gibt keine.«
    »Ausgenommen die Brosche. Aber das ergibt keinen Sinn.«
    Wright schwieg einen Augenblick und sagte dann: »Ich wundere mich, daß Sie diese Verbindung auch sehen. Sie ist zwar unsinnig, wie Sie sagen, aber es ist die einzige. Wenn wir doch dahinterkämen, was es mit der Brosche auf sich hat.«
    »Hat Mr. Middleton irgend etwas über das Mädchen herausbekommen? Er ist gestern die ganze Jagdstrecke abgelaufen. Und heute morgen noch mal. Ich glaube, er hat nichts gefunden, was uns weiterhelfen könnte.«
    »Ich weiß es nicht. Er deutete etwas an, aber es war sehr vage, und er wollte sich erst noch Gewißheit verschaffen. Er wird gleich hereinkommen, wenn ich mit Reynolds und Alec Sutherland spreche. Nicht etwa, daß sie irgend etwas verheimlichten, was mit dem Verschwinden des Mädchens zu tun hätte. Sie wären sofort hergekommen,

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