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Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Titel: Das Rätsel der Hibiskus-Brosche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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diese seltsame Weise weggefahren? War sie entführt worden? Aber das war doch unmöglich! Wer sollte sie denn entführen — sie, Beth Sutherland? Und warum? Leute wurden wegen Geldes entführt. Aber so gut es um die Sutherland-Farm stand, es war doch sehr zweifelhaft, ob ihre Mutter plötzlich einen Scheck über tausend Pfund ausschreiben oder sonst irgendwie Geld auftreiben konnte.
    Wenn sie bloß wüßte, wohin sie fuhren! Sie kniete sich hin und tastete sorgfältig die Seiten des Wagens ab. Nirgends eine Öffnung, kein Fenster. Nur im Fußboden war ein Spalt, durch den sie ein klein wenig Tageslicht sehen konnte. Es war hoffnungslos. Sie sah nur einen winzigen Ausschnitt der Straße, sonst nichts.
    Sie suchte in den Taschen ihrer Reithose; manchmal hatte sie ein Taschenmesser bei sich. Wenn sie es heute dabei hätte, dachte sie, könnte sie das Loch damit vielleicht vergrößern. Aber wozu sollte das taugen? Außerdem: sie hatte gar kein Messer bei sich. Sie fand nichts als einen Bleistift und den Block grünes Papier, den sie mitgenommen hatte, um die Geschenkliste aufzustellen.
    Wenn sie es doch bloß fertigbrächte, eine Nachricht auf das Papier zu schreiben und es durch den Spalt zu schieben! Sie versuchte es, aber es war zu dunkel, der Wagen ruckelte zu sehr, und ihr war ganz schwindelig. Ihr war es unmöglich, die Hand ruhig zu halten, um zu schreiben. Sie gab es auf und legte sich erschöpft zurück.
    Dann kam ihr ein neuer Gedanke. Sie konnte wenigstens das Papier in kleine Stücke reißen und durch das Dach fallen lassen. Dafür war es groß genug. Wenn sie wirklich entführt worden war und man anfing, nach ihr zu suchen — und Beth war überzeugt, daß der ganze Bezirk sich an dieser Suche beteiligen würde-, dann würden diese grünen Papierschnipsel vielleicht irgend jemandem auffallen. Wie bei einer Schnitzeljagd... Beth riß eine Ecke des Papiers ab und steckte es durch das Loch. Es traf sie wie ein Schlag, als sie sich ihrer Lage so richtig bewußt wurde, und einen Augenblick lang überfiel sie panischer Schrecken. Die dumpfe Luft im Wagen, ihre Kopfschmerzen, die schreckliche Angst — das alles zusammen machte sie fast wahnsinnig, so daß sie in einem Anfall von Raserei gegen die Wände des Fahrzeugs hämmerte und zu schreien anfing: »Laßt mich raus! Was macht ihr mit mir? Laßt mich raus!!«
    Aber nichts geschah. Der klappernde Wagen fuhr weiter. Ihre Hände waren wund und taten weh. Ihre Kehle war ganz trocken. Sie fiel auf den Fußboden zurück und ergab sich der Verzweiflung.
    Sie lag nur ein paar Minuten da, aber Beth kam es unendlich lange vor in dem hin und her geschleuderten Wagen. Plötzlich setzte sie sich auf und sagte laut: »Sei doch kein Dummkopf! Sie können dir doch nichts tun! Es ist irgendein blöder Spaß. Aber du kannst ja ruhig weiter Papierschnipsel durch das Loch werfen. Das kann niemandem schaden, und vielleicht nützt es doch etwas. Bill könnte es sehen. Oder Hauptmann Hillford auf der Suche nach mir. Irgend jemand könnte auf diese Papierschnipsel aufmerksam werden.« Und planmäßig begann sie wieder, ein kleines Papierstückchen nach dem anderen durch das Loch zu stecken.
    Wie oft wollte sie das machen? Sie mußte sparsam mit dem Papier umgehen! Wenn die Fahrt länger dauern sollte, würde das Papier nicht reichen! Aber die Papierstückchen mußten auch groß genug sein, damit man sie sehen konnte, wenn man nach ihr suchte. Sorgfältig ließ sie ein dünnes Papierstückchen nach dem anderen durch das Loch schlüpfen.
    Nicht zu oft, und nicht zu weit auseinander. Sie arbeitete sehr sorgfältig. Wenn sie nur eine Vorstellung hätte, wie lange das Papier reichen mußte. Aber sie konnte nur ihr Bestes tun und auf einer möglichst langen Strecke eine Spur legen. Einem ganz großen Glück hatte sie es zu verdanken, daß sie erst ein paar Minuten, bevor der Wagen rumpelnd zum Stehen kam, den letzten Schnipsel durch das Loch fallen ließ.
    Jetzt endlich würde sie erfahren, was los war. Jetzt mußten sie sie rauslassen und ihr sagen, was für einen Wahnsinn sie sich ausgedacht hatten. Damit kam die große Angst vor dem, was sich enthüllen würde, wenn die Tür aufging, vor dem, was dies alles bedeutete, vor allem vor der Nacht und vor diesen Männern, die sie von ihrem Pferd gerissen und eingesperrt hatten.
    Zitternd duckte sie sich auf den Fußboden, fast von Sinnen vor Angst. Plötzlich hörte sie im Geiste Bills Stimme, wie er einmal ganz widerstrebend gesagt hatte:

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