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Das Raetsel der Liebe

Das Raetsel der Liebe

Titel: Das Raetsel der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Rowan
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mich an.
    Sie tat es. Ein kaum merkliches Lächeln umspielte jetzt ihren wundervollen Mund. Alexander gestattete seinen Augen, über die Rundung ihrer von dem eng anliegenden schwarzen Kleid bedeckten Schultern zu wandern, hinunter zu den Wölbungen ihrer Brüste und Hüften. Schon in jener ersten Nacht hatte er gewusst, welch üppige Geschmeidigkeit sich unter all den Lagen von Kleidung verbarg. Schon damals hatte er gewusst, dass er sie wollte. Nicht gewusst hatte er allerdings, wie sehr er sie lieben würde.
    Erneut überzog eine tiefe Röte Lydias Wangen, als wäre sein Blick eine zärtliche Berührung. Das Haar unter ihrem Hut war zu einem strengen Knoten festgesteckt. Es schimmerte sanft, und Alexander hätte am liebsten alle Nadeln herausgezogen – verflucht sollten sie sein, diese verdammten Dinger, Lydias herrliches Haar so einzuengen! –, um zu spüren, wie es in seiner ganzen glänzenden, seidigen Pracht über seine Haut strich.
    Himmel. Er setzte sich aufrecht hin und versuchte, sich auf die Ausführungen der Mathematiker zu konzentrieren. Es gelang ihm zwar, seine aufkeimende Erregung zu beherrschen, doch seine Aufmerksamkeit blieb ganz bei Lydia.
    Dr. Sigley gab seinen Kollegen ein Zeichen, woraufhin zwei von ihnen mit einer weiteren Schautafel nach vorn traten. Ein dritter entrollte ein Dokument, das über und über mit mathematischen Berechnungen bedeckt war.
    »Als Erstes«, nahm Sigley den Faden wieder auf, »untersuchte ich zahlreiche Situationen, in denen große Menschenmassen eine Rolle spielen. Der Fluss von Informationen innerhalb einer Menschenmenge ist vergleichbar mit dem Fluss von Informationen in einem Teich. Angenommen, ein Junge wirft einen Stein in die Luft. Er landet an einem Punkt A, und gemäß den Gesetzen von der Dynamik nichtelastischer Flüssigkeiten breiten sich ausgehend vom Punkt seines Auftreffens Schwerewellen aus, und zwar konzentrisch.
    Wenn man nun, wie ich, die Gleichungen kennt, die diesen Dynamiken zugrunde liegen, dann kann man exakt vorhersagen, wann die ersten Wellen, die dieser Stein verursacht hat, auf das Ufer treffen. Und jetzt wird es interessant. Denn ich kann auch das umgekehrte Problem lösen. Das heißt: Käme ich einige Zeit, nachdem der Junge den Stein geworfen hat, an den Ort des Geschehens und würde lediglich die kleinen Wellen beobachten, die zu einem Zeitpunkt
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zu meinen Füßen ans Ufer schlagen, dann könnte ich recht genau bestimmen, wo dieser Stein auf das Wasser getroffen ist, und das, obwohl ich es nicht mit eigenen Augen gesehen habe. Ich kann die Zeit rückwärtslaufen lassen, wenn Sie so wollen.«
    Er trat beiseite und nickte Lydia zu, die daraufhin eine Gleichung an die Tafel schrieb. Alexander ließ kurz seinen Blick über die Zahlen schweifen, doch dann nahm ihn die anmutige Bewegung von Lydias Arm gefangen, die Konzentration, die sich jetzt auf ihrem schönen Gesicht zeigte.
    Wärme und Stolz erfüllten ihn. Er liebte es, ihr bei der Lösung eines mathematischen Problems zuzusehen. Er wusste um diese Komplexität ihres Verstandes, dessen Räderwerk jetzt hinter ihren blauen Augen ineinandergriff. Er wusste, dass auch jeder andere Mann im Saal von ihrer Brillanz fasziniert sein musste.
    Lydia wandte sich wieder dem Publikum zu.
    »Auf dieser Grundlage, Gentlemen, stellen wir die Behauptung auf, dass es sich mit dem Aufruhr ebenso verhält. Eine Menschenmenge hat sehr große Ähnlichkeit mit einem Teich – eine dichte Ansammlung von Partikeln, welche Informationen austauschen, indem sie aneinanderstoßen.«
    »Und auch diesbezüglich sind wir imstande, das umgekehrte Problem zu lösen«, nahm Dr. Sigley den Ball auf und deutete auf die Gleichung. »Obgleich ich nicht vor Ort war, kann ich zweifelsfrei feststellen, dass, falls Lord Northwood sich in der Tat zu dem von Ihnen behaupteten Zeitpunkt an dem fraglichen Ort befunden hat – und es gibt etliche glaubhafte Zeugen, die genau dies bestätigen können, wie die Herren Kommissare mit Sicherheit nachweisen werden –, dass also die Gesetze der Bewegung ausschließen, dass er die Störung verursacht haben kann, welche sich mit einer nominellen Geschwindigkeit von fünfzehn Metern pro Minute durch das Medium bewegt hat –«
    »Wovon zum Teufel redet er, Miss Kellaway?«, fuhr Hadley dazwischen.
    »Mylord«, erwiderte sie, »das grundlegende Fazit aus Dr. Sigleys Berechnungen lautet, dass Lord Northwood nicht das Geringste mit dem Entstehen des Tumultes zu tun hatte, denn: Er befand

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