Das Rätsel der Rückkehr - Roman
vielen Exilanten, die hoffen,
in dieser Energie die fehlenden Jahre wiederzufinden.
Ich bin weder der erste noch der letzte von ihnen.
Auf den Trottoirs.
In den Parks.
Sogar auf der Straße.
Ein jeder kauft.
Ein jeder bietet feil.
Dies ruhelose Treiben ist der Versuch,
das Elend zu überlisten.
Ich schweife über alles mit meinem Blick.
Bauern hören Transistorradio.
Kleinganoven auf Mopeds.
Kleine Mädchen gehen am Hotel auf den Strich.
Musik der Fliegen
über einem grünen Morast.
Zwei Beamte schlendern durch den Park.
Zoom auf das lachende Mädchen auf dem Trottoir gegenüber, das Handy ist ihr ans Ohr geschraubt. Vor ihr hält ein Auto. Die Hupe gellt, als wäre die Hand darauf festgeklemmt. Das Mädchen tut, als hörte sie nichts. Das Auto fährt weiter. Gelächter der Obsthändlerinnen, die die Szene beobachtet haben.
Primärfarben.
Naive Zeichnungen.
Kindliche Regungen.
Kein Raum bleibt frei.
Alles voll bis zum Rand.
Eine Träne reicht, dass der Fluss des Leides
über die Ufer tritt,
in dem wir lachend ertrinken.
Der Kopf stolz erhoben.
Der Magen leer.
Die moralische Größe dieses jungen Mädchens,
das zum dritten Mal in fünf Minuten
an mir vorübergeht,
ohne in meine Richtung zu schauen.
Vor jeder meiner Gesten auf der Hut.
Können Sie sich eine Stadt vorstellen
mit über zwei Millionen Menschen,
von denen die Hälfte buchstäblich an Hunger krepiert?
Auch der menschliche Leib ist Fleisch.
Wie lange kann sich ein Tabu
angesichts schlichter Notwendigkeit erhalten?
Begierde nach Fleisch.
Psychedelische Visionen.
Schiefe Blicke.
Man würde den Nachbarn
am liebsten zu Mittag verspeisen.
Wie eine dieser Mangos
mit der schön weichen Haut.
Ein Mann flüstert einem Freund
etwas ins Ohr, der lächelt leise.
Ein leichter Wind lüftet der Frau das Kleid,
die lachend rennt, um sich hinter einer Mauer zu verstecken.
Ein sehr feiner kleiner Schauer,
ich merkte nicht mal, dass es regnet.
Die Armut hält Mittagsschlaf.
Eine unschlüssige Eidechse
hüpft nach reiflicher Überlegung
von ihrem Zweig.
Ein Blitz von einem zarten Grün
ohrfeigt den Raum.
Ich bin in dieser Stadt,
in der ausnahmsweise
nichts passiert,
außer der einfachen Freude, am Leben zu sein
unter einer strahlenden Sonne
an der Ecke der Rue Vilatte und der Rue Grégoire.
Hunderte völlig mit Staub bedeckte Bilder hängen an den Wänden entlang der Straße. Sie sehen aus, als wären sie alle von demselben Künstler gemalt, der mit verschiedenen Namen signiert. In diesem Viertel ist Malerei ebenso populär wie Fußball. Die immer gleichen üppigen Landschaften zeigen, dass der Künstler nicht das reale, sondern ein Traumland malt.
Ich habe den barfüßigen Maler gefragt,
warum er immer diese Bäume malt,
die sich unter schweren saftigen Früchten biegen,
während um ihn herum alles so trostlos wirkt.
Ebendrum, antwortet er mir, mit traurigem Lächeln,
wer möchte schon in seinem Wohnzimmer aufhängen,
was er durchs Fenster sehen kann?
Wo sind die Vögel hin?
Wenn ich den Jugendlichen sehe,
der allein im Mangobaum sitzt
und auf einer ramponierten Gitarre klampft,
sage ich mir, die Freizeitmusiker
ersetzen jetzt wohl die Vögel.
Was dem Jungen noch fehlt,
sind durchsichtige Flügel.
Ein Mann, der mich vor fünfunddreißig Jahren kannte, kommt mit ausgebreiteten Armen auf mich zu. Er erinnert mich mit allen Details und viel Spucke an Ereignisse, die ich völlig vergessen hatte, schlimmer noch, die mich überhaupt nicht interessieren. Ich versuche während des Gesprächs seinem Blick auszuweichen. Was als ein kostbarer Moment des Wiedersehens begann, verwandelt sich in eine Qual. Ich warte nur darauf, bis sich herausstellt, was er wirklich von mir will: Geld. Aber er ging, ohne mich um etwas zu bitten. Ich habe ihn wohl unterschätzt. Im Weitergehen versuche ich mir den roten Faden seines Geredes zurückzuholen. Warum habe ich ihm nicht aufmerksamer zugehört? Wegen seiner schmutzigen Kleidung, den schwarzen Fingernägeln, dem lückenhaften Gebiss? Wäre er sauberer und ansehnlicher gewesen, hätte ich ihm dann mehr Aufmerksamkeit geschenkt? Dabei hatte er vor meinen Augen das Fotoalbum meiner Jugend aufgeblättert.
Der alte Herr kehrt, in der Hüfte leicht geknickt,
die trockenen Blätter weg,
die im Hof des Rathauses liegen.
Mit dieser Tätigkeit wird er wohl den ganzen Tag zubringen.
Von Zeit zu Zeit setzt er sich,
muss aber bei jedem Luftzug wieder aufstehen,
der neue
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