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Das Rätsel der Rückkehr - Roman

Das Rätsel der Rückkehr - Roman

Titel: Das Rätsel der Rückkehr - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Das Wunderhorn <Heidelberg>
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Freund in New York kennenlerne, einen Friseur auf der Church Avenue. Er war nicht zum Begräbnis gekommen. Ich habe zu Windsor immer gesagt, dass ich nicht zu seiner Beerdigung gehe. Und zwar aus zwei Gründen. Erstens: Ich glaube nicht an den Tod. Zweitens: Ich glaube nicht an Gott … Nachdem das gesagt ist, heiße ich den Sohn meines letzten Freundes in diesem Scheißleben mit allen Ehren willkommen.
    Ein Kunde versucht, ihn auch seiner Freundschaft zu versichern. Erstens sind Sie nicht tot und außerdem sind Sie nicht Windsor. Der Friseur kommt und pflanzt sich vor mir auf. Sie sind ihm sehr ähnlich. Ich rede nicht von äußerer Ähnlichkeit, das ist für die Idioten, die nicht weiter sehen als ihre Nasenspitze. Ich meine, Sie sind aus dem gleichen Holz geschnitzt. Das will ich erklären. Alle lachen. Wir haben schon verstanden, Herr Lehrer, sagt Onkel Zachée. Na, wenn Sie das sagen … Also junger Mann, setzen wir uns. Und zu dem Kunden, der immer noch wartet bedient zu werden: Machen Sie, dass Sie wegkommen! Ich kann warten, bemerke ich, und setze mich neben das Klo. Schaut an, habe ich nicht gesagt, sie sind aus dem gleichen Holz? Hier gibt es viele freie Sessel, aber er setzt sich in die Ecke, auf Windsors Platz. Hier trank er immer seinen Kaffee, jeden Morgen, seit vierzig Jahren. Ich und kein anderer musste ihn kochen. Nicht mal meine Frau durfte es, die ihn sehr mochte und ihm die Wäsche wusch. Hören Sie nicht auf die Leute, die sagen, Windsor wäre in schmutzigen Kleidern herumgelaufen, das stimmt nicht. Seine Frau, die neben dem großen Foto von Martin Luther King steht, nickt. Sie war auf der Beerdigung, denn sie glaubt noch an Gott. Anscheinend genüge ich ihr nicht. Alle lachen. Nur er nicht. Jetzt sind aber Sie dran, Windsor. Windsor ist tot und begraben, Herr Lehrer, sagt der Kunde. Ich heiße auch so, werfe ich ein. Warum haben sie es nur immer so eilig, alle durcheinanderzureden? Das werde ich bei diesen Menschen nie verstehen. Es gibt zwei Leute, die durften immer reden, beide sind tot. Der eine war ein Prophet, das ist Martin Luther King. Der andere war ein Irrer, das ist Windsor. Alle übrigen sollen den Mund halten. Ich habe euch gesagt, Windsor ist nicht tot. Ihr seid zu seinem Begräbnis gegangen, dabei sitzt er hier in aller Ruhe. An seinem Platz. Auf diese Weise erbte ich den Sessel neben dem Klo.
    Meine Onkel halten sich an der Hand
    auf dem Weg zur Bank.
    Wie Kinder die bange sind,
    sich im Wald zu verlieren.
    An dieser kleinen Geste erkenne ich ihre Trauer.
    „Dein Vater“, flüstert Onkel Zachée mir zu,
    „ging noch aufrecht und gerade,
    als wüßte er, wohin.“
    Einige Passanten drehen sich nach uns um.

Der Koffer
    Wir wollen den Koffer abholen, den mein Vater in der Chase Manhattan Bank deponierte. Da ich denselben Vornamen habe, händigt mir der Angestellte den Schlüssel zum Safe aus. Er bittet mich, ihm in das große Gewölbe der Bank zu folgen. Mit meinen Onkeln trete ich auf Zehenspitzen ein. Nur in einer Bank, einer Kirche und einer Bibliothek herrscht diese Stille. Die Menschen schweigen vor dem Geld, vor Gott und vor dem Wissen – vor dem, was größer ist und sie überrollen könnte. Um uns herum viele kleine Einzelsafes prall voll mit Privatbesitz, im New York der Hochfinanz und des größten Elends. Der Angestellte lässt uns allein. Ich öffne den Safe meines Vaters und finde darin einen Aktenkoffer.
    Ich versuche ihn zu öffnen, da merke ich, dass man einen Geheimcode braucht. Ziffern und Buchstaben. Wir haben alles probiert: sein Geburtsdatum und seine verschiedenen Vornamen, mein Geburtsdatum und mein Pseudonym. Meine Onkel haben mir die unterschiedlichsten Daten diktiert, sogar dem Tag, an dem ihr Kindheitsfreund umgebracht wurde. Wir versuchten es in unserer Verzweiflung auch mit seiner letzten Telefonnummer, bevor es mit ihm zuende ging. Jedesmal ein Schlag ins Leere. Am Ende kam der Angestellte wieder, und wir mussten den Koffer abgeben. Um ihn mitzunehmen, hätte ich eine ganze Batterie von Fragen beantworten müssen und wäre schnell aufgeflogen. Ich habe den Koffer also in den Safe zurückgelegt. Und der Angestellte hat den großen Tresorraum der Chase Manhattan Bank hinter uns zugesperrt.
    Meine Onkel wie benommen
    vor der Stahltür.
    Ich eher erleichtert,
    dass ich dieses Gewicht nicht tragen musste.
    Den Koffer der gescheiterten Träume.
    Ein Onkel, der Jüngste der Familie,
    packt mich plötzlich am Arm.
    Wir wären beinah ausgerutscht auf der

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