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Das Rätsel der Rückkehr - Roman

Das Rätsel der Rückkehr - Roman

Titel: Das Rätsel der Rückkehr - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Das Wunderhorn <Heidelberg>
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Schnee,
    der unablässig herabfiel.
    Der Dichter Emile Nelligan wurde unsterblich
    da er zweimal das Wort Schnee
    brachte in eine kurze Zeile:
    „Ach wie der Schnee doch schneite.“ 2
    Gilles Vigneault, weil er sang:
    „Mein Land ist kein Land, es ist der Winter.“ 3
    Der Ruhm kommt hier wohl aus dem Eis.
    Die Menschen des Nordens zieht
    das Meer offenbar stark an.
    Dagegen erschreckt die Südländer das Eis.
    Genügt die Verführung durch die Wärme,
    als Erklärung, dass die aus dem Norden
    eher kolonisieren
    als die aus dem Süden?
    Keiner hat je so wie ich
    vor seinem Fenster den Schnee
    in großen weichen Flocken fallen sehen.
    Ich entkam meiner Insel,
    die mir als Gefängnis erschien,
    um mich eingesperrt wiederzufinden
    in meinem Zimmer in Montréal.
    Ein kleines gelbes Kleid schlüpft
    durch das Feld mit Mais,
    das zum Fluss abfällt.
    In den langen Sommerferien
    renne ich hinter meiner Kusine,
    im Gedächtnis noch heute geblendet.
    Es ist der Gesang der Wäscherinnen, den man
    vom Häuschen des Mannes hört,
    der sich von Schneckensuppe ernährt und
    ausnahmslos zu allen Begräbnissen geht.
    Hinter meine Lider sind diese Bilder
    von der Kindheitssonne gebrannt.
    Die Zeit verfliegt so irre schnell,
    dass mein Leben ein Magma der Farben wird.
    Auf diese Weise geht die polare Nacht vorüber.
    Ein trauriger Frohsinn befällt mich
    immer um dieselbe Zeit,
    wenn Autoscheinwerfer allabendlich
    Bilder in mein Zimmer werfen,
    die in mir kindliche Ängste auslösen.
    Ich verkrieche mich unter die Decke.
    Der Pfeil gibt keinen
    Laut in der Nacht.
    Der Schmerz trifft dich
    so plötzlich
    dass er dich bis zum Morgen
    nicht mehr verlässt.

Nachtzug
    Im Zug.
    Die Zeit ist weich.
    Man lässt sich wiegen.
    Ich schrecke auf,
    als wir in der Nacht
    diesem Geisterzug begegnen.
    Bei den kreideweißen Gesichtern
    meinte ich, der Zug
    führe ins Jahr 1944.
    Eine Alptraumsekunde, hervorgerufen
    von diesem Blitzen (Lichter in schneller Bewegung)
    und meinem benebelten Hirn.
    Wir sind auf dem flachen Land.
    Das fahle Licht erhellt die Häuser.
    Ich stelle mir vor, wie sie vor den Fernsehern hocken.
    Ein alter Mann isst allein zur Nacht.
    Der Zug bremst nicht
    vor der nächsten Stadt.
    Die Gebäude hell erleuchtet. Langgedehnte Schatten auf dem Trottoir. Offenbar sind aus den kräftigen Trappern, die Tierhäute an die Hudsonbai-Kompanie verkauften, schicke parfümierte Bürger geworden. Doch der Kölnisch-Wasser-Duft kann den berauschenden Geruch des Waldes nicht überdecken – ein herbstliches Gemisch aus Regen, grünen Blättern und verfaultem Holz. Die Pflanzenwelt scheint nicht weit. Die berühmten Waldjäger sind heute nur noch gefangene Fernsehzuschauer.
    Ich denke, all das ist unmerklich passiert. Eine Kette fortwährender Konzessionen hat uns zu dieser Lebensweise geführt. Als Einzelmenschen geht es uns übrigens nicht besser. Die Masse saugt einen nach dem anderen auf. Heute, mit sechsundfünfzig, sage ich zu allem Nein. Ich habe mehr als ein halbes Jahrhundert gebraucht, um meine anfängliche Charakterstärke wiederzufinden. Die Kraft, Nein zu sagen. Man muss hart bleiben. Fest zu seiner Ablehnung stehen. Fast nichts verdient ein Ja. Höchstens zwei oder drei Dinge im ganzen Leben. Zu allem anderen sagt man am besten, ohne zu zögern, Nein.
    Der große Trick im protestantischen Amerika ist: Man darf niemals überheblich erscheinen. Als Einzelne möchten sie am liebsten in den Lücken des Lebens verschwinden, als Kollektiv finden sie es allerdings legitim, über die Welt Macht auszuüben. Es ist zu verstehen, dass man diese Spannung nicht dauernd aushalten kann. Gegen Ende platzen sie mit der ganzen Galle heraus, die sie so tief in sich angestaut haben. Ein Schwall schwarzes Blut. Sie haben zu spät erkannt, dass es keine Regeln gibt. Keinen Himmel. Dass sie sich geopfert haben für nichts. Ein verpfuschtes Leben. Einer muss dafür büßen. Ein Schwächerer, auf den man mit aller Kraft eindrischt. Aber der Moment, in dem sie glauben, ihre Lebensenergie wiederzugewinnen, ist ihr Niedergang.
    Ich fliehe einen Moment in meine Gedanken,
    bevor ich mich wieder umfangen lasse vom Schlaf.
    Ein süßes Fallen.
    In einer Stadt einzuschlafen,
    um in einer anderen zu erwachen.

Ein Dichter namens Césaire
    Der Zug fährt wieder in einen Bahnhof ein. Das junge Mädchen, das neben mir einen Roman von Tanizaki las, steigt aus, als er hält. Ein junger Mann empfängt sie mit einem Strauß Mimosen und raschen kleinen Küssen auf ihren

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