Das Rätsel der Templer - Roman
nicht bleiben. Ich schlage vor, du
fährst mit zum Krankenhaus, und ich kümmere mich in der Zeit um den Jungen. Wenn alles geregelt ist, kommst du zurück. Ich
denke, du bist mir etwas mehr als die Erklärung von vorhin schuldig.«
Tom nickte, aber er schien noch etwas auf dem Herzen zu haben. »Können wir die Krankenhausrechnung und alles Weitere über
dich laufen lassen? Es geht mir nicht ums Geld, aber es darf keinem Außenstehenden gelingen, sofort eine Verbindung zwischen
mir und den beiden herzustellen. Ich weiß nicht, was im Institut nach meinem Verschwinden passiert ist. Ich werde da noch
Rede und Antwort stehen müssen, soviel ist klar.«
»Wenn du dabei so schlagfertig bist wie eben, mache ich mir keine Sorgen«, stellte Hannah süffisant fest. »Schwör mir, dass
wir nichts |256| tun, was uns ins Gefängnis bringen kann.« Hannah blickte Tom herausfordernd in die braunen Augen.
»Mach dir keine Sorgen. Ich kriege das schon hin«, murmelte er erschöpft.
Zu ihrer Überraschung umarmte er sie kurz und drückte ihr einen warmen Kuss auf die Wange.
In diesem Augenblick kam Senta in den Flur und räusperte sich entschuldigend.
»Alles im Lot, der Krankenwagen kommt jeden Augenblick. Wenn du willst, kann ich den Transport begleiten.«
»Nicht nötig«, erwiderte Hannah, bemüht darum, entspannt zu lächeln. »Du hast schon genug Zeit für uns geopfert. Tom fährt
mit.«
»Aus unserem Kartenabend wird wohl heute nichts«, bemerkte Senta und klopfte Hannah bedauernd auf die Schulter. »Soll ich
bei dir bleiben?«
»Nein, vielen Dank.« So sehr Hannah den Beistand ihrer Freundin hätte gebrauchen können, war es doch besser, wenn sie nicht
zu tief in die Sache hineingezogen wurde.
Es dauerte noch gut fünfzehn Minuten, bis der Krankenwagen in die Hofeinfahrt einbog. Senta hatte dem Bewusstlosen immer wieder
den Puls gemessen und führte die Sanitäter und den Notarzt ins Schlafzimmer. Der Notarzt beschloss, dem Patienten zunächst
eine Infusion anzulegen.
Hannah beobachtete als einzige, wie der Junge, dessen Name nach eigenen Angaben Matthäus war, vor Schreck die Augen aufriss,
als einer der Sanitäter mit routinemäßiger Sicherheit eine dicke Infusionsnadel in den Handrücken des Bewusstlosen schob.
Danach betteten die Männer den Verletzten mit vereinten Kräften auf eine Trage und schickten sich an, ihn nach draußen zu
transportieren. Hannah sah, dass Matthäus nun doch wieder aufgestanden war und offenbar bestürzt beobachtete, wie man seinen
Begleiter davontrug.
Als die Sanitäter zusammen mit dem Verletzten den Flur fast erreicht hatten, schoss er aus seiner Ecke hervor und stürzte
sich auf die Trage. Verzweifelt klammerte er sich an den Bewusstlosen und versuchte die Männer am Fortgehen zu hindern. Dabei
wimmerte er leise und zerrte wie ein Wahnsinniger an der glitzernden Wärmedecke, in |257| die der Patient eingehüllt worden war. Die Sanitäter mussten die Trage kurz absetzen und schauten mitleidig auf, weil der
Junge beinahe hyperventilierte.
»Sie müssen den kleinen Bengel schon beiseite nehmen« sagte einer der beiden Träger zu Tom und wies mit einem ungeduldigen
Nicken auf den Kranken. »Sonst bekommen wir
den
hier nicht in den Wagen.«
Mit einiger Mühe löste Tom die Finger des Jungen und zerrte ihn zurück ins Schlafzimmer. Der kleine Kerl versuchte zu kratzen
und zu beißen, während Tom ihn mit einem Ruck ins Schlafzimmer stieß. Hastig zog Tom von innen den Türschlüssel ab und verriegelte
das Zimmer schließlich von außen.
Die ganze Szene hatte etwas Entwürdigendes an sich. Hannah wäre am liebsten sofort zu dem Jungen hingelaufen, um ihn zu trösten.
Aber das musste sie auf später verschieben.
Senta runzelte fragend die Stirn.
Hannah lächelte entschuldigend, während die anderen das Haus verließen. »Ich muss nach dem Jungen sehen, also dann …«
Tom hob eine Braue und schaute sie vieldeutig an. »Schaffst du das?«
»Ja … werd ich wohl«, antwortete sie mehr flüsternd.
Er zwinkerte ihr noch einmal zu und ging. Dann fiel die Haustür ins Schloss.
Kurze Zeit später hörte Hannah, wie Senta, der Krankenwagen und Tom in seinem alten Volvo vom Hof fuhren.
Dann war es still.
Mit einem mulmigen Gefühl und der Hoffnung, dass Tom sie nicht allzu lange alleine ließ, öffnete sie die Schlafzimmertür.
Wie sollte sie den Jungen trösten, und würde er es überhaupt zulassen?
Matthäus hatte die Sachen, die unter
Weitere Kostenlose Bücher