Das Rätsel der Templer - Roman
Professors bewahrheiten sollten und der Mann tatsächlich aus dem Mittelalter
stammte.
»Ihr könnt abbrechen. Schluss für heute«, schnarrte eine erlösende Stimme über Funk.
»Warum das jetzt?«, fragte Mike ungläubig. »Warum greifen wir uns den Kerl nicht einfach?«
Jack schüttelte den Kopf. »Solange keine endgültige Übersetzung und eine anständige Gen-Analyse vorliegen, kannst du’s vergessen.
Die werden uns schon nicht weglaufen.«
Jack klappte seinen Laptop zu und gab Nicole ein Zeichen.
Knapp fünfzehn Minuten später erreichten sie die Einsatzzentrale auf dem Gelände der Air Base.
25
Freitag, 19. 11. 2004 – Croix Pattée
Noch halb im Schlaf hob Hannah den Kopf und schaute nach links, auf die andere Betthälfte. Im Zwielicht des Morgens sah sie,
dass Gero auf dem Rücken lag, völlig ruhig, die bloßen Arme über der Decke an den Körper geschmiegt, die Augen geschlossen.
|420| Bereute sie, was letzte Nacht zwischen ihnen geschehen war? Suchend tastete sie nach ihrem Funkwecker. Neun Uhr achtundvierzig.
Mist, sie hatte verschlafen. Matthäus würde längst wach sein und Hunger haben.
Ein leises Stöhnen erklang hinter ihrem Rücken. Sie wandte sich um und sah, dass Gero sein markantes Gesicht unter einem Kopfkissen
vergraben hatte. Nur seine kurzen Haare lugten aus den weißen Laken heraus.
Hannah fühlte sich reichlich verlegen, während sie darüber nachdachte, dass sie mit dem stattlichen Kerl, der sich nun auf
ihrer Matratze räkelte, etwas erlebt hatte, was die Bezeichnung »hemmungsloser Sex« durchaus verdiente. Und doch empfand sie
eine unglaubliche Vertrautheit wie bei keinem Mann zuvor.
Rasch zog sie sich ein wärmendes Nachthemd über die nackte Haut, nicht nur weil es sie vor der Kühle im Zimmer bewahrte, sondern
auch vor seinen ungeschützten Blicken. Dann ging sie um das Bett herum und setzte sich neben ihn auf die Matratze. Belustigt
zog sie mit einer Hand an dem Kissen, das er krampfhaft festzuhalten schien. Nur widerwillig gab er nach. Er blinzelte sie
an, als ob er geradewegs ins Sonnenlicht schaute.
»Gibt es in eurer Zeit irgendein wirksames Mittel gegen Kopfschmerzen?«, flüsterte er heiser.
»Ja«, antwortete Hannah, froh darüber, dass sie in der Lage war, ihm wenigstens bei irgendetwas helfen zu können. Sie stand
auf und öffnete die Terrassentür, um ein wenig Sauerstoff hineinzulassen. Kurze Zeit später kehrte sie mit einem sprudelnden
Glas Wasser zurück, in das sie ein Aspirin aufgelöst hatte.
»Trinken«, befahl sie und lächelte ihn ermutigend an.
Mit argwöhnischer Miene nahm Gero das Glas entgegen und trank alles in einem Zug aus.
»Und ich verwandele mich bestimmt nicht in eine Kröte oder ein Schwein?«
Hannah musste lachen. »Nein, in spätestens einer halben Stunde sind deine Kopfschmerzen verschwunden. Kennst du Weidenrindentee?«
»Ja.«
|421| »Es ist etwas Ähnliches. Am besten bleibst du noch einen Moment liegen und ruhst dich aus.«
Hannah wollte aufstehen, um nach dem Jungen zu sehen, dem die Abwesenheit seines Herrn sicher merkwürdig vorkommen musste,
doch Gero packte ihr Handgelenk mit festem Griff und zwang sie dazu, bei ihm sitzen zu bleiben.
»Ich … ich«, stammelte er verlegen, dabei fiel es ihm schwer, ihr in die Augen zu sehen. »Was denkst du von mir?«
Hannah überlegte einen Moment, wie er diese Frage gemeint haben konnte – ja, warum er sie überhaupt stellte, dann entwich
ihr ein breites Grinsen.
»Ich denke, dass du ein verruchter Mönch bist, der sich dazu hat hinreißen lassen, sein sündiges Fleisch mit einer hemmungslosen
Teufelin zu vereinen. Vielleicht solltest du unverzüglich damit beginnen, für unser Seelenheil zu beten.«
Gero öffnete abrupt seine Lider und starrte sie mit seinen blauen Augen entsetzt an. »Mit so etwas macht man keine Scherze«,
zischte er.
»Bereust du es?«
»Nein … das tue ich nicht«, entgegnete er zögernd und zog sie sanft zu sich heran. Er richtete sich ein wenig auf, nahm ihr
Gesicht in beide Hände und küsste sie zuerst auf die Stirn und dann auf den Mund. »Es war so schön, dass ich dafür sogar die
Verurteilung durch das Ordenskapitel riskieren würde, um es noch einmal zu wiederholen.«
»Ist das ein großes Risiko?«, fragte sie spitz. »Ich meine, ich wüsste es gerne, damit ich eine Vorstellung davon bekomme,
was dir unser Zusammensein wert ist.«
Er war ihr so nahe, dass sie seinen Atem auf ihren Lippen spüren
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