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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Ungläubigen noch an Ort und Stelle zum Tode verurteilt worden. Und das nur, weil feststand, dass sie kein Lösegeld
     einbringen würden.«
    Gero versagte die Stimme, und Hannah streichelte ihm tröstend über die Brust, wobei ihr Blick erneut auf sein silbern schimmerndes
     Kreuz fiel.
    »Du musst nicht weiter erzählen, wenn es dir zu schwer fällt, ich habe genug gehört«, sagte sie leise.
    Als hätte er ihren Einwand überhört, fuhr er fort: »Im Vorhof der Festung standen die Henker im Blut der Syrer und ließen
     im Rhythmus eines Herzschlages deren Köpfe rollen. Bartholomäus de Chinsi, unseren Oberbefehlshaber, hatten die Schurken vor
     der Festung an einen Pfahl gekettet.«
    Einen Moment lang schien sein Blick in eine unendliche Weite gerichtet zu sein.
    »Wir hatten einen Heidenrespekt vor ihm«, erklärte er. »Und nun wurden wir Zeugen, wie man ihn demütigte, indem er den Tod
     der ihm Anvertrauten mit ansehen musste, während er selbst elendig starb. Das schlimmste daran war, dass wir überhaupt nichts
     tun konnten. Es war, als ob der Teufel persönlich das grausige Schauspiel mit einer düsteren Faszination belegte, um uns einen
     direkten Ausblick auf die Hölle zu bescheren. Dabei wäre niemandem geholfen gewesen, wenn wir gekämpft oder uns ergeben hätten.«
    Hannah hielt tröstend seine Hand. »Wie kam es, dass es dir trotz allem gelungen ist, die Insel zu verlassen?«
    »Nachdem vier Tage ins Land gezogen waren, mussten wir erkennen, dass es keine Rettung mehr gab. Wir besaßen keinen Tropfen
     Wasser, und außer unserem Trupp und ein paar wenigen Bewohnern, die sich mit uns hatten verstecken können, befand sich niemand
     mehr in der Stadt. So beschlossen wir, in der Mittagshitze davonzuschleichen, entweder um zu sterben oder um mit Gottes Hilfe
     einen Ausweg |416| zu finden. Um diese Zeit schliefen die meisten Muselmanen, und die Gestade waren nicht so streng bewacht wie in der Nacht.
     Sie wiegten sich in Sicherheit, weil sie nicht damit rechneten, dass es noch Überlebende gab. Die Leichen der Syrer hatte
     man ins Meer geworfen. Haifische umkreisten die Bucht, und die Gefangenen hatte man tags zuvor auf Schiffen abtransportiert.
     Doch es gab da noch ein winziges Versorgungsschiff, das die Mamelucken unversehrt gelassen hatten und das anscheinend nicht
     bewacht wurde. In der Nähe des Strandes sind wir dann auf eine Gruppe von Galeerenwächtern gestoßen. Wir kämpften mit dem
     Mut von Verzweifelten, auf die ohnehin nichts anderes wartet als der Tod. In einem Zweikampf hat mir ein Heide die Schulter
     aufgeschlitzt. Mit Hilfe des Allmächtigen ist es mir gelungen, ihn unschädlich zu machen. Doch da war ein zweiter Angreifer,
     der es auf mein Haupt abgesehen hatte. Sein Morgenstern streifte meinen Helm, und von da an weiß ich nur aus Erzählungen,
     was weiter geschah. Ich habe es Struan, einem treuen Freund und Bruder, zu verdanken, dass ich noch lebe. Er war es, der den
     Mamelucken kurzerhand mit einem schottischen Breitschwert enthauptet hat.«
    Enthauptet … Schaudernd gab sich Hannah ihren morbiden Kindheitserinnerungen hin, wie die geköpften Hähne auf dem Bauernhof
     ihrer Großmutter auch nach der Schlachtung noch herumgeflattert waren.
    »Struan hat mir später erzählt«, fuhr Gero fort, »dass er und die anderen unaufhörlich zum heiligen Christopherus und zur
     Jungfrau Maria gebetet haben, um eine glückliche Überfahrt nach Zypern zu erflehen. Die Mamelucken hätten uns mit ihren schnellen
     Seglern spielend einholen können, aber es war ihnen wohl ganz recht, dass es da jemanden gab, der den besiegten Christen von
     ihrem Triumph künden konnte.«
    Hannah streichelte sacht über seinen Bauch. Dabei streiften ihre Fingerspitzen die zweite lang gezogene Narbe. »Steckt hinter
     jeder deiner Verwundungen eine so schreckliche Geschichte?«, fragte sie fast ehrfurchtsvoll.
    »Ich fürchte ja«, antwortete er und zog sie näher zu sich heran.
    Als ob sie im Nachhinein sein Leid lindern wollte, hob sie ihren Kopf und hauchte einige Küsse auf seine malträtierte Schulter.
    |417| Als sie weiter über seine breite Brust streichelte, streckte er sich genüsslich.
    »Hab ich dir eigentlich schon gesagt«, raunte er ihr zu, »dass du meiner verstorbenen Frau sehr ähnlich bist?«
    Hannah schwieg verblüfft.
    »Ich weiß, dass Frauen so etwas vielleicht nicht gerne hören«, fuhr er hastig fort, »besonders nicht aus dem Mund eines Mannes,
     in dessen Armen sie liegen, aber

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