Das Rätsel der Templer - Roman
ausgeschlagenes Weidenkörbchen hinter
dem Sofa.
»Ich dachte nicht an den Kater.«
»Was willst du damit sagen?«, fragte sie abwehrend und konnte doch nicht verhindern, dass eine deutliche Röte ihren Hals hinaufzog.
»Ich frage mich, was der Barbar in deinem Schlafzimmer verloren hat«, erwiderte Tom ärgerlich.
»Mal abgesehen davon, dass ich nicht wüsste, was dich das angeht, erinnere ich dich daran, dass du ihn nach seiner Ankunft
höchstselbst in mein Bett verfrachtet hast, als es ihm schlecht ging, und es schien mir so, dass es dir damals ziemlich egal
war, ob meine Matratze von Läusen oder schlimmerem bevölkert wird! Kannst du mir verraten, was zwischenzeitlich in dich gefahren
ist?«
Paul versuchte die Stimmung zu retten, indem er der Unterhaltung eine humorvolle Wendung geben wollte. »Ich weiß gar nicht,
wieso du dich beunruhigst, Tom. Als Templer hat er ein Keuschheitsgelübde abgelegt, und erst gestern hab ich gelesen, dass
in seinem Orden ohnehin alle schwul waren.«
Hannah bedachte Paul mit einem empörten Ausdruck in den Augen. »Was verbreitest du da für einen hanebüchenen Quatsch? Er ist
nicht schwul! Lasst euch das gesagt sein!« Verärgert wandte sie sich ab, um in die Küche zu gehen.
Tom sah ihr mit zusammengekniffenen Lidern hinterher. »Wieso bist du dir da so sicher?«, rief er ihr nach.
Abrupt blieb sie stehen, drehte sich wie in Zeitlupe um und warf Tom einen Blick zu, als ob sie ihn an die Wand nageln wollte.
Sein Ausdruck war nicht weniger aggressiv. »Du hast mit ihm geschlafen!« Seine Stimme überschlug sich fast.
»Und wenn schon!« Hannah wischte sich mit einer herrischen Geste ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und bedachte Tom mit
einem trotzigen Blick.
»Bist du wahnsinnig!« bemerkte Tom entrüstet. »Du weißt gar |427| nichts über ihn! Der kann sich durch eine Million Freudenhäuser gebumst haben. Was ist, wenn er krank ist? Lepra, Pest, Syphilis,
Tripper, Kratzmilben … und was weiß ich sonst noch!«
»Der einzige, der hier krank ist – und zwar im Kopf –, bist du«, entgegnete Hannah gefährlich leise. »Sei froh, dass ich deinen
Ausbruch für einem Ausdruck nervlicher Belastung halte, und es mir nicht einfällt, dich ernst zu nehmen, und jetzt verschone
mich mit weiteren Mutmaßungen.«
Wie ein abziehendes Gewitter verschwand sie hinter der schützenden Küchentür.
»Fehlte nur noch, dass du mir erzählen willst, dass er im Sitzen pinkelt!«, rief Tom ihr aufgebracht hinterher.
»Bingo!« Jack Tanner schlug sich vor Vergnügen auf die Schenkel. Er hatte Piet im Überwachungswagen abgelöst. Da er gut Deutsch
sprach, hatte er die Auseinandersetzung zwischen Stevendahl und dessen Ex-Freundin problemlos verfolgen können. »Selbst wenn
ich es immer noch nicht glauben kann. Sieht ganz so aus, als ob Hagen tatsächlich Recht behält.«
»Gute Arbeit, Tanner«, versicherte ihm Colonel Pelham wenig später über Funk.
»Bevor wir zugreifen, will ich wissen, was Stevendahl und Colbach mit dem Kerl vorhaben. Solange muss sich unser werter Professor
noch gedulden.«
Matthäus hatte sich entschlossen, sein Frühstück auf seinem Zimmer einzunehmen. Er misstraute Tom, und da konnte auch Hannahs
gutes Zureden nichts ändern.
»Es sind leibhaftige Schergen des Satans«, schimpfte er aufgeregt, und sein sonst so treuer Blick verwandelte sich in einen
verhaltenen Vorwurf, als er Hannah ansah. »Ich kann nicht verstehen, warum Ihr mit diesen Männern im Bunde steht.«
»Mattes!«, rief Gero streng. »Du vergisst dich. Kein Knappe redet so mit einer Dame!«
»Nein, Matthäus … so ist es nicht«, antwortete Hannah und drückte ihn an sich. »Die beiden sind ganz normale Menschen wie
du |428| und ich. Wir können sie nicht einfach verstoßen, nur weil sie etwas falsch gemacht haben. Sie werden es wieder gut machen
und euch zurück nach Hause bringen, selbst wenn sie jetzt noch nicht wissen, wie sie es genau anstellen müssen.«
»Heiliger Christopherus, hilf«, knurrte Gero leise und verdrehte die Augen.
»Wenn du möchtest«, beschwichtigte Hannah den Jungen, »kannst du nachher in den Stall gehen und Mona striegeln. Sie freut
sich bestimmt über deinen Besuch.«
Matthäus kaum merkliches Nicken zeugte von zaghafter Zustimmung.
Hannah klopfte ihm auf die Schulter und stand auf. »Begleitest du mich wenigstens zum Frühstück?«, fragte sie Gero auf ihrem
Weg zur Tür.
Er versuchte ihrem Blick
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