Das Raetsel des Pharao
nie gehört.
»Der Sohn des Pharao!«, erklärte Amira, als sie die fragenden Blicke bemerkte. »Ihr habt ihn doch kennengelernt. Seit sein Vater, Pharao Alim, verschwunden ist, wird er von den Priestern abgeschirmt. Niemand darf mehr mit ihm reden, nicht einmal ich. Der Wesir will die Macht über das Land an sich reißen. Da sind Ahmed und seine Freunde nur im Weg.«
Ben ließ traurig die Schultern sinken. Das Schicksal des kleinen Pharao ging ihm sehr nahe. Was für eine Gemeinheit, einem Jungen seinen Vater wegzunehmen! »Gibt es denn nichts, was wir tun können?«
Amira wurde zornig. »Alle Leute glauben, dass Pharao Alim tot ist. Aber ich kenne die Wahrheit! Ich habe den Wesir belauscht und erfahren, dass seine Männer ihn entführt haben.«
Ein kalter Schauer lief Lara über den Rücken. »Entführt? Wohin?«
»Das weiß ich auch nicht. Aber das werde ich schon noch herausfinden. Ahmed ist mein Freund. Ich lasse ihn nicht im Stich.«
Ben warf Amira einen bewundernden Blick zu. Ihre Entschlossenheit beeindruckte ihn. Und ihm wurde klar, was sie zu tun hatten: Sie mussten ihr helfen, Ahmeds Vater zu finden. Erst wenn sie das geschafft hatten, würde Amira aus ihrem Traum erwachen können.
Ben sah Lara und Nepomuk an. Alle drei dachten dasselbe und Ben sagte: »Wir werden dir und Ahmed beistehen!«
Sofort war Amira voller Energie. »Als ich gehört habe, dass drei fremde Kinder im Palast sind, da wusste ich, dass die Götter meine Gebete erhört haben. Allein kann ich dem alten Wesir nicht das Handwerk legen, aber mit eurer Hilfe könnte es klappen.«
»Das scheint der alte Wesir auch zu glauben. Sonst hätte er uns wohl kaum von diesen schrecklichen Monstern verfolgen lassen«, sagte Ben.
»Er wollte euch einsperren«, pflichtete Amira bei. »Zum Glück war ich schneller.«
»Aber was sollen wir jetzt machen? Der Wesir hat einen ganzen Hofstaat hinter sich, er hat Soldaten und magische Wesen, die ihm helfen. Wir sind nur vier Kinder und ein sprechender Frosch.«
»Ein sprechender Frosch?«, fragte Amira verwundert.
»Meine Verehrung, junge Dame«, quakte Leopold fröhlich und hüpfte auf Nepomuks Schulter.
Amira klappte die Kinnlade runter. Gefährliche Sphinxe schienen sie nicht zu erstaunen. Ein sprechender Frosch dagegen schon.
»Keine Angst, Leopold ist unser Freund«, sagte Nepomuk.
»Und du kannst wirklich sprechen?«, fragte Amira verblüfft.
Leopold machte ein beleidigtes Gesicht. »Ich bin kein gewöhnlicher Frosch, junge Dame. Mein Name ist Leopold Casimir Balthasar von Mooresgrund, Prinz von Mooresgrund.«
»Ein Frosch-Prinz?«
»Nein, ein Menschenprinz. Diese Gestalt habe ich einem bösen Zauberer zu verdanken. Seid lieber vorsichtig mit dem Wesir, sonst endet ihr noch wie ich.«
Nepomuk kicherte bei der Vorstellung, ein Frosch zu sein. Den ganzen Tag im Wasser zu plantschen, war vielleicht gar nicht so übel.
»Der Wesir … wenn jemand weiß, wo der Pharao versteckt ist, dann er«, überlegte Ben.
»Dann sollten wir ihm einen Besuch abstatten«, schlug Lara vor.
Amira schüttelte den Kopf. »Viel zu gefährlich. Wenn seine Häscher uns fangen, wird er uns den Krokodilen zum Fraß vorwerfen lassen!«
Lara hob die Brauen. »Davon habe ich doch schon mal gehört. Warum ausgerechnet Krokodile?«
»Weil sie im Nil leben und von den Menschen als heilige Tiere verehrt werden«, erklärte Amira.
Krokodile hin oder her, Ben würde nicht zulassen, dass der böse Wesir Ahmed den Vater wegnahm. »Ich habe keine Angst. Ich werde dem Wesir einen Besuch abstatten und herausfinden, was er mit Ahmeds Vater gemacht hat«, sagte er entschlossen.
Lara grinste. »Wenn du glaubst, dass wir dich alleine gehen lassen, dann hast du dich geschnitten.«
Nepomuk schluckte. Es gefiel ihm gar nicht, dass sie sich direkt in die Höhle des Löwen begaben. Andererseits wollte er nicht als Feigling dastehen, schon gar nicht vor Amira.
Das Mädchen lächelte zweifelnd. »Ich weiß nicht, ob ihr mutig seid oder einfach nur verrückt. Aber wahrscheinlich habt ihr recht. Wenn wir erfahren wollen, was mit Pharao Alim passiert ist, dann ist das der einzige Weg.«
»Du weißt doch sicher, wo der Wesir wohnt«, fragte Ben.
Amira nickte düster. »Allerdings. Lasst uns gehen, solange es noch dunkel ist. Bei Tag haben wir keine Chance.«
»Dann los!«, rief Ben.
Es war tief in der Nacht, als sie sich dem Anwesen des Wesirs näherten. Das Haus war von einer Mauer umgeben und mindestens ebenso groß und gut
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