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Das Rätsel Sigma

Das Rätsel Sigma

Titel: Das Rätsel Sigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Blitzlicht eines Fotografen. Dann schepperte noch etwas, klapperte immer langsamer, und schließlich war Stille.
    Sie hatten beide instinktiv die Köpfe eingezogen. Jetzt stand K. O. auf und sagte ruhig: „Die Sicherheitsvorkehrungen haben sich jedenfalls bewährt. Wir sind unbeschädigt, und das Relais hat den Strom abgeschaltet. Vielleicht etwas zu träge, aber das läßt sich korrigieren.“
    „Und deine Strahlenfalle?“ Wiebke, die auch aufgestanden war, deutete auf den Blechkasten, der verbeult am Boden lag.
    K. O. brachte vorsichtig seine Hand in die Nähe des Kastens.
    „Warm“, sagte er, „das Ding hat anscheinend eine ganze Menge geschluckt.“ Er hob den Kasten auf und drehte ihn hin und her. „Hier“, sagte er und zeigte auf eine trübe Stelle an der Außenseite, „das müssen wir uns unterm Mikroskop angucken, ich denke, hier wurde der Lichtblitz reflektiert.“
    Aus den überall herumliegenden Fetzen von Metall und Folie hatten sie bald rekonstruiert, was geschehen war. Und das war eigentlich nicht viel. Der Draht, der den Mantel der zylindrischen Trommel bildete und gegen den die Folie zentrifugal gepreßt wurde, war längs einer Mantellinie gerissen. Die auftretende Unwucht hatte die Trommel aus dem Gefüge gerissen und die äußeren Teile demontiert. Der Laserstrahl war ungehindert in die Falle gedrungen, bis ein herumfliegendes Teil die Strahlenfalle traf und drehte. Aber im gleichen Moment hatte auch das Sicherheitsrelais den Strom abgeschaltet.

    „Kleine Fische“, sagte K. O. „in einer halben Stunde läuft das Ding wieder, nun hab nur keine Angst um dein Programm, ich habe heute abend nichts weiter vor. Aber warum ist der Draht gerissen?“ Nachdenklich befühlte er die Reste der Trommel, die Verstrebungen, in denen der Draht befestigt war, er fuhr mit dem Daumen über ein Winkeleisen, da schien ihm ein Gedanke zu kommen, er hob die Hand, ließ sie eine kreisende Bewegung vollführen, immer schneller, offenbar den Lauf der Trommel nachahmend, hielt dann plötzlich inne und sagte: „Ich Rindvieh! Wenn ich hier statt des Winkeleisens ein T-Profil genommen hätte, wäre überhaupt nichts passiert!“
    Wiebke betrachtete prüfend die Reste der Trommel. Ja, sie hatten die Folie immer eingelegt, indem sie bei so einem Winkeleisen begonnen hatten. Dann kreiste die Trommel, die Zentrifugalkraft drückte die Folie gegen den Draht, vielleicht verzog sie sich und gab einen winzigen Spalt frei, ein oder zwei Impulse rutschten bei jeder Umdrehung hindurch und trafen entweder den Draht oder die Falle, und dadurch wurde der Draht auf der ganzen Breite sozusagen angesägt, und gegen Ende des Versuchs – ratsch! „Wir müssen darauf achten, daß die Folie sich überlappt“, sagte Wiebke.
    „Gut!“ lobte K. O. „Du siehst, es sind immer die Kleinigkeiten!“

     
     
    Der Flug war planmäßig verlaufen; aber als sie gelandet waren – wieder auf einem Militärflugplatz, nicht einmal weit von ihrem Ziel entfernt –, stand zwar ein Auto schon bereit, sie erfuhren jedoch, daß es mit dem Rückflug nichts werden würde. Für den Süden der Republik war Sturmwarnung gegeben. Zum Glück hatte der Flugplatz einen Anschluß an den automatischen Reiseservice. Wenn sie um fünfzehn Uhr in Erfurt den Turbo-Expreß erreichten, konnten sie um siebzehn Uhr in Stralsund und um siebzehn Uhr dreißig in der Futtermittelfabrik sein. Eine knappe Stunde blieb ihnen also für das Melkanlagenwerk – wenig Zeit. Sie stiegen in den bereitstehenden Wagen, und ab ging es, mit zwei Kraftfahrern der Verkehrspolizei vornweg.
    Vor der Verwaltung des Melkanlagenwerkes stand eine Gruppe festlich gekleideter Damen und Herren. Sie eilten auf den haltenden Wagen zu, ein paar jüngere Mitarbeiter rissen die Türen auf, jemand begrüßte sie formvollendet, Blumen wurden ihnen in den Arm gedrückt. Als sich eine attraktive junge Dame anschickte, die Ansprache ins Russische zu übersetzen, war Herbert endlich klargeworden, daß hier wohl etwas nicht stimmte.
    „Augenblick bitte“, sagte er, „ich fürchte, Sie verwechseln uns mit jemand anders.“
    Er hielt dem Anführer dieses Empfangskomitees seinen Ausweis unter die Nase. Der blickte bestürzt auf das Papier, während einige der Umstehenden verstohlen grinsten. Dann wurde er plötzlich sehr nervös. „Sie müssen hier weg“, sagte er unhöflich, „wir erwarten eine sowjetische Delegation, sie muß jeden Moment kommen. Die Anmeldung ist dort drin!“ Er wies mit dem Finger

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