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Das Rätsel

Titel: Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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eine nicht genehmigte Alarmanlage, die als Klimaanlage getarnt ist. Die ganze Hardware steckt in der Decke, und im Arbeitszimmer im Erdgeschoss sind hinter der Attrappe eines Bücherregals Videomonitore. Überall auf dem Gelände sind Infrarot-Thermodetektoren. Musste extra nach Los Angeles, um die Dinger zu besorgen. Verstoßen hier gegen das Gesetz. Und sind völlig überflüssig, das hab ich dem Kerl auch gesagt. Ich glaube, der Typ hat gedacht, dieses Nest würde mal ein zweites Dodge City. Verrückt. Alles, was Sie brauchen, ist ein Riegelschloss an der Tür, aber der wollte ja nicht hören. Ich meine, schließlich geht’s genau darum, oder? Aber er war bereit zu zahlen. Und zwar gut, und, verflucht noch mal, damals in den ersten Jahren konnte noch keiner sagen, ob das mit diesem Staat funktionieren würde oder nicht, also hab ich mitgemacht. Ich wette, ich war nicht der Einzige, damals am Anfang. Was noch? Ach so, das ist auch nicht in den Plänen, aber es gibt einen kleinen Schuppen oder ein Gästehaus, zweihundert Meter vom Haus entfernt. Das Haus liegt auf einer kleinen Anhöhe, und der Schuppen ist weiter den Hang runter, grenzt direkt an unzählige Quadratmeilen Naturschutzgebiet. Keine Ahnung, wozu sie es benutzen. Wir haben den Zementboden gegossen, den Dachstuhl errichtet, die Wände und die Isolierung übernommen. Er wollte, dass wir die Materialien für den Innenausbau nur anliefern. Er wollte es nach eigenen Wünschen selbst zu Ende bringen.«
    »Noch etwas?«
    »Nein. Das war das einzige Mal, dass ich solche Änderungen vorgenommen habe. Heutzutage schicken die Behörden jemanden von der Bauaufsicht raus, der vor Einzug mit denPlänen da durchmarschiert. Aber das liegt weit zurück, in den Anfängen, und damals wurde alles ein bisschen laxer gehandhabt. Vielleicht hat er auch jemanden von der Aufsichtsbehörde geschmiert. Ist angeblich nicht möglich, aber man hört so dies und das. Also jetzt wissen Sie’s, Freund. Ich hoffe, Sie halten sich an Ihr Versprechen.«
    Während Jeffrey auflegte, kam ihm für einen Moment der Gedanke, ob der Baulöwe minderwertigen Zement in die Schule goss, die er gerade baute. Doch er hatte erfahren, was er wissen wollte.
    Hinter sich hörte er seine Mutter ruhig sagen: »Jeffrey, Susan. Die Fotos kommen gerade rein.«
    Sie standen alle drei vor dem Drucker, als die Maschine surrte und das Passfoto von Geoffrey Curtin auswarf. Er war ein Teenager von normaler Größe mit tiefliegenden braunen Augen und einem kaum gekämmten braunen Haarschopf. Sein Gesicht war flach, sein Kinn sowie die Wangenknochen vorstehend und der Mund zu einem affektierten Lächeln für die Kamera verzogen. Außerdem trug er einen struppigen Ziegenbart. In den behördlichen Unterlagen war er mit seinem ersten Wohnsitz an der Cornell University in Ithaca, New York, gemeldet.
    Susan nahm das Foto und starrte es an. Doch bevor sie etwas sagen konnte, erschien das zweite Bild – von Caril Ann Curtin. Sie war klein und dürr wie ein Gerippe, mit einem verkniffenen Gesicht und hohen Wangenknochen, die sie ihrem Kind weitervererbt hatte. Das blonde Haar hatte sie aus dem Gesicht gekämmt und zu einem Pferdeschwanz gebunden, und sie trug eine altmodische Brille mit Drahtgestell. Sie war nicht hübsch, aber auch nicht das Gegenteil; sie war auf unbehagliche Weise intensiv. Sie lächelte nicht, was ihr die professionelle Strenge einer Sekretärin verlieh.
    »Wer bist du bloß?«, fragte Diana, als sie das Bild betrachtete. Jeffrey nahm es ihr aus den Händen. Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß, wer sie ist«, fiel ihm ein. »Der Anwalt in Trenton hat es mir erzählt, aber ich habe die Sache nicht verfolgt. Sie ist eine Frau, die vor zwanzig Jahren in West Virginia gestorben ist, und zwar kurz nachdem sie dort aus dem Gefängnis entlassen worden war. Dumm, dumm, dumm. Ich bin dumm.«
    Er war noch nicht fertig, als der Drucker das dritte Foto in Angriff nahm, das Bild von Peter Curtin.
    Diana meldete sich als Erste zu Wort. »Hallo, Jeff«, sagte sie ruhig. »Du liebe Zeit, hast du dich verändert.«
    In den ersten Sekunden sah jeder von ihnen teils dasselbe, teils etwas anderes.
    Ob es die Augen waren, die so durchdringend starrten, oder die Stirn mit dem gelichteten Haaransatz, das Kinn, die Wangen, die Ohren, die dicht am ovalen Gesicht anlagen, oder die Lippen, die sich ganz leicht zu einem spöttischen Lächeln verzogen – sie alle sahen eine Erinnerung, eine Gestalt, die ihnen gemeinsam im

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