Das Rascheln von Rosmarin (Historische Romane) (German Edition)
Italien, ja sogar aus dem Heiligen Land. Zu guter Letzt entdeckte sie einen Händler mit wunderbar gewebten Stoffen von so leuchtender Farbe, wie Maris sie noch nie zuvor gesehen hatte. Aber jeder Ballen kostete mehr Geld, als eine Bauernfamilie in Langumont für einen Monat zum Leben brauchte, und beinahe wäre Maris zum nächsten Stand weitergegangen.
Aber der Händler verstand sich auf sein Geschäft und als er das Interesse in ihren Augen sah und ihm ihre sehr eleganten Kleider aufgefallen waren, zog er ein ganz besonderes Tuch aus den Tiefen einer Truhe hervor. Maris’ Augen staunten nur noch, als sie es sah, und ihr Mund öffnete sich zu seinem leisen Seufzen. Nie zuvor hatte sie etwas derart Schönes gesehen wie das schimmernde, blassgoldene Tuch. Fast durchsichtig und darin fein verwoben glänzende Fäden von Gold wie zum Muster eines Spinnennetzes. Der Stoff glitt ihr fast flüssig über die Finger, wie ein zarter Hauch. Es würde ein atemberaubendes Untergewand abgeben. Maris befühlte es einen Augenblick lang nachdenklich, gab dann schließlich der Schönheit in ihren Händen nach und begann mit dem Feilschen um einen guten Preis.
Ihr unverhohlenes Interesse war ihr Verderben und obwohl sie sich gewöhnlich im Feilschen recht geschickt anstellte, gelang es dem Händler doch, ihr mehr Gold abzuluchsen, als sie eigentlich zahlen wollte. Maris kaufte bei demselben Händler noch einen zweiten Ballen von Seide in einem dunkleren Goldton zu einem wesentlich niedrigeren Preis, sowie einen leichten, zimtfarbenen Wollstoff für einen Umhang.
Das Grüppchen zog weiter, an den Stoffauslagen der Händler vorbei, legte eine kurze Rast ein, um Fleischpasteten und Käse für ein Mittagsmahl zu erstehen. Die Erfrischung, die ihr eine ansässige Wirtsfrau verkaufte, schmeckte kräftig und angenehm bitter und verursachte einen angenehmen Kitzel in Maris’ Bauch. An einem anderen Stand fanden sie süße Pasteten und verzehrten diese genüsslich im Stehen, gleich da am Straßenrand inmitten all des Gedränges.
Jetzt kam der schwierige Teil: eine Hochzeitsgabe für ihren Verlobten zu finden.
Die Soldaten bummelten hinter Maris her die Straße entlang, während sie Stand um Stand in Augenschein nahm, Händler um Händler, und nicht in der Lage war etwas zu finden, was sie für Dirick als passend empfunden hätte.
Schließlich langten sie bei dem Teil des Marktes an, der die Juweliere und die Goldschmiede beherbergte. Während sie die schmalen Wege zwischen den Ständen dort auf und ab wanderte, wurde Maris allmählich wütend und verzweifelt, weil dort anscheinend nichts zu finden war, was ihr für ihren zukünftigen Mann passend schien. Und warum diese Aufgabe ein Geschenk zu finden, ihr derart zusetzte, wusste sie nicht ... aber so war es.
Schließlich blieb sie bei einem Goldschmied stehen, der sich auf das Anfertigen von Broschen und Umhangschnallen spezialisierte, die sowohl von Männern wie auch Frauen getragen werden konnten. Der Einfall kam ihr urplötzlich.
„Wie schnell könnt Ihr eine Brosche mit dem Wappen meines Gemahls gestalten?“, fragte sie den Goldschmied.
Der Mann runzelte die Stirn und sagte, „in sechs Tagen ... möglicherweise, Mylady.“
Sie schüttelte den Kopf. „Noch einmal halb so viel Gold, wenn Ihr es Sonntagmorgen für mich bereit habt.“
Da er sich die gute Gelegenheit offensichtlich nicht entgehen lassen wollte, dachte der Goldschmied nur kurz nach und schlug dann ein. Maris kramte nach ihrem Lederbeutel, um ihm eine erste Anzahlung zu geben. Als sie zwei Silbermünzen aus der Tiefe hervorholte, fiel ihr Dolch dabei auf den Boden.
Der Goldschmied bückte sich, um ihn für sie aufzuheben, und stieß einen kleinen Schrei des Entzückens aus. „Ah. So ein wunderschönes Stück. Ich habe diese Arbeiten schon seit vielen Jahren nicht mehr erblickt, Mylady!“
Augenblicklich war ihre Aufmerksamkeit nicht mehr bei den Münzen, sondern auf ihm. „Ihr kennt diese Arbeit?“
„Jawohl. Dies hier ist das Werk Friedrichs von Gladwythe.“
„Wo kann ich diesen Friedrich finden?“, fragte sie, weil sie wusste, dass Dirick die gleiche Frage stellen würde, wäre er hier.
Der Mann zuckte mit den Schultern. „Mylady, ich habe den Mann seit fünf oder sechs Sommern nicht mehr gesehen. Es kann durchaus sein, dass er tot ist, da ich auch schon seit langer Zeit keine neuen Arbeiten von ihm gesehen habe. Er war kein junger Mann mehr.“
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