Das Rascheln von Rosmarin (Historische Romane) (German Edition)
spürte, wie die Nässe ihrer Tränen seine Wangen feucht machte. Als sie sich aus dem süßen, zärtlichen Kuss löste, schaute Maris mit diesen goldgrünen Augen zu ihm hoch.
„Was ist mit Euch?“, fragte er, etwas anderes schnürte ihm nun die Brust ab.
„Ich–ich hätte fast nicht die Gelegenheit gehabt, es Euch zu sagen ... aber Ihr müsst es wissen. Ich bin ... ich freue mich Eure Frau zu sein. Ich weiß nun, dass ich Euch liebe, Dirick, und ich bin mir gewiss, dass Ihr mir ein guter Ehemann sein werdet und ein guter Herrscher über Langumont.“
Als er da etwas erwidern wollte, drückte sie ihm einen Finger an die Lippen und schüttelte den Kopf. „Nein, sagt jetzt nichts. Es ist genug für mich zu wissen, dass Ihr nach mir gesucht habt ... ich erwarte nicht, dass Ihr das Gleiche für mich empfindet. Und fürwahr, Dirick – es ist mir auch nicht wichtig.“
Er hätte da doch etwas erwidert, aber ein Rufen unterbrach ihn. Er nahm sie einfach in die Arme, gab ihr einen gut platzierten Kuss auf den Mund und hob sie in seinen Sattel. Nachdem er mit einem eleganten Sprung selber aufgesessen war, ließ er sich hinter ihr nieder und sie machten sich in Richtung der Rufe auf den Weg.
Eine Gruppe von Männern hatte sich auf einer kleinen Lichtung versammelt und als sie sich näherten, fing Raymond de Vermille Diricks Blick ein und schüttelte sogleich den Kopf. Maris sollte das hier nicht sehen, so lautete die Botschaft in seinem Blick. Aber es war zu spät.
Sie glitt aus dem Sattel herab und während sie Diricks Ruf nicht beachtete, schob sie sich durch die Menge der Männer, die nur auf das vor ihnen starrten. Der Anblick dort war sicherlich einer, der Alpträume verursachte, aber nichtsdestotrotz ging sie bis nach vorne. Sie musste es sehen.
Victor d’Arcy lag dort auf dem Bauch, den Kopf zu einer Seite verdreht und sein Rücken ganz rot vor Blut. Bon de Savrille hatte man so hingelegt, dass er in gleicher Position dort lag, wobei seine Hände in einer grausigen Geste nach denen von Victor griffen. Sein Bart war nass, wegen all dem Blut, das dort an der Stelle austrat, an der sich einmal seine Nase befunden hatte, und sein Hals war so seltsam verdreht, dass sein Gesicht, obwohl er auf einer Wange ruhte, ganz nach hinten durchgebogen war und seine Augen ins Nichts stierten.
Übelkeit kam ihr da hinten in der Kehle hoch, aber Maris war noch imstande es runterzudrücken, bis sie das Pferd erblickte. Dann vermochte sie sich nicht mehr zu beherrschen und drehte sich weg, um ihren Magen in die Büsche zu entleeren.
Dirick erwischte sie mitten in ihrem übereilten Rückzug und hielt sie fest, während sie sich in das Unterholz erbrach. Die Heftigkeit davon ließ sie zitternd und bebend zurück und nach dieser Erfahrung fühlte Maris sich unerklärlich schwach.
Hustend und spuckend hob sie das Gesicht an und er bot ihr einen Zipfel seiner Tunika an. Da war eine Zärtlichkeit in seinen Augen und eine Sanftheit in seinen Berührungen. Nachdem er einen tröstlichen Arm um sie gelegt hatte, führte er sie wieder zurück zu Nick.
„Kommt, lasst mich Euch wieder zur Burg bringen.“ Trotz seiner bitterernsten Miene, waren seine Worte voll der Fürsorge und er drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Noch einmal hob er sie zu Nick in den Sattel.
„Unser Hochzeitstag ist verloren“, sprach sie tränenerstickt zu ihm, plötzlich ganz übermannt von Gefühlen.
„Nein, Mylady, unser Hochzeitstag ist gerettet.“ Er zog sie nach hinten an seine starke Brust, legte seinen Umhang um sie beide, um den Frühlingsabend abzuwehren, und wendete Nick in Richtung Westminster.
KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG
„Ich will“, sagte Dirick laut und deutlich, während er Maris direkt in die Augen sah.
Der Bischof fügte ihre Hände zusammen und sprach die rituellen Worte, „ich erkläre Euch hiermit zu Mann und Frau. Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.“
Diricks Hände schlossen sich fest um Maris’ kleinere, etwas zerkratzte und sie konnte nicht anders als lächelnd zu ihm hochblicken.
„Glückwunsch, Ludingdon“, sagte der König mit lauter Stimme fröhlich von seinem Platz etwas abseits, an der Seite der Kapelle.
„Meinen Dank, Eure Majestät.“ Dirick ließ die Hand von Maris nicht los, als sie hinübergingen, um sich vor ihrem König zu verneigen.
Obwohl sie erst spät nach Westminster zurückgekehrt waren und die
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