Das Rascheln von Rosmarin (Historische Romane) (German Edition)
Euch den Tee ins Gemach zu bringen, sobald Ihr zur Ruhe geht.“
„Ich danke dir, mein Kleines. Obwohl ich den Geschmack verabscheue, kann ich nicht klagen, was die viele Linderung betrifft, die dein Tee meinen Schmerzen beschert. Lass ihn mir nachher sogleich von Verna bringen und ich gelobe ihn auch zu trinken.“
„Sehr wohl, Papa. Ich werde Euch beim Wort nehmen“, sagte Maris, als sie aufstand. „Ich muss noch nach der Tochter von Maisie sehen, denn sie fühlte sich nicht wohl, und dann werde ich Euch Euren Tee brauen“, erklärte sie kurz, wobei sie es vermied, Dirick mehr als einen flüchtigen Blick zuzuwerfen. „Gute Nacht, Sir Dirick, gute Nacht, Mama.“ Sie lehnte sich vor, um ihrem Vater einen Kuss auf die Wange zu geben, dann machte sie kehrt und verließ die große Halle.
Dirick sah, wie sie zur Halle hinausging. Er hatte den ganzen Abend damit zugebracht, sich abwechselnd zu gratulieren und sich zu verfluchen, weil er die Gelegenheit, von diesen köstlichen Lippen zu kosten, beim Schopf gepackt hatte. Was Frauen anbetraf, war er kein Mann, der seinen Impulsen nachgab. Er nahm sich die Zeit, sie zu umwerben, ihnen zu schmeicheln, Frauen zu necken und sie zu erregen, bis sie ihm gleich einem reifen Pfirsich in die Arme fielen. Willige Frauen gab es zuhauf, Damen und Huren gleichermaßen, die sich ihm zur Verfügung stellten und nicht verlangten, dass er sie jagte. Und nur so sagte das Spiel ihm zu.
Nichtsdestotrotz: er hatte den Tag an Maris’ Seite nicht nur genossen, er wusste auch, dass er sie wieder küssen würde – gleichgültig ob sie nun einem anderen versprochen war oder nicht.
Sie war gerade in die Küche entschwunden und es begann in der großen Halle ruhiger zu werden, als der Bote auftauchte.
Die meisten Männer hatten sich von der derben Unterhaltung und dem lauten Erzählen von Geschichten zurückgezogen, in die Betten von Huren, zum Schach und zu Würfelspielen, oder zur Nachtwache. Dirick selbst war auch drauf und dran seine eigene Schlafstatt aufzusuchen, als der Hausmeier an Merle herantrat.
„Mylord, ein Bote am Tor bringt unserem Gast Kunde, Sir Dirick de Arlande.“ Der Mann blieb schweigend stehen und erwartete Erlaubnis den Boten hereinzurufen.
Jeder Gedanke an Schlaf und an den herrlichen Mund der Lady Maris verflüchtigte sich in Diricks Schädel, um von Sorge verdrängt zu werden. Die Kunde musste wahrhaft schlecht sein, wenn ein Bote ihm nachgeschickt wurde, während er in einer geheimen Mission im Auftrag des Königs unterwegs war. Angesichts der jüngsten Erfahrung, wo man ihm die Kunde vom Tode seines Vaters auf die gleiche Weise überbracht hatte, war er auf der Stelle in höchster Unruhe.
Merle nickte dem Hausmeier seine Erlaubnis zu, der daraufhin verschwand, den Boten zu holen. Die Minuten, die verstrichen, bis er wieder vor ihnen erschien, kamen Dirick wie Stunden vor, während er Sorglosigkeit vorgab und an seinem Ale nippte. Endlich erschien der Mann und Diricks Sorge verschlimmerte sich, als er in ihm einen Ritter seines Bruders Bernard, nunmehr Lord von Derkland, wiedererkannte.
„Die Botschaft, die ich Euch bringe, erzählt sich besser unter vier Augen“, sprach der Botschafter, wie er an den Tisch herantrat.
„So lasst uns einen privateren Ort aufsuchen.“ Dirick erhob sich, der Mund verkniffen und seine Eingeweide ein einziger Aufruhr.
Der Mann folgte ihm in eine dunkle, sehr kalte Ecke des Saales und Dirick drängte ihn, sofort zu sprechen, kaum waren sie sicher vor den hellhörigen Ohren anderer. „Welche Kunde bringt Ihr mir, Sir Ivan?“
„Lord Bernard schickt mich zu–“
„Er ist also wohlauf? Bernard ist wohlauf? Ist es Thomas? Sprecht, Mann!“
„Ja, Mylord. Eure Brüder sind wohlauf und–“
„Mutter! Es ist doch nicht Mutter?“ Dirick wurde am ganzen Leib kalt. Ihre Trauer ob des Verlusts ihres Mannes war tief und schlimm gewesen. Hatte ihr gebrochenes Herz etwa aufgegeben?
„Nein, nein, Sir Dirick – alles ist gut.“ Die Betonung auf diesen letzten Worten, drang endlich zu ihm durch und Dirick entspannte sich etwas.
„Also dann. Mit dem Schreck hier habt Ihr mich fast in ein früheres Grab als erwünscht gebracht, Mann! Was ist das für eine Kunde, dass Bernard Euch zu mir schickt, wo ich im Auftrag des Königs unterwegs bin?“ Er streckte die Hand nach dem Schreiben aus.
„Es ist nicht niedergeschrieben worden“, erklärte ihm Ivan. „Lord Bernard
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