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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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seinen Weg mit. Der Erzmagier schwebte über dem Eis, und der Schatten verharrte unter ihm. Der Erzmagier runzelte neugierig die Stirn. Allem Anschein nach hauste ein Lebewesen im Burggraben, auch wenn er sich nicht recht vorstellen konnte, was es war. Dass es seinen Astralleib wahrnehmen konnte, verblüffte ihn besonders. Was immer es war, es war unter dem Eis gefangen. Der Erzmagier schwebte tiefer, bis er sich dicht über einem Riss im Eis befand, und spähte aufmerksam ins Wasser. Die rätselhafte Silhouette lauerte unschlüssig, dann zuckte der Erzmagier instinktiv zurück, als sie plötzlich auf die Unterseite der Eisdecke zuschoss. Der Riss verbreiterte sich und barst, und ein einzelner Augapfel auf einem rosa Stiel tauchte in dem Spalt auf. Der Erzmagier schwebte in sicherer Entfernung aufs Eis.
    „Hallo“, sagte er höflich. „Wer bist du?“
    Eine undeutliche, blubbernde, leise Stimme erreichte ihn, aber er war nicht sicher, ob sie aus dem Riss im Eis kam oder direkt in seine Gedanken drang.
    „Ich lebe hier“, sagte die Stimme. „Im Wasser. Im Burggraben. Heimat. Mein Name … das ist lange her. Lange her. Wer bist du?“
    „Ich bin der Erzmagier. Ich bin ein Hexer.“
    Der Augapfel schwenkte auf seinem Stiel hin und her, um ihn besser sehen zu können. „Ich erinnere mich an dich, glaube ich. Vom Dunklen Turm.“
    „Ah ja“, sagte der Hexenmeister. „Das war vor einigen Jahren, nicht? Du hast mich bei der Arbeit gestört, und da verwandelte ich dich und schickte dich zurück.“
    „Lange her“, bestätigte die undeutliche Stimme, die nichts Menschenähnliches an sich hatte. „Lange her. Jetzt lebe ich hier. Im Burggraben. Heimat.“
    „Die Zeit vergeht so schnell“, sagte der Erzmagier. „Tut mir leid, Freund. Ich verwandle dich zurück …“
    „Nein! Bitte nicht. Ich bin glücklich hier als Beschützer des Burggrabens. Mehr will ich nicht, mehr wollte ich nie. Im Sommer gibt es Fische, Vögel und Insekten, und ich höre ihre Stimmen, ihre Lieder. Der Wind, der Regen und der Wald sind jetzt Teil von mir, und ich bin Teil von ihnen. Ich spüre, wie die Jahreszeiten vergehen und die Welt sich dreht und f ühle den langsamen, gleichmäßigen Herzschlag des Lebens. Das kann ich nicht aufgeben. Ich will kein Mensch mehr sein.“
    „Ja“, sagte der Erzmagier. „Ich weiß. Ich will es auch nicht. Kann ich sonst etwas für dich tun?“
    Das Stielauge nickte gedankenvoll. „Besuch mich ab und zu“, sagte die blubbernde Stimme. „Sprich mit mir! Manchmal f ühle ich mich einsam und sehne mich nach einer Menschenstimme.“
    „Ich werde kommen, wann immer ich kann“, erklärte der Erzmagier.
    „Versprochen?“
    „Versprochen.“
    „Gut. Gut.“ Der Augapfel drehte sich und starrte an ihm vorbei in die Finsternis. „Die lange Nacht ist hereingebrochen, Erzmagier. In der Burg wärst du sicherer.“
    „Du auch.“
    Blubberndes Lachen. „Die Dämonen tun mir nichts. Sie wissen es besser. Kehr zurück in die Burg, Erzmagier! Geh zurück ins Licht, in die Nähe anderer Menschen. Aber komm wieder, wenn die Nacht vorüber ist. Bitte.“
    „Natürlich“, sagte der Erzmagier. „Leb wohl, Freund.“ Er wandte sich ab und schwebte wieder empor. Der Augapfel starrte ihm nach, bis er hinter der Burgmauer verschwunden war. Dann betrachtete er kurz die vorrückende Dunkelheit und tauchte mit einem leisen Schmatzen unter. Der Riss in der Eisdecke schloss sich, und die verschwommene, dunkle Gestalt glitt gemächlich durch das kalte Wasser des Burggrabens.

    Rupert erwachte von einem lauten Klopfen. Jemand schlug unaufhörlich gegen die Tür. Er rollte sich auf den Rücken und starrte zur Zimmerdecke, während seine Träume zögernd den Rückzug antraten. Dann schoss er in die Höhe und griff nach dem Schwert, das auf dem Boden neben dem Bett lag. Mit der Waffe in der Hand fühlte er sich sicherer. Er warf einen Blick auf die Öllampe; sie war ausgegangen, aber die Kerzen brannten noch. Er spähte in die Schatten, die in den Ecken seines Zimmers lauerten, und versuchte, sich zu erinnern, was ihn geweckt hatte. Das Hämmern begann von neuem, und etwas in Ruperts Hinterkopf schrie: „Dämonen, Dämonen, Dämonen! “ Er schüttelte den Kopf und atmete tief durch, und die wilde, absurde Furcht, die sein Herz zum Rasen gebracht hatte, verebbte langsam zu einem vertrauten Hintergrundmurmeln. Vorsichtig schwang er die Beine über die Bettkante, zuckte zusammen, als er die schmerzenden Glieder spürte, und

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