Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
Gefühl trügt wahrscheinlich nicht.“
„Du bist ein echter Trost. Siehst du etwas?“
„Nein.“
Rupert runzelte unglücklich die Stirn. „Sie wissen, dass wir hier sind. Das spüre ich. Es ist nur eine Frage der Zeit … mit etwas Glück sind wir in einer Stunde durch.“
Das Einhorn schnaubte. „Hatten wir je Glück?“
Es war eine harte, kräftezehrende Arbeit, einen Weg zu schlagen, und je tiefer die Gruppe in den Düsterwald vordrang, desto mühsamer kam sie vom Fleck. Die Leibgardisten drängten sich dicht zusammen und warfen ängstliche Blicke umher, als sich die bedrückende Schwärze der langen Nacht wie eine schwere Last in ihre Seelen senkte. Ihre Witze und Blödeleien wichen einem angespannten, argwöhnischen Schweigen.
Rupert wechselte die Holzfäller, sobald sie erste Spuren von Ermüdung zeigten, aber die Männer benötigten trotzdem eine gewisse Zeit, um die Bäume zu fällen und aus dem Weg zu schleifen. Die Axthiebe krachten schaurig durch die Stille, aber von den Dämonen war nichts zu sehen.
Das Warten zehrte an Rupert, und er musste sich zusammennehmen, um nicht bei jedem Brechen oder Zittern eines Astes zusammenzuzucken. Schritt für Schritt kämpften sie sich weiter, und seine Sorge wuchs, dass die Kerzen in den Laternen heruntergebrannt wären, ehe seine Leute den Waldrand erreicht hatten. Er überschlug, wie viel Öl noch für die Lampen übrig war, und biss sich auf die Unterlippe, als ihm einfiel, dass er den größten Teil im Kampf gegen die grässliche Kreatur in Kupferstadt verbrannt hatte. Mit einem Fluch untersuchte er die Kerze seiner eigenen Laterne. Sie war bis auf einen daumengroßen Stummel heruntergebrannt; in spätestens einer halben Stunde würde sie ausgehen. Rupert runzelte die Stirn. Vielleicht war das der Plan der Dämonen: abzuwarten, bis der Gruppe das Licht ausgegangen war, und sie dann im Schutz der Dunkelheit anzugreifen. Rupert befahl den Männern, eine kurze Rast einzulegen, und trat neben den Ersten Ritter.
„Ich finde es unklug, hier anzuhalten, Hoheit“, sagte der ruhig.
„Wir verbrauchen zu viel Licht“, sagte Rupert knapp. „Entweder schränken wir uns ein, oder wir stehen in Kürze in völligem Dunkel da.“
Der Erste Ritter nickte nachdenklich. „Ich werde Befehl geben, alle Lampen zu l öschen. Die Laternen müssten reichen. Kurz bevor die Kerzen heruntergebrannt sind, zünden wir die Lampen wieder an.“ Er sah Rupert warnend an. „Das wird die Männer entsetzen.“
„Die Finsternis wird sie noch heftiger entsetzen“, wandte Rupert ein. „Alles ist besser als diese Dunkelheit.“
Der Erste Ritter blickte in Ruperts von Erinnerungen gequälte Augen und wandte sich ab. „Ich gebe die Order aus, Hoheit.“
Er trat zu seinen Leuten, und eine Lampe nach der anderen erlosch, bis die Helligkeit auf einen trüben, kleinen Lichtkreis geschrumpft war. Die Männer wirkten angespannt, und einige warfen Rupert wütende Blicke zu, aber niemand murrte offen.
Rupert war zu besorgt und erschöpft, um sich Gedanken darüber zu machen. Nach einer Weile gesellte sich der Erste Ritter wieder zu ihm.
„Wir haben ein Problem, Hoheit. Uns sind seit dem Eintreten in den Düsterwald sieben Leute abhanden gekommen.“
Einen Augenblick lang starrte ihn Rupert nur verständnislos an. Dann spürte er, wie ihm die Kälte durch die Adern kroch, und er erstarrte. „Sieben? Seid Ihr sicher?“
Der Erste Ritter nickte grimmig. „Spurlos verschwunden, mitsamt Pferden und Ausrüstung. Als hätte es sie nie gegeben. Etwas hat sie lautlos weggeholt, einen nach dem anderen, und niemand hat etwas gehört oder gesehen.“
Rupert stieß einen Fluch aus und trat mit dem Stiefel zornig ins tote Laub. Wenn die Dämonen sie bereits entdeckt hatten … „Ab sofort arbeiten die Männer nur noch zu zweit. Einer fällt die Stämme, der andere deckt ihn. Es kann nicht mehr als eine Handvoll Dämonen da draußen lauern, sonst hätten sie uns längst offen angegriffen. Wahrscheinlich dauert es noch eine Weile, bis sie Verstärkung erhalten. Wenn wir schnell genug sind, kommen wir vielleicht mit heiler Haut davon.“
„Ohne Sterne, die uns die Richtung weisen, gelingt es uns möglicherweise nicht, eine gerade Schneise durch den Wald zu schlagen“, gab der Erste Ritter zu bedenken. „ Übereifer führt nur in die Irre.“
Rupert sah über die Schulter. Das diffuse Licht erhellte nur wenige Schritte des Pfades, den sie angelegt hatten. Er zuckte ärgerlich die Achseln.
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