Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
„Wir sind so verteilt, Herr Ritter, dass wir rasch merken würden, wenn wir im Kreis liefen, und ein kleiner Umweg spielt bei der kurzen Distanz, die wir zurücklegen, keine entscheidende Rolle.“
So zog die Gruppe weiter in die lange Nacht. Dunkelheit umdrängte sie, verschluckte alle Geräusche und dämpfte das Licht, in dem sie sich bewegte. Einer nach dem anderen flackerten die Kerzenstummel in den Laternen, erloschen und wurden durch eine Öllampe ersetzt, und immer noch fällten die Soldaten die morschen Bäume, ohne das Ende des Düsterwaldes zu erblicken. Sie verloren keine Männer mehr an das Dunkel, aber Rupert spürte, dass sie beobachtet wurden. Seine Narben pochten bei dem Gedanken an die ausgestandenen Schmerzen, und nur der Stolz hielt ihn davon ab, fortwährend ins Dunkel zu spähen. Seine Laterne flackerte, er wühlte in seinem Packen nach einer Öllampe – und dann kam der Angriff von allen Seiten gleichzeitig.
Die Erde klaffte auf und bäumte sich unter ihren Füßen auf. Dutzende leichenfahler Arme ragten aus Rissen und Spalten, schnappten nach den Knöcheln der Männer und zerrten sie in die Tiefe. Lange, klebrige Fäden aus rotem Gespinst lösten sich aus den Kronen der morschen Bäume, wickelten sich um die verwirrten Soldaten und zogen sie mit entsetzlicher Leichtigkeit ins Geäst, wo sie der Lichtschein nicht mehr erreichen konnte. Blut lief die Baumstämme entlang, und die Schreie der Soldaten durchdrangen die Stille, bis sie unvermittelt abgeschnitten wurden. Winzige Geschöpfe trippelten zu Hunderten aus dem Dunkel, fielen über die angstvoll wiehernden Pferde her und fraßen sie bei lebendigem Leib.
Rupert und der Erste Ritter standen Rücken an Rücken und töteten alles, was in Reichweite ihrer Waffen kam. Aus dem Augenwinkel sah Rupert, wie sich das Einhorn immer wieder aufrichtete, die umherhuschenden Geschöpfe abschüttelte und unter seinen Hufen zermalmte. In wenigen Augenblicken war ein Dutzend Männer vom Weg verschwunden, aber noch während Rupert seinen Zorn in die Nacht hinausschrie, tat sich vor ihm ein Riss im Boden auf, und einer der Soldaten kämpfte sich blutüberströmt ins Freie. Andere folgten ihm, und einer kletterte von einem Baum herab und sah sich wutentbrannt nach neuen Gegnern um.
Geheimnisvolle, missgebildete Gestalten mit hungrig glühenden Augen fielen mit Fängen und Klauen über die Gardisten her, die nun einen Verteidigungsring um die wenigen überlebenden Pferde und das Einhorn bildeten und die Angreifer langsam zurückdrängten. Schwerter und Äxte blitzten hell im Lampenlicht, während Blut spritzte und sich in Pfützen auf dem Boden ausbreitete. Rupert schwang sein Schwert beidhändig, vor Anstrengung ächzend und stöhnend. Für jede gefallene Kreatur erhob sich eine neue, und Rupert mähte sie mit wildem Grinsen nieder. Die Dunkelheit hatte ihm endlich einen Feind beschert, den er sehen, bekämpfen und besiegen konnte. Rupert, der Erste Ritter und die überlebenden Männer hatten es mit einem zahlenmäßig zehnfach überlegenen Gegner zu tun, und doch wollten sie sich der dunklen Macht nicht ohne weiteres ergeben. Sie kämpften Seite an Seite und wichen nicht, und plötzlich ließen die Geschöpfe der Finsternis von ihnen ab und verschmolzen mit den Schatten, aus denen sie hervorgebrochen waren.
Rupert senkte langsam sein Schwert und blickte argwöhnisch umher. Keine Arme versuchten, ihn aus der Tiefe zu packen, keine Fäden hingen von den Bäumen, und ringsum herrschte völlige Stille. Die kleinen Angreifer lagen zu Dutzenden verrenkt und zermalmt am Boden, aber die Pferde waren ebenfalls alle tot, auch das Streitross des Ersten Ritters. Seine Schabracke hatte ihm letztlich wenig Schutz geboten. Der Erste Ritter kniete neben dem gefallenen Tier nieder und tätschelte ihm die Schulter, als wolle er sich entschuldigen. Rupert sah sich rasch nach dem Einhorn um, das langsam zu ihm herüberkam. Es hatte blutige Striemen an den Flanken, war aber sonst allem Anschein nach unversehrt. Rupert stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und lehnte sich kurz gegen den Hals des Einhorns, ehe er sich seinem Gefolge zuwandte. Von den sechsundvierzig Männern, die ihm und dem Ersten Ritter Geleitschutz gegeben hatten, waren nur noch dreißig am Leben. Sieben hatte er unterwegs verloren, neun weitere während des Kampfes. Rupert fluchte und betrachtete angewidert das blutverspritzte Schwert in seiner Hand. Ein zweiter Gang auf dem Regenbogen hätte seine
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