Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
müssen. Gelingt das nicht, wird der Düsterwald alles verschlingen. Die Zivilisation wird untergehen, die lange Nacht wird endlos sein, und die Welt wird den Dämonen gehören.“
Lange schwieg der Hof, wie erstarrt von der düsteren Vision des Astrologen.
„Dagegen müssen wir etwas tun“, meinte Rupert schließlich unsicher.
„Ganz recht“, sagte der Astrologe, „und deshalb bitten wir Euch, Prinz Rupert, zum Dunklen Turm zu reisen und den Erzmagier zu holen.“
Rupert starrte Grey an.
„Ich hätte mich freiwillig melden sollen, eine Armee gegen den Dämonenprinzen zu führen“, sagte er schließlich. „Das wäre sicherer gewesen.“
„Aber du wirst es tun“, sagte der König.
„Natürlich“, antwortete Rupert bitter. „Das war dir klar, noch ehe ich in die große Halle kam.“
„Augenblick!“ Julia trat mit ein paar schnellen Schritten zwischen Rupert und König John. „Was geht hier vor? Wer ist dieser Erzmagier?“
„Ein Hexer“, erklärte Rupert knapp. „Sehr mächtig und sehr tödlich. Schon seit Jahren im Exil. Er mag keine Besucher.“
„Du musst nicht gehen“, sagte Julia und legte ihm sanft eine Hand auf den Arm. „Du hast schon genug geleistet.“
„Nein“, sagte Rupert müde. „Vater hat recht, es ist sonst niemand da, den sie … entbehren können.“
„Dann komme ich mit dir.“
„ Ä h, hört mal“, meldete sich Harald zu Wort, „ich fürchte, das kann ich nicht zulassen.“
„Schnauze, du Widerling“, sagte Julia. Harald starrte sie mit offenem Mund an, während sich die Höflinge diskret räusperten. Julia beachtete sie nicht, ihre Augen waren flehentlich auf Rupert gerichtet, doch der schüttelte entschieden den Kopf.
„Ich kann dich nicht mitnehmen. Nicht zum Dunklen Turm. Ich weiß, niemand könnte mir besser den Rücken freihalten als du, aber ich lasse nicht zu, dass du schon wieder dein Leben für mich riskierst. Ich habe kein Recht dazu. Du bist hier sicher … solange du Harald einigermaßen auf Abstand hältst.“
„Aber …“
„Nein.“ Rupert hielt ihrem Blick unbeugsam stand, bis sie wegschaute.
„Das ist nicht nett“, sagte sie leise.
„Nein“, sagte Rupert, „ist es nicht.“ Er wandte sich König John zu, der ihn eingehend musterte.
„Nun, mir scheint, zwischen dir und Prinzessin Julia haben sich so etwas wie zarte Bande entwickelt.“
Rupert nickte stumm.
„Sie ist Harald versprochen“, erklärte der König. „Wir haben den Vertrag vor langer Zeit besiegelt.“
„Ich kenne meine Pflicht“, sagte Rupert. „Immer schon. Das ist auch der einzige Grund, weshalb ich diese Mission nicht ablehne – und noch etwas: Wenn ich mich schon auf die Suche nach dem Erzmagier mache, verlange ich ein volles Garderegiment, das mir Rückendeckung gibt.“
„Es wird morgen früh bereitstehen“, versprach König John.
„Ich verlange ferner, dass der Erste Ritter die Männer führt …“
„Es wäre mir eine Ehre, an Eurer Seite zu reiten, Hoheit“, sagte der Erste Ritter.
„… unter meinem Befehl!“, ergänzte Rupert.
König John zögerte und nickte dann. „Es ist deine Expedition. Aber ich empfehle dir nachdrücklich, den Ratschlägen des Ersten Ritters Gehör zu schenken.“
„Solange er es bei Ratschlägen belässt“, sagte Rupert.
„Selbstverständlich, Hoheit.“ Der Erste Ritter verneigte sich.
„Er nennt mich wieder Hoheit“, dachte Rupert verdrossen. „Das deutet auf eine verzweifelte Lage hin.“
„Na schön“, seufzte er schließlich. „Herr Ritter, wir brechen morgen bei Sonnenaufgang auf. Allerdings weiß ich nicht, wie wir den Erzmagier überreden sollen, uns zurück auf die Burg zu begleiten.“
„Er ist unsere einzige Hoffnung“, sagte Grey.
„Dann solltet ihr besser anfangen, weiße Fahnen zu nähen“, fauchte Rupert.
„Ich erkläre die Diskussion hiermit für beendet“, fiel König John hastig ein, „und gestatte dem Hofstaat, sich zurückzuziehen.“
Die Höflinge steuerten unter lebhaftem Geplauder auf die breite Lücke zu, an deren Stelle sich noch vor kurzem ein massives Tor befunden hatte. Rupert wandte sich Julia zu, die ihm den Rücken zukehrte.
„Julia …“
„Wir hätten nie in die Burg zurückkehren dürfen.“
„Ich tat, was ich für das Beste hielt.“
„Ich weiß“, sagte Julia müde. „Es ist nicht deine Schuld.“
Rupert nahm sie sanft am Arm und drehte sie um, so dass sie ihn anschauen musste. „Ich habe dich nicht vor den Dämonen gerettet, um dich an
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